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Der Ausbau von Windkraft geht nur langsam voran in Sachsen und Thüringen. Bildrechte: imago images/Steffen Schellhorn

Windkraft-AusbauFinanzielle Beteiligung könnte Akzeptanz für Windräder steigern

07. August 2022, 09:19 Uhr

Der Windkraft-Ausbau in Mitteldeutschland geht nur schleppend voran. Ein Ansatz, um den Ausbau voranzutreiben, ist die finanzielle Beteiligung von Bürgern. Zum Beispiel in Form von Bürgerenergiegenossenschaften.

Südlich von Leipzig liegt der Braunkohletagebau Vereinigtes Schleenhain. Ein grauschwarzes Loch, umgeben von ausgeräumten Feldlandschaften. Auf diesen Äckern sollen bis 2024 15 Windräder entstehen.

Ausbau wird Herausforderung

Um die Erwartungen des Bundes zu erfüllen, werden dieser und die anderen genehmigten Windparks nicht reichen, weiß Andreas Berkner. Er ist der Chef des Regionalen Planungsverbandes Leipzig-Westsachsen und sucht bereits nach weiteren Flächen.

"Man kann sagen, das Ziel zwei Prozent steht für 2032. Wir haben ein Zwischenziel für 2026, das liegt rund bei einem Prozent." Aktuell liege der Wert bei 0,3 Prozent in der Region. "Und das kann man an der Stelle deutlich sagen: Das wird eine Herausforderung", betont Berkner.

Sachsen ist Schlusslicht beim Ausbau

Denn Sachsen gilt beim Windkraftausbau als Schlusslicht. Nach Daten des Bundesverbands Windenergie wurden im ersten Halbjahr 2022 nur zwei neue Windenergieanlagen gebaut. Insgesamt drehen sich hier aktuell gut 870 Windräder.

Wolfgang Köck ist Umweltjurist am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und hofft, dass die lange Flaute beim Ausbau vorbei ist. "Mit der Regierung, die aus SPD, CDU und den Grünen gestellt wird, hat sich das Blatt schon gewendet. Insofern enthält auch das Energie- und Klimaprogramm Zuwachsraten."

Ressortübergreifende Arbeitsgruppe gegründet

Aber die seien angesichts der jetzigen Zielvorgaben nicht mehr ausreichend und müssten angepasst werden, sagt Köck. Sachsens Energieminister Wolfram Günther hat deshalb eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe gegründet, um weiter Druck zu machen.

Es sei allen klar, "dass das eine knallharte Standortfrage ist hier in Sachsen, dass für unsere Unternehmen künftig erneuerbare Energien zur Verfügung stehen." Man wolle auch unabhängig werden vom Import fossiler Energien, sagt Günther.

Ausbau in Thüringen auch langsam

Auch in Thüringen kam der Bau neuer Windräder in den letzten Jahren nur langsam voran. Im ersten Halbjahr 2022 wurden neun Anlagen errichtet. Damit liegt das Land im bundesweiten Mittelfeld.

Beim Ausbau seien aber auch die Kommunen selbst gefragt, sagt Umweltministerin Anja Siegesmund. "Vor Ort gibt es inzwischen viele Bürgerenergiegenossenschaften. Da machen die Menschen die Energiewende selbst. In Uthleben steht ein sogenanntes Bürgerwindrad." Das sehe man nicht nur, sondern es gebe auch einen finanziellen Benefit für die Menschen und die Kommune.

Finanzielle Beteiligung für mehr Ausbau

Finanzielle Beteiligung sei überhaupt der Schlüssel, um mehr Akzeptanz für Windenergie zu schaffen, sagt Umweltjurist Wolfgang Köck. "Im März dieses Jahres hat das Bundesverfassungsgericht entschieden, dass die Vorgaben, die Mecklenburg-Vorpommern den Windenergieprojektierern gemacht hat – nämlich sowohl den Orten, an denen sie Windenergie realisieren, als auch den Bürgern Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten oder Ausgleichsabgaben zu zahlen, dass das rechtens ist."

Deshalb plant nun auch Thüringens Umweltministerin ein entsprechendes Beteiligungsgesetz. Mit einem Bürgerenergiefonds will sie außerdem kommunale Windräder fördern. So, sagt Siegesmund optimistisch, könne man das Ausbauziel des Bundes durchaus erreichen.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 07. August 2022 | 06:00 Uhr