Trotz Schnee und EisCamping in Sachsen-Anhalt im Trend – sogar im Wintervon Justin Andreae und Levin Schwarzkopf, MDR
Seit in der Corona-Pandemie Hotels geschlossen waren, boomt in Deutschland das Camping. In Sachsen-Anhalt steigen die Übernachtunsgszahlen noch stärker als im Bundestrend. Selbst im Winter übernachten immer mehr Menschen auf dem Campingplatz. Ein Ehepaar aus Leipzig verbringt den Winter seit Jahren auf einem Platz in Schlaitz im Landkreis Anhalt-Bitterfeld.
- Die Zahl der Campingplatz-Übernachtungen im Winter steigen.
- In Sachsen-Anhalt wächst die Zahl der Winter-Camper sogar noch stärker als bundesweit.
- Besonders im Trend liegt Camping in Städten wie Halle oder Magdeburg.
Gasheizung, Küchenzeile und eine gemütliche Sitzgruppe: Der Camper von Gina und Helmut Just ist von einer richtigen Wohnung kaum zu unterscheiden. Seit vier Jahren lebt das Leipziger Rentnerehepaar als Dauercamper im Heide-Camp Schlaitz am Muldestausee bei Bitterfeld – auch im tiefsten Winter. "Und wenn Schnee liegt, wird geschippt. Das ist doch herrlich! Es gibt immer zu muddeln", sagt Gina Just und lacht.
Wintercamping wird beliebter
Das Winter-Campen ist in Schlaitz die große Ausnahme: Neben den Justs überwintern aktuell nur drei weitere Camper auf dem Platz, der im Sommer bis zu 2.000 Gäste beherbergt.
Betrachtet man aber ganz Sachsen-Anhalt, erleben Campingplätze einen kleinen Winter-Boom: Gab es 2018 in Sachsen-Anhalt noch rund 54.000 Camping-Übernachtungen im Winterhalbjahr, stieg dieser Wert bis 2022 auf mehr als 78.000 Übernachtungen.
Mit Heizung im Zelt
Wie kommt es, dass das Winter-Campen im Trend liegt? "Wenn Sie auf den Campingplatz im Winter gehen, erwarten Sie Kälte und Nässe", sagt Peter Ahrens, Präsident des Verbandes der Camping- und Freizeitwirtschaft Sachsen-Anhalt. "Aber all das müssen Sie heute nicht mehr haben. Selbst in ein Zelt können Sie eine Heizung stellen."
Wenn Sie auf den Campingplatz im Winter gehen, erwarten Sie Kälte und Nässe. Aber selbst in ein Zelt können Sie eine Heizung stellen.
Peter Ahrens | Präsident Verband der Camping- und Freizeitwirtschaft Sachsen-Anhalt
Das hätten in der Corona-Pandemie viele festgestellt, die wegen der Hotelschließungen aufs Camping ausweichen mussten. "Die Leute haben gemerkt: Das Camping hat fast nichts mehr mit dem Camping von früher zu tun", sagt Ahrens. Vor allem gelte das für die Sanitäreinheiten: "Nach der Natur ist das mindestens das Zweitwichtigste für viele Camper." Viele Plätze hätten inzwischen einzeln buchbare Duschen und Toiletten statt einem Sanitärbereich für alle.
Camping in Sachsen-Anhalt boomt – auch in den Städten
Bezieht man auch die Sommermonate in die Auswertung ein, ist der Camping-Boom sogar noch stärker erkennbar. 2018 gab es etwa 460.000 Übernachtungen auf Sachsen-Anhalts Campingplätzen, 2022 waren es fast 680.000. Diesen Trend zum Campen gibt es deutschlandweit – doch in Sachsen-Anhalt ist er besonders stark.
In der Region um Magdeburg etwa ist die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen 2022 im Vergleich zu 2018 um mehr als 50 Prozent angestiegen.
Bei Sachsen-Anhalts Tourismusgesellschaft IMG weiß man von diesem Boom. Besonders Städtecamping, etwa in Magdeburg oder Halle, liege im Trend. "An vielen Wochenenden in der warmen Jahreszeit mussten Plätze aufgrund von Überfüllung sogar geschlossen werden", sagt IMG-Sprecherin Sabine Kraus.
Campingplatz als zweites Zuhause
Für Gina und Helmut Just ist der Campingplatz in Schlaitz zum zweiten Zuhause geworden. Die Ausflüge in die Natur – etwa zur nahegelegenen Goitzsche – machten ihnen im Winter mehr Spaß als im Sommer, erzählt Gina Just: "Unser Highlight ist gerade, die Vögel zu füttern. Da brauchen Sie kein Fernsehen."
Und: In den Wintermonaten sind Gina und Helmut Just ganz für sich. Im nächsten Sommer dürfte es dagegen in Schlaitz wieder voll werden.
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MDR (Justin Andreae, Levin Schwarzkopf) | Erstmals veröffentlicht am 21.01.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 21. Januar 2024 | 17:00 Uhr
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