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Pflegeheim im Ausland können günstiger sein als in Deutschland. Bildrechte: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

PflegegeldZahlt die deutsche Pflegekasse auch für Pflege im Ausland?

01. März 2024, 06:36 Uhr

Wenige Menschen verlassen Deutschland im Alter, um sich in anderen Ländern pflegen zu lassen. Eine Hörerin von MDR AKTUELL möchte wissen, ob man überhaupt dieselben Leistungen von der deutschen Pflegekasse bekommt, wenn man in ein Pflegeheim im Ausland geht. Geld ließe sich auf die Art auf jeden Fall sparen.

Ob und welche Pflegeleistungen im Ausland von der deutschen Pflegekasse bezahlt werden, hänge von verschiedenen Faktoren ab, wie Martin Kilimann, Fachreferent fürs Thema Pflege beim Sozialverband VdK, erklärt. Geht es um die stationäre Pflege in einem Altenheim innerhalb der EU gelte Folgendes: "Die Versicherung beziehungsweise der Träger, in diesem Fall vor Ort, übernimmt die Leistungen und bekommt das durch die Pflegekassen in Deutschland bezahlt. Das ist aber nicht identisch oder nicht gleichzusetzen mit den Leistungen in Deutschland."

Zur Erklärung ein fiktives Beispiel: Ich bekomme einen Platz in einem Pflegeheim in Polen. Die Betreuung dort kostet 3.000 Euro monatlich, 1.500 Euro davon zahlen die Bewohner als Eigenanteil. Dann muss auch ich diese 1.500 Euro selbst bezahlen. Den Rest rechnet der Träger des Altenheims im Hintergrund mit einer deutschen Pflegekasse ab. Auch die Qualität und den Umfang der Betreuung muss ich so nehmen, wie er dort angeboten wird. Die Rahmenbedingungen in diesem Beispiel sind ausgedacht.

Außerhalb von EU keine Leistungen der Pflegekasse

Grundsätzlich gelte dieses Konstrukt so aber in der gesamten EU und in der Schweiz, sagt Kilimann. Er betont aber, dass jeder Einzelfall anders aussehen könne, und dass es deshalb wichtig sei, sich beraten zu lassen. Zum Beispiel bei der Pflegekasse: "Wenn die nicht weiterwissen, dann gibt es auch noch eine deutsche Verbindungsstelle Krankenversicherung Ausland. Krankenversicherung deshalb, weil die meisten EU-Staaten sowas wie eine Pflegekasse gar nicht kennen. Was Sie nicht tun sollten, ist ins Ausland zu gehen und unberaten da hingehen und darauf hoffen, dass Sie die Leistungen bekommen."

Denn es gelten auch noch andere Regelungen: Zum Beispiel, was das Pflegegeld betrifft – eine Unterstützung für Pflegebedürftige, die ihre Betreuung selbst organisieren. Das wird auch ins EU-Ausland gezahlt. Aber Vorsicht: Nicht in Kombination mit stationärer Pflege im Altenheim. Im Nicht-EU-Ausland gibt es in der Regel kein Geld und keine Leistungen von der Pflegekasse.

Pflege im Ausland wird kaum in Anspruch genommen

Generell ist das Thema Pflege im Ausland eher ein Nischenthema, wie eine Stichprobe bei der Techniker Krankenkasse (TK) und der AOK Plus zeigt. Bei der TK erhielten vergangenes Jahr rund 480.000 Versicherte Pflegeleistungen, davon rund 1.300 im Ausland. Das sind 0,3 Prozent. Bei der AOK Plus waren es sogar nur 0,05 Prozent.

Den Pflegeexperten Kilimann vom VdK wundert das nicht: "Das ist eine aus der Not heraus geborene Idee. Das ist zumindest unsere Beobachtung. Wir haben letztes Jahr eine Studie gemacht, die VdK-Pflegestudie, und da haben wir insgesamt über 54.000 Personen befragt. 90 Prozent haben gesagt, dass sie zuhause bleiben wollen."

Zuhause – also in häuslicher Pflege in der eigenen Wohnung. Dieses Thema werde von der Politik aber vernachlässigt, sagt Kilimann. Hier sieht er das Hauptproblem: Eigentlich bräuchte es unter anderem mehr Angebote für kurzzeitige Pflege, mehr Unterstützung und Altersabsicherung für pflegende Angehörige und deutlich weniger Bürokratie.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 01. März 2024 | 06:21 Uhr

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