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Bis die Fördergelder für die neue Wärmepumpe bewilligt sind, vergeht viel Zeit – das BAFA kommt kaum hinterher. Bildrechte: IMAGO / Rainer Weisflog

Energetische SanierungUnnötig viel Papierkram bei Wärmepumpen-Fördergeldern

23. Mai 2023, 08:18 Uhr

Seit Wochen streitet die Bundesregierung über das geplante neue Heizungsgesetz. Darin sollen nachhaltige Heizungen finanziell gefördert werden. Doch auch heute schon kann man eine Förderung bekommen, wenn man sich eine Wärmepumpe einbaut oder die Wände dämmt. Die entsprechenden Anträge bearbeitet das BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft- und Ausfuhrkontrolle. Dumm nur, dass Fachleute sagen, die Behörde sei damit völlig überfordert.

  • BAFA wegen langer Wartezeiten in der Kritik
  • Energieberater bemängeln fehlende Expertise
  • BAFA will Anträge künftig schneller bearbeiten

Konrad Nickel kennt sich aus mit komplizierten Anträgen. Der 61-Jährige arbeitet als Energieberater im sächsischen Freiberg. Und als solcher hilft er Eigenheimbesitzern, die ihr Haus dämmen oder die Heizung tauschen wollen, auch beim Ausfüllen des Förderantrags.

Doch nach dem Versand an die zuständige Behörde benötigen Nickels Kunden erst einmal viel Geduld: "Wir haben zurzeit allein bei der Antragstellung bis zum Fördermittelbescheid so bis zu einem halben Jahr. Und nach Beendigung der Baumaßnahme, nachdem wir das alles eingereicht haben beim BAFA, dann kann es ein halbes bis ein dreiviertel Jahr dauern bis die Auszahlung wirklich realisiert wird. Und das ist extrem unzufriedenstellend."

Kritik: Behörde nicht im digitalen Zeitalter angekommen

Das BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, ist seit 2022 dafür zuständig, energetische Sanierungen zu fördern. Im sächsischen Weißwasser wurde eigens eine Außenstelle gegründet. Zuvor hatte sich die staatliche KfW-Bank um das Förderprogramm gekümmert. Sie bewilligte Anträge binnen Sekunden, erinnern sich Energieberater wehmütig. Denn die KfW machte zunächst nur eine computergestützte Plausibilitätsprüfung. Das BAFA prüft von Beginn an händisch.

Der Geschäftsführer des Bundesverbandes der Energieberater GIH, Benjamin Weismann, kritisiert, die Behörde sei nicht im digitalen Zeitalter angekommen: "Eine Steuererklärung können Sie heute papierlos senden und müssen gar keine Dokumente mehr hochladen, sondern es wird eben stichprobenmäßig kontrolliert, und das BAFA schickt jeden einzelnen Bescheid, jedes Papier noch per Post. Das ist einfach nicht nötig", sagt er.

Energieberater bemängeln fehlende Expertise

Weismann ließ Energieberater befragen. Nur zwölf Prozent zeigten sich mit der Arbeit des BAFA zufrieden. Alle anderen schimpften über das lahme Tempo. Und sie kritisierten, dass nahezu gleichlautende Anträge von dem einen Mitarbeiter abgelehnt und von dem anderen bewilligt worden seien. Es fehle dem BAFA schlicht an Expertise.

"Bei der KfW konnte man relativ schnell jemanden telefonisch erreichen, wenn es Fragen gab. Dann konnte man im Dialog klären, woran es hapert oder warum der Antrag eben nicht genehmigt worden ist. Und bei der BAFA kommt man einfach nicht durch. Eine telefonische Erreichbarkeit ist quasi für den Kunden und oft auch für den Energieberater nicht gegeben."

BAFA will Verfahren für Wärmepumpenförderung beschleunigen

Chef des BAFA ist der gebürtige Lausitzer Torsten Safarik. Der CDU-Mann hatte sich sehr für Weißwasser als Außenstelle eingesetzt. Safarik kennt die Klagen der Energieberater und bittet um Nachsicht.

Wegen der Energiepreiskrise sei das Interesse an der Förderung massiv gestiegen. Allein im vergangenen Jahr habe man 780.000 Anträge erhalten. "Die enorme Nachfrage bedeutet natürlich auch für unsere eingespielten Prozesse eine Herausforderung. Deshalb hatten wir im letzten Herbst und Winter leider sehr lange Bearbeitungszeiten", sagt Safarik.

Inzwischen aber, versichert er, habe man die Verfahren beschleunigt. Es sei neues Personal eingestellt worden. Der Antragsstau aus dem Vorjahr sei abgearbeitet. "Anträge, die momentan beim BAFA gestellt werden, werden wir innerhalb einer Woche bearbeiten. Und die Antragsteller, die uns Rechnungen einreichen, bekommen von uns so innerhalb von zwei Monaten die Fördermittel ausgezahlt."

Energieberater Nickel bestätigt, dass Förderbescheide nun schneller kämen. Die Auszahlung der Gelder dauere aber immer noch lange. Und nach wie vor sei das BAFA deutlich langsamer als die einst zuständige KfW.

MDR

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 23. Mai 2023 | 06:00 Uhr

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