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Comeback der SolarindustrieHeimische Solar-Hersteller produzieren auf Hochtouren

03. November 2022, 17:16 Uhr

Angesichts der gestiegenen Strompreise ist die Nachfrage nach Solaranlagen für das eigene Haus oder die Wohnung seit Monaten sehr hoch. Auch hiesige Solar-Firmen profitieren von dem Boom, können die große Nachfrage aber nicht decken. Was ist überhaupt noch übrig von Mitteldeutschlands Solarindustrie?

Im Sekundentakt ziehen sie vorbei: schwarzblau schimmernde Solarzellen auf einem Förderband von Meyer Burger. Das Unternehmen hat einst Maschinen für die Solarindustrie gebaut und bis nach China verkauft. Inzwischen baut Meyer Burger Maschinen nur noch für sich selbst – und produziert damit eigene Solarzellen. Im schon totgesagten Solar Valley bei Bitterfeld-Wolfen hat die Firma eine Werkshalle bezogen.

Fertigungsleiter Jochen Fritsche schätzt die derzeitige Situation sehr positiv für das Unternehmen ein und kündigt bereits eine Erweiterung der Produktion an. "Der Markt ist hungrig auf unsere Produkte. Wir werden unsere Kapazität hier am Standort in den nächsten Jahren verdoppeln". Geplant sei der Ausbau bis 2024 in einer weiteren Produktionshalle.

Deutsche Modelle nicht mehr viel teurer

Dass die Geschäfte gut laufen, hat viele Gründe. Wegen der Strompreise denken immer mehr Menschen über eine eigene Photovoltaikanlage nach. Und Modelle aus Deutschland sind nicht mehr viel teurer als chinesische, denn die Zellfertigung läuft hochautomatisiert. Vom Boom profitiert auch die Dresdner Firma Solarwatt, die aus Zellen Module baut und in Kombination mit Speichern verkauft. In diesem Jahr, sagt Geschäftsführer Detlef Neuhaus, habe man 170 Kollegen neu eingestellt. Neuhaus zufolge übersteigt die Nachfrage bei weitem die derzeitige Produktionskapazität von Solarwatt.

Also ich würde mal über den Daumen sagen, dass wir bestimmt 60 bis 70 Prozent mehr Anfragen haben als wir abarbeiten können.

Detlef Neuhaus | Geschäftsführer Solarwatt GmbH

Kürzlich sei eine neue Produktionsanlage in Betrieb gegangen, sagt Neuhaus. Auch der Chemnitzer Modulhersteller Heckert-Solar hat sich erweitert.

Verband: Entwicklung sehr erfreulich

Der Bundesverband Solarwirtschaft begrüßt die derzeitige Entwicklung, sieht aber noch kein wirkliches Comeback der Solarindustrie in Deutschland. Davon zu reden wäre verfrüht, sagt Sprecher Carsten Körnig. Es sei jedoch erfreulich, dass verbliebene Hersteller ausbauen. Darüber hinaus fänden erste Neuansiedlungen statt. Weitere Unternehmen seien interessiert.

Gemessen an China sei die deutsche Branche klein, sagt Körnig. Kaputt geschrumpft vor rund zehn Jahren. Doch sie könne wieder wachsen. Und angesichts der Lieferengpässe aus Fernost sei das auch sinnvoll.

Europäische Solarbranche noch in weiter Ferne

Der Aufbau einer großen europäischen Solarindustrie ist nach Ansicht von Detlef Neuhaus von Solarwatt schöne aber zugleich schwierig umzusetzende Vision. Dafür müsse man Konsortien schaffen und Stärken bündeln. Zudem brauche man Vertrauen und Investoren, die "hunderte Millionen und Milliarden" Euro einbringen können. "Es ist möglich, aber es ist nicht einfach und erfordert viel Konsequenz."

Vorerst kommen weiterhin viele Teile für die Solarbranche aus China. So produziert das Land nahezu alle Siliziumblöcke, aus denen später Photovoltaikzellen werden. Meyer Burgers Fabrik im Solar Valley ist momentan die einzige Solarzellenfertigung in ganz Europa.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 17. Oktober 2022 | 05:00 Uhr

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