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Auf vielen Bahnstrecken in Bayern und Mitteldeutschland müssen Betonschwellen ausgetauscht werden. Gutachter vermuten Herstellungsfehler. Bildrechte: MDR/André Plaul

HerstellerfehlerDB tauscht massenhaft Betonschwellen aus

19. August 2022, 16:03 Uhr

Beim Zugunglück von Garmisch-Partenkirchen spielten offenbar fehlerhafte Gleisschwellen eine Rolle, die vom Hersteller auch auf Strecken in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verbaut wurden. Darauf deuten Gutachten hin. Die Prüfung und der Austausch der Schwellen wird noch monatelang dauern und zu Einschränkungen im Zugverkehr führen.

Die Deutsche Bahn überprüft bundesweit Gleis-Betonschwellen eines bestimmten Bautyps und Herstellers und muss sie teils austauschen. Wie der Konzern mittteilte, weisen technische Gutachten auf Unregelmäßigkeiten in der Materialbeschaffenheit hin und einen möglichen Herstellerfehler.

Wo Auffälligkeiten bei der Untersuchung von 200.000 Schwellen festgestellt wurden, lässt die Bahn nach eigenen Angaben ihre Züge bereits langsamer fahren. Erste Schwellen seien ausgetauscht worden. Ziel sei es, fast alle Strecken bis Jahresende wieder befahrbar zu machen. Der Austausch werde sich aber bis 2023 hinziehen. Die Arbeiten führten zu Umleitungen, längeren Fahrzeiten oder auch Schienenersatzverkehr.

Drei Abschnitte in Sachsen gesperrt

Besonders betroffen sind der Deutschen Bahn zufolge die Bundesländer Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Nach MDR-Informationen gibt es in Sachsen aktuell drei Streckensperrungen, davon zwei mehrere hundert Meter lange Abschnitte in Dresden und Leipzig sowie ein Abschnitt zwischen Geising und Altenberg. Zudem dürfen 40 Gleisabschnitte derzeit nur mit reduzierter Geschwindigkeit befahren werden. Insgesamt sind demnach 45 Kilometer Schienen betroffen.

Kosten in dreistelliger Millionenhöhe

Aktuell gibt es nach Bahn-Angaben bundesweit an 165 Stellen im Schienennetz Einschränkungen. Bei den Arbeiten hätten zunächst jene Strecken Vorrang, die besonders hoch ausgelastet und für den Fern-, Regional- und Güterverkehr wichtig seien. Die Bahn geht von Gesamtkosten in dreistelliger Millionenhöhe aus. Sie erwägt Regressansprüche gegenüber dem Schwellenhersteller.

Fünf Tote und viel Verletzte bei Unglück in Bayern

Anfang Juni war ein Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München entgleist. Fünf Menschen starben, etwa 50 Menschen wurden verletzt, 16 von ihnen schwer. Bei der Suche nach der Unglücksursache gerieten auch die Betonschwellen in den Fokus.

Der Austausch trifft die Deutsche Bahn in einer ohnehin extrem angespannten Lage. Das Streckennetz ist durch Militärtransporte wegen des Ukraine-Kriegs stark belastet, hinzu kommt Personalmangel. Zum Herbst und Winter setzt die Bundesregierung zudem verstärkt auf Kohle- und Öl-Transporte auf der Schiene für Kraftwerke.

Reuters/AFP (ans)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 19. August 2022 | 11:00 Uhr