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Sinnvoll oder ungerecht?Solarstrom-Förderung für E-Autos in der Kritik

28. September 2023, 07:30 Uhr

Der Sozialverband VdK hat die Förderung von E-Auto-Ladestationen durch die KfW kritisiert. Der Sprecher für Hessen und Thüringen, Philipp Stielow beziechnete das Verfahren bei MDR AKTUELL als ungerecht, unsozial und nicht sinnvoll. Wirksame Dinge gegen den Klimawandel müssten viele Menschen erreichen. Beim Thema Verkehr sei eine sichere Finanzierung des Deutschlandtickets das allerwichtigste. Schließlich nutzten elf Millionen Menschen die deutschlandweite günstige Fahrkarte.

Der Ansturm war riesig – so riesig, dass die Internetseite der KfW-Förderbank teilweise zusammenbrach. Zehntausende interessierten sich für das Programm "Solarstrom für Elektroautos" vom Bundesverkehrsministerium. Gut 10.000 Euro können Hauseigentümer für eine Solaranlage bekommen, mit der sie dann ihr Auto laden. 33.000 Online-Anträge hat die Förderbank bewilligt, dann war der Topf leer.

Verbraucherzentrale: Bestimmte Menschen werden ausgeschlossen

Die hohe Nachfrage bewertet Lorenz Bücklein, Energiereferent der Sächsischen Verbraucherzentrale, als Erfolg. Aber: Bestimmte Gruppen würden ausgeschlossen, kritisiert er: "Wohneigentümergemeinschaften sind nicht antragsberechtigt, und auch alleinige Vermieter sind komplett ausgeschlossen. Für die Struktur in Sachsen, wo wir insgesamt 66 Prozent Mieteranteil auch haben, ist es so, dass im Ergebnis die Förderung nicht überall bei den Menschen ankommt, die auch ein Interesse daran hätten."

Sozialverband VdK: "Es ist ungerecht, es ist unsozial"

Aus Bückleins Sicht ergeben Fördergelder nicht punktuell Sinn, sondern, wenn möglichst viele Menschen etwas davon haben. In diesem Fall profitieren vor allem Menschen, die vermögend seien, ergänzt Philipp Stielow von Deutschland größtem Sozialverband VdK.

Der Sprecher für Thüringen sieht darin das größte Problem: "Es ist ungerecht, es ist unsozial und es ist auch nicht sinnvoll. Wenn man was machen will gegen den Klimawandel und für die Menschen, muss man doch gucken, dass man viele Menschen erreicht. Wenn es um Verkehr geht, wäre aus unserer Sicht das Allerwichtigste, erst mal die Finanzierung des Deutschlandtickets sicher zu stellen. Also, sehr gut Verdienende zu fördern und elf Millionen Menschen die Förderung zu verweigern, macht aus unserer Sicht keinen Sinn."

Bundesverband Solarwirtschaft nicht überrascht über den Ansturm

Dass mehr Menschen mit der Förderung erreicht werden, hätte sich auch der Bundesverband Solarwirtschaft gewünscht. Der Verband sei erfreut, aber nicht überrascht über das große Interesse, sagte Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig MDR AKTUELL.

Eine Investition mache sich bezahlt: "Wir freuen uns sehr, dass ein Drittel der Immobilienbesitzer sich vorstellen können, sich ein E-Auto anzuschaffen, wenn sie das noch nicht getan haben. Und wer das tut, der möchte auch klimafreundlich fahren. Und was liegt da näher, als das bisher vielleicht ungenutzte Hausdach zu nutzen. Solarstrom kostet nur einen Bruchteil von dem, was man vom Energieversorger bezieht. Weniger als ein Drittel kann man hier kalkulieren. Das Förderprogramm hat da quasi noch mal draufgesattelt."

Der nicht selbst verbrauchte Solarstrom vom eigenen Dach könne zudem ins öffentliche Netz eingespeist werden und werde vergütet. Körnig sagt, eine Solarladestation fürs E-Auto lohne sich auch ohne Förderung. Wer dieses Mal zu spät dran war, hat laut Verkehrsministerium aber nächstes Jahr noch eine Chance. Dann soll es noch einmal 200 Millionen Euro geben.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 28. September 2023 | 06:06 Uhr