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Das Ausfüllen der Mikrozensus-Fragebögen bereitet nicht selten Kopfzerbrechen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance / dpa-tmn

Hörer machen ProgrammMikrozensus: Warum muss ich immer wieder die selben Daten angeben?

05. September 2022, 05:00 Uhr

Bundesweit rund 370.000 Haushalte beantworten noch bis zum Ende des Jahres den Mikrozensus. Dafür verschicken die Statistischen Landesämter Fragebögen. Doch warum müssen die häufig identischen und unabänderlichen Fragen, etwa nach dem Geburtsdatum, immer wieder neu beantwortet werden? Das fragt sich MDR AKTUELL-Hörer Thomas Krause.

Mit seinem Nachbarn macht Herr Krause schon Witze. Na, hast Du auch wieder Post vom Statistischen Landesamt bekommen? Ja, hat er. Die beiden nehmen es mit Humor und beantworten geduldig alle Fragen, sagt Thomas Krause MDR AKTUELL. Den letzte Bogen habe die Behörde Mitte August geschickt. Eine Erhebung zum Arbeitsmarkt: 62 Seiten dick. Frage 5 lautet: Wann sind Sie geboren? Dabei hat Herr Krause in den zwei Jahren zuvor diese Frage schon drei Mal beantwortet.

Es geht um den Datenschutz

Warum also nochmal? Es geht um den Datenschutz, erklärt der Präsident des Statistischen Landesamts Sachsen-Anhalt, Michael Reichelt. Dass man jedes Mal fragen muss, hänge zum einen mit sogenannten Erhebungsmerkmalen zusammen: "Das sind zum Beispiel Ausbildung oder Stadtangehörigkeit oder Beruf."

Zum anderen gebe es sogenannte Hilfsmerkmale, also Name und Anschrift. "Das Bundesstatistikgesetz schreibt vor, dass Hilfsmerkmale so früh wie möglich von den Erhebungsmerkmalen zu trennen sind. Also der Name wird getrennt von den anderen Angaben. Deshalb kann im Folgejahr nicht mehr nachvollzogen werden, welche Angaben ein einzelner gemacht hat", erklärt Reichelt.

Die selbe Person wird beim Mikrozensus mehrfach befragt

Der Sinn des Ganzen: Niemand soll jemals erkennen können, welche Angaben Herr Krause gemacht hat – auch die Statistiker im Landesamt nicht, die die Angaben auswerten. Selbst das Geburtsdatum soll sich nicht zuordnen lassen. Beim Statistischen Landesamt hat Herr Krause zwar eine Nummer. Doch auch die wird von den Antworten getrennt. Die Folge: Herr Krause muss bei den Fragen immer wieder beim Urschleim anfangen. Dafür sind seine Daten aber sicherer. 

Und warum wird Herr Krause immer wieder befragt? Das ist gewollt, sagt Michael Reichelt: "Das Gesetz schreibt vor, dass die Befragung bis zu vier Mal innerhalb von fünf Jahren stattfindet. Einfach, damit man Schwankungen abbilden kann und so einen besseren Überblick erhält. Beispielsweise wenn ein anderer Beruf ausgeübt wird oder sich andere Umstände ergeben, die erfragt werden."

Mikrozensus ist nicht gleich Zensus

Zu verwechseln ist der Mikrozensus übrigens nicht mit dem Zensus, der alle vier Jahre durchgeführt wird. Beim Mikrozensus wird jedes Jahr ein Prozent der Bevölkerung nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Nur rein zufällig kann es passieren, dass dabei miteinander befreundete oder verwandte Personen angeschrieben werden, sagt Reichelt.

Doch nach seinen Worten gibt es eine Ausnahme: Das Statistische Landesamt bildet nämlich Befragungsgruppen. Die Statistiker picken sich in einer Gegend bis zu zwölf Wohnungen heraus, die ungefähr gleich groß sind.

So kann es sein, dass ein ganzer Straßenzug angeschrieben wird. "Das kann kommen, weil ja in einer Auswahlgruppe zwischen sechs und zwölf Wohnungen sind. Und wenn man beispielsweisen eine Gruppe von zwölf Einfamilienhäusern in einer Straße hat, kann es sein, dass jedes dieser Häuser, jede dieser Anschriften, in der Stichprobe erfasst ist und befragt wird", erklärt Reichelt. Ziel dieser Übung ist es, Haushalte mit ungefähr gleichem Wohnhintergrund besser vergleichen zu können.  

Klar, die vielen Fragen können nerven. Doch sie zu beantworten, ist gesetzliche Pflicht, es drohen Bußgelder. Eine rein theoretische Möglichkeit, dem Mikrozensus zu entkommen: umziehen. Denn die Statistiker wählen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach der Adresse aus. Zieht man weg, muss der Nachbewohner die Fragen beantworten.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 05. September 2022 | 05:00 Uhr