Tschüss Kohle, hallo Zukunft – 2024Tagebau Schleenhain – Von Abraum und sinkendem Umsatz
2024 verliert die Kohle im Energiemix an Bedeutung. Im Tagebau Vereinigtes Schleenhain erzählt Bastian Zimmer, Planungschef der Mibrag, wie das Kohlegeschäft läuft und womit die Mibrag in Zukunft Geld verdienen will.
Mitten im Nichts des Tagebaus, in dem ganze Dörfer verschwunden sind, lärmt ein Monstergerät: der Absetzer. Er transportiert Sand, Lehm, Erde, Matsch – all das, was bei der Kohleförderung übrigbleibt und kippt es zurück ins schon ausgekohlte Loch im Abbaufeld Schleenhain.
Am Fuße des 2.400-Tonnen-Geräts steht Bastian Zimmer, Planungschef der Mibrag. "Wenn wir eine Tonne Kohle fördern wollen, müssen wir drei bis vier Kubikmeter Abraum bewegen", erklärt er. "Im Jahr heißt das, dass wir dreißig bis vierzig Millionen Kubikmeter bewegen. Jeder kennt das Tropical Island in der Lausitz. Also sechs bis sieben Mal das Volumen dieser Halle."
Bastian Zimmer über die Jahre
2023: Mibrag fördert 30 Prozent weniger Kohle als im Vorjahr
Zimmer steigt den Absetzer auf einer Metalltreppe hoch. Der Wind weht ihm ins Gesicht. Die Förderbänder surren stetig. Doch der Eindruck der Gleichmäßigkeit täuscht. Noch 2022, in der Energiekrise, förderte die Mibrag rund 17 Millionen Tonnen Kohle. Vergangenes Jahr waren es fast 30 Prozent weniger. Die Kohle verliert im Energiemix an Bedeutung.
2023 sei ein durchaus schwieriges Jahr für die Mibrag gewesen, sagt Zimmer. Man merke deutlich, dass die Kraftwerke jetzt auch wieder anders eingesetzt würden. "Wir fördern natürlich nur dann, wenn die Kraftwerke die Kohle brauchen. Es gibt Zeiten, da geht gar nichts. Und dann gibt es wieder Zeiten, da laufen die Blöcke voll. Und das ist sehr anspruchsvoll für uns."
Zimmer läuft ins Führerhäuschen des Absetzers. Hier oben thront Ralf Atzler. Der Gerätefahrer sitzt vor Bildschirmen und entscheidet, wo der Abraum nach unten fällt. Atzler sagt: "Wir haben unsere Vorgaben, wie wir zu kippen haben laut GPS. Und das machen wir dann." 41 Jahre sei er jetzt dabei.
Vor dem Kohleausstieg: Letzte Schritte zur Wiedernutzbarmachung
Auf die Frage, ob ihm das Wort Kohleausstieg Angst mache, antwortet Atzler: "Angst kann man nicht direkt sagen. Aber wir müssten für die Jugend schon etwas machen, damit es dort irgendwie weitergeht mit dem ganzen Strukturwandel. Industriearbeitsplätze brauchen wir auf alle Fälle."
Ein Kohleunternehmen kann grün werden, wird grün werden.
Bastian Zimmer | Planungschef Mibrag
Rund 1.400 Beschäftigte hat die Mibrag noch. Einige werden weiterarbeiten, wenn die Kohleförderung endet. So ist Bastian Zimmer als Planungschef auch für die Rekultivierung zuständig. Das Abkippen des Abraums ist der erste Schritt zur Wiedernutzbarmachung.
"Also wir füllen diesen Tagebau wieder auf", erklärt Zimmer. "Wir bringen kulturfähigen Boden in die oberste Schicht, machen landwirtschaftliche Nutzfläche drauf und vergeben sie dann an die Bauern." In Zukunft werde aber der Fokus von der Landwirtschaft in Richtung Wald gehen, sagt Zimmer. "Also wir werden hier mehr und mehr Waldflächen herstellen und auch Flächen für eine naturnahe Entwicklung".
Ein grünes Kohleunternehmen? Geld verdienen nach der Kohle
Und danach? Womit verdient die Mibrag dann? Zimmer steigt in sein Auto. Er fährt ans andere Ende des Tagebaus. Hier hat das Unternehmen ein Solarfeld errichtet. Auf einigen rekultivierten Flächen sollen auch Windräder entstehen, ein Elektrolyseur.
"Ein Kohleunternehmen kann grün werden, wird grün werden", sagt Zimmer. Da sei er sich sehr sicher. "Wir entwickeln neue Geschäftsfelder, die zukunftsfähig sind. Und die auch neue Jobs hervorbringen werden."
Noch allerdings ist die Kohle Kerngeschäft. Und nicht jeden Job werden Solarparks und Windräder ersetzen. Die Mibrag kann sich noch andere Geschäftsfelder vorstellen: Elektrolyse, Recycling-Dienstleistungen. Was wirklich kommt, wird auch davon abhängen, ob das Unternehmen mit der Braunkohle noch genug für neue Investitionen verdienen kann.
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Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 04. März 2024 | 06:50 Uhr