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Vielen Galeria-Kaufhof-Filialen in Deutschland droht das Aus. Bildrechte: IMAGO / Manfred Segerer

SchutzschirminsolvenzGaleria Kaufhof: 40 Filialen droht das Aus

31. Oktober 2022, 20:37 Uhr

Die angeschlagene Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof will sich in einem Schutzschirmverfahren sanieren. Wie der Konzern mitteilte, wurde der Antrag dazu beim Amtsgericht Essen eingereicht. Bereits vor zwei Jahren hatte der Konzern ein Schutzschirmverfahren beantragt. Damals wurden viele Filialen geschlossen und tausende Beschäftigte entlassen.

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof will über 40 seiner verbliebenen 131 Kaufhäuser schließen. Das kündigte Unternehmenschef Miguel Müllenbach in einem Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) an.

Galeria Kaufhof will mehr als 40 Filialen schließen. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Wenige Stunden zuvor hatte das Unternehmen zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Jahren Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen, wie ein Firmensprecher am Montag sagte.

Der Manager sagte in dem "FAZ"-Interview, um das Unternehmen zu retten, müsse das Filialnetz "um mindestens ein Drittel reduziert werden". Betriebsbedingte Kündigungen seien unvermeidbar. In einem Mitarbeiterbrief schrieb Müllenbach, das Unternehmen müsse sich von jenen Filialen trennen, die angesichts der Konsumflaute, der Inflation und der Energiekosten "auf absehbare Zeit nicht mehr profitabel zu betreiben sind". Nur so lasse sich ein endgültiges Scheitern des Unternehmens verhindern.

Derzeit 17.000 Mitarbeitende in 97 Städten

Der Handelsriese mit seinen 17.000 Mitarbeitern ist noch in 97 deutschen Städten vertreten. Galeria hatte vor dem Gang zum Insolvenzgericht mit der Bundesregierung über weitere Finanzhilfen - über die bereits erhaltenen 680 Millionen Euro hinaus - verhandelt. Doch sei man zu dem Ergebnis gekommen, das dies kein gangbarer Weg sei, sagte Müllenbach. Dauerhafte staatliche Darlehen könnten nicht die Lösung sein.

Während des ersten Corona-Lockdowns im April 2020 hatte das Unternehmen schon einmal Rettung in einem Schutzschirmverfahren gesucht. Das Insolvenzverfahren dauerte damals bis Ende September.

SchutzschirmverfahrenBei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachverwalter die Aufsicht über die Rettung, während die Unternehmensführung die Kontrolle behält, aber von einem externen Sanierungsexperten beraten wird.

Erstes Schutzschirmverfahren bereits im Jahr 2020

Im Fall von Galeria soll nach Informationen der "Wirtschaftswoche" der Düsseldorfer Jurist Frank Kebekus die vorläufige Sachwaltung übernehmen. Der Restrukturierer Arndt Geiwitz soll demnach die operative Sanierung leiten.

Schon im Frühjahr 2020 waren die beiden Experten in gleicher Position beim ersten Schutzschirmverfahren im Einsatz. Damals wurden rund 40 Filialen geschlossen, etwa 4.000 Stellen abgebaut und mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden gestrichen.

dpa (nvm)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 31. Oktober 2022 | 18:30 Uhr