Austausch von Öl- und GasheizungenOst-Vermieter befürchten stärkere Belastung durch Heizungsgesetz
Das Heizungsgesetz soll am Freitag im Bundestag verabschiedet werden. Aus Sicht des Thüringer CDU-Chefs Mario Voigt belastet das Heizungsgesetz Bürger im Osten besonders stark. Ist das tatsächlich so und warum? Astrid Wulf hat nachgefragt.
- Das Heizungsgesetz belastet den Osten mehr, weil die Gebäude und damit die Heizungen in den neuen Bundesländern älter sind.
- Teilweise fehlt es den Hauseigentümern wie Genossenschaften an Rücklagen für die Sanierung.
- Andererseits ist das Fernwärmenetz in Ostdeutschland gut ausgebaut.
Schon bald gibt es keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr: Ein nicht reparierbares Gerät muss ausgetauscht werden. Das betrifft alle in Deutschland.
Aber belastet das Heizungsgesetz die Menschen in manchen Regionen stärker? Ja, sagt René Hobusch, Präsident vom sächsischen Verband der Haus- und Wohnungseigentümer, Haus und Grund: "Wir haben zum einen in den neuen Ländern einen im Durchschnitt älteren Gebäudebestand als in vielen alten Bundesländern. Zum anderen haben wir zwar auch Sanierungen in hoher Zahl in den 1990ern gehabt, aber wir haben weniger Rücklagen und weniger Vermögen bei privaten Vermietern und selbstnutzenden Eigentümern."
Das führe dazu, dass die neuen Bundesländer mit den Anforderungen finanziell stark überfordert sind, weil keine Rücklagen da seien, erklärt Hobusch.
Wohnungsgenossenschaften sehen auch Probleme
Diese Rücklagen fehlen, wenn die Eigentümer Geld für den Austausch alter Heizungen brauchen. Das betreffe auch die zahlreichen Wohnungsgenossenschaften in Mitteldeutschland, bestätigen deren Verbände aus Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Sie finanzieren sich hauptsächlich durch die vergleichsweise niedrigen Mieten. Die Genossenschaften könnten weder die Mieten stark erhöhen noch kurzfristig hohe Investitionen tätigen, sagt Sachsen-Anhalts Verbandschef Matthias Kuplich: "Ein besonderes ostdeutsches Problem ist es, glaube ich, weil wir hier in Sachsen-Anhalt noch echtes Mieterland sind. Hier gibt es viele Einwohner, die in Mietwohnungen und genossenschaftlich organisiert wohnen und dann sehen wir schon eine gewisse Ungleichbehandlung in der Förderstruktur."
Kuplichs Amtskollegin in Sachsen, Mirjam Philipp, fügt noch hinzu, dass in den neuen Ländern viele Wohnungen und damit auch Heizungen kurz nach der Wende saniert worden seien und diese genau jetzt, nach 30 Jahren Laufzeit, getauscht werden müssten.
Wärmewende in Ostdeutschland vorangeschritten
Aber die ostdeutschen Länder stehen in Sachen Wärmewende nicht nur schlecht da. So sei, anders als in den alten Bundesländern, das Fernwärmenetz bereits gut ausgebaut, erklärt Florian Gräßler vom Verband Kommunaler Unternehmen Sachsen, dem viele Stadtwerke angehören: "Der Versorgungsgrad mit Fernwärme ist in Mitteldeutschland beziehungsweise in Ostdeutschland deutlich höher. Das ist so historisch gewachsen und dadurch ergeben sich natürlich auch mehr Chancen für die Versorgungsunternehmen."
Für Gräßler ist nicht entscheidend, ob die neuen oder alten Bundesländer stärker belastet sind. Es gehe vor allem darum, die einkommens- und vermögensschwächeren Haushalte entsprechend finanziell zu unterstützen – egal ob im Osten oder Westen.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 07. September 2023 | 06:00 Uhr