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Der Redakteur | 29.11.2023Kosten bunte Briefe mehr Versand?

29. November 2023, 16:33 Uhr

Sigrun aus Heldrungen wundert sich über die Post. Für Ihre goldene Hochzeit hat sie Einladungen in goldenen Umschlägen verschickt. Alle hatten einen weißen Adressaufkleber. Im Osten kamen Ihre Briefe ohne Problem an, aber im Westen mussten die Empfänger zwei Euro nachzahlen. Nur Baden-Württemberg machte eine Ausnahme. Warum kosten bunte Briefumschläge im Westen mehr Versand? Unser Redakteur Thomas Becker lüftet ein Postgeheimnis.

Ein goldener Umschlag passt natürlich perfekt zur Goldenen Hochzeit. Doch leider nicht zur Deutschen Post. Dort ist die Postzug-Romantik schon lange vorbei, wo schick bemützte Mitarbeiter in einem Nachtzug sitzen und die Briefe in Sperrholzfächer einsortieren.

Briefe müssen maschinenlesbar sein. Die täglich immer noch viele Millionen Briefe können gar nicht händisch sortiert werden. Die Geräte zur Ersterfassung sind zwar Kummer gewöhnt und kommen mit den krakeligsten Handschriften diverser Sprachen klar. Aber bei bestimmten Farben und Papiersorten sind sie mit ihrem Latein am Ende.

Jeder Brief in Deutschland erhält einen Strichcode

Damit die Briefe nicht an jeder Abzweigung neu gelesen werden müssen, bekommen sie gleich zu Beginn der Reise einen Code verpasst. Aufgedruckt als fluoreszierender orangefarbener Strichcode, hinter dem sich Postleitzahl, Straße und Hausnummer verbergen. Genaugenommen sind es nur Ziffern, denn auch jeder Straße in Deutschland ist eine Zahl zugeordnet. Diese Codes werden von einem Tintenstrahldrucker aufgedruckt und weil die Briefe mit hoher Geschwindigkeit durch die Druckmaschine laufen, "verbiegen" sich die Striche mitunter etwas.

Bei den goldenen Umschlägen können gleich zwei Fehlerquellen entstehen. Erstens, wenn der Code im goldenen Glanz untergeht oder zweitens, wenn die Farbe von einer Hochglanz-Oberfläche schlicht nicht angenommen wird. In beiden Fällen gehe es im Blindflug weiter, sagt Post-Sprecher Thomas Kutsch. Der Brief wird "ausgeschleust" und per Hand sortiert. Das kostet extra. "Die Maschinen in den Briefzentren können die Codes auf bestimmten Umschlagfarben nicht lesen", sagt Kutsch.

Wie begründet die Post das "Strafporto"?

Die Sortiermaschinen lesen und sortieren zehn Briefe pro Sekunde. Das schafft auch der fleißigste Mitarbeiter nicht. 90 Prozent der Briefe werden auch so im Land verteilt. Die restlichen zehn Prozent kosten zusätzliches Geld. Die extra dafür eingestellten Mitarbeiter sortieren per Hand und deren Lohn wird - wenn man so will - auf die Kunden verteilt, die sich streng genommen nicht an die Beförderungsbedingungen gehalten haben. Fertig ist das "Strafporto".

Die Post macht keinen Unterschied zwischen Ost und West

Die Entscheidung, ob es wirklich fällig wird (zahlbar durch den Empfänger), werde gleich beim Sortieren durch den Mitarbeiter getroffen, erklärt Thomas Kutsch, der sich allerdings den offensichtlichen Ost-West Unterschied in unserem konkreten Fall nicht erklären kann. Bei mehr als 22 Briefen mussten - bis auf eine Ausnahme - alle Empfänger im Altbundesgebiet Extraporto bezahlen, der Osten blieb komplett davon verschont.

"Manche Postboten haben das Glück, dass in den Briefzentren, die das bearbeitet haben, kein Nachentgeld vermerkt wurde", erklärt Kutsch. Glück für die Postboten deshalb, weil es nämlich gar keinen Spaß macht, den Leuten zusätzlich Geld abzuknöpfen. Dass es denen auch keine Freude bereitet, muss nicht extra erwähnt werden.

All das lässt sich verhindern, indem man einfach auf bunte Briefumschläge, Aufkleber und andere Deko-Elemente verzichtet. Auch der Bereich unter der Adresszeile, die sogenannte Codierzone, wo sich der orangefarbene Code befindet, darf weder beschrieben noch bedruckt werden. Und noch etwas unbedingt sein lassen: Briefumschläge wiederverwenden, die schon einen Code haben. Aus naheliegenden Gründen.

Der ideale Briefumschlag ist weiß oder cremefarbend, hat keine Aufkleber oder andere Deko-Elemente. Außerdem darf der Bereich unter der Adresszeile nicht beschrieben sein. Bildrechte: IMAGO/Zoonar

Die Fehler beim Weihnachtspaket

Päckchen und Paketen werden genauso automatisch sortiert wie die Briefe. Allerdings sind durch die standardisierten Aufkleber, die die Empfängercodes enthalten, die Fehlerquellen minimiert. Denn der Aufkleber kommt ja quasi als letztes oben drauf. Abgesehen davon seien die Scanner auch nicht ganz so empfindlich was bunte Kartons betrifft, sagt Thomas Kutsch. Also farbige Kartons sind kein Problem. Hier sollte man aber unbedingt darauf achten, dass sämtliche alte Codes entfernt oder überklebt sind. Auch die von anderen Anbietern.

Wenn die Maschine verwirrt ist, muss der Mensch ran und wenn man Pech hat, ist der Flieger weg und das Paket verspätet sich. Regelrecht systemgefährdend ist der nicht mehr ganz so gute aber alte Paketstrick. Der ist nicht nur aus der Zeit gefallen, sondern auch nicht mehr erwünscht. Alles, was hängenbleiben oder sich irgendwo verheddern kann, also eben der Strick oder auch loses Packpapier, ist zu vermeiden. Nicht nur das Paket kann sonst Schaden nehmen, sondern auch die Sortieranlage. 

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MDR (ask)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 29. November 2023 | 16:40 Uhr

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