Studierende schreiben für den MDRHalle: Pläne für Klimaschutzrat kommen endlich voran
Halle soll einen Klimaschutzrat bekommen – das hatte der Stadtrat der Saalestadt bereits Anfang des Jahres beschlossen. Das Ziel: endlich vorankommen in Sachen Klimaneutralität. Doch was ist eigentlich seitdem passiert? Ein Gastbeitrag einer Studentin aus Halle.
Dieser Text ist im Rahmen des Projekts "Studierende schreiben" in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg entstanden.
- Bereits Anfang des Jahres hatte der Stadtrat Halle die Einberufung eines Klimaschutzrates beschlossen.
- Der Klimaschutzrat will möglichst viele Akteure der Stadt an einen Tisch bringen.
- Die drei großen Themen des Rates sollen Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz sein.
Wochenlang andauernde Hitze, ausgetrocknete Böden und tropische Nächte: Die Klimakrise ist längst in Halle angekommen. Ihre Folgen sind spätestens seit diesem Sommer unübersehbar und sie machen sich mitten im Stadtzentrum bemerkbar. Auf dem Hallmarkt beispielsweise kühlen die Temperaturen kaum noch ab – verstärkt durch den Hitzeinsel-Effekt.
Initiativen für mehr Klimaschutz gibt es schon
Bemühungen, Halle so schnell wie möglich klimaneutral zu gestalten, gibt es schon. Da wäre das Klimabündnis, das verschiedene Klimagruppen und Aktivisten vereint. Und es gibt das Klimaschutzkonzept, das Empfehlungen formuliert. Ein Beispiel: Das aktuelle Konzept schlägt vor, die Begrünung von Dächern und Innenhöfen weiter zu fördern, um in den folgenden Hitzesommern kühlend zu wirken. Umsetzen soll die Empfehlungen die Steuerungsgruppe Klimaschutz. Sie setzt sich aus allen für Klimaschutz und Energie zuständigen Bereichen der Stadt zusammen: also beispielsweise den Stadtwerken und den Halleschen Wohnungsbaugesellschaften.
Nun soll ergänzend dazu ein Klimaschutzrat einberufen werden. Das beschloss der Stadtrat bereits am im Februar dieses Jahres. Seitdem sind die Planungen in vollem Gange, beteuert die Stadtverwaltung. Daniel Zwick von der Verwaltung erzählt: "Die Geburt dieser Idee stammt aus der Zivilgesellschaft. Verschiedene Klimainitiativen in Halle haben sich verbündete Stadträte gesucht, einen Antrag eingereicht und auf Grundlage dessen wurde dann der Entschluss gefällt." Ob Stadtverwaltung, Verbände, Vereine, Religionsgemeinschaften, Bildungs-, Forschungs- und Kultureinrichtungen oder zivilgesellschaftliche Gruppen: Jeder dieser Akteure hat seine eigenen Ressourcen — und die möchte der Klimaschutzrat künftig bündeln.
Bessere Vernetzung durch einen Klimaschutzrat
Maria Schubert ist Sprecherin des Politik-Teams von Halle Zero, einem Verein, der sich für Klimaneutralität in Halle bis zum Jahr 2030 einsetzt. Die Initiative schreibt auf ihrer Website: "Auch, wenn wir in Halle aufgrund unserer privilegierten globalen Stellung momentan noch nicht existentiell von der Klimakrise bedroht sind, wissen wir, dass sie auch uns einholen wird." Maria Schubert ist seit Beginn an den Planungen zum Klimaschutzrat beteiligt und erzählt: "Wir erhoffen uns einen Mentalitätswechsel und auch neue Ideen für die Einbindung der Bürgerschaft."
Das steckt hinter dem Klimaschutzrat
- Die verschiedenen Arbeitsgruppen des Klimaschutzrates sollen sich am Klimaschutzkonzept der Stadt orientieren. Besprochen werden also beispielsweise die Themen Verkehr, Energieversorgung und Stadtbegrünung.
- Auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sollen im Rat mitarbeiten. Außerdem soll die fachmännische Expertise derer einfließen, die mit der Umsetzung beschlossener Maßnahmen vertraut sind. Geht es beispielsweise um den Ausbau von Solarenergie, sollen Solarteure zu ihren Erfahrungen befragt werden.
Noch befinde man sich in der Vorarbeit, erzählt Daniel Zwick: "Der Prozess gestaltet sich schwierig, weil die Beteiligten so heterogen sind. Für jede Frage muss ein demokratischer Prozess laufen und die Gruppen sind sich teilweise selbst nicht einig." Nun liege aber endlich ein Konzept vor, das sich alle Initiativen so vorstellen können.
Das müsse jetzt noch mit den Partnern der Stadt abgestimmt werden: also mit größeren Unternehmen, den Stadtwerken, und mit der Wohnungswirtschaft. "Die wollen wir natürlich alle im Rat mit dabei haben." Mit Sorge betrachtet Zwick vor allem das Ehrenamt, auf dem der Rat zu großen Teilen fußt: "Wenn da mal jemand nicht mehr kann oder nicht mehr will, fällt das alles schnell auseinander. Der Klimaschutzrat ist ein großer Name – wenn er dann nicht funktioniert, brauchen wir uns nicht wieder auf eine Agenda irgendwo setzen."
Der Klimaschutzrat ist ein großer Name – wenn er dann nicht funktioniert, brauchen wir uns nicht wieder auf eine Agenda irgendwo setzen.
Daniel Zwick | Stadtverwaltung Halle
Braucht Halle einen Mentalitätswechsel?
Sobald der Klimaschutzrat mit seiner Arbeit beginnt, möchte er auch Konzepte entwickeln, den einzelnen Bürgerinnen und Bürgern in Halle mehr Teilhabe ermöglichen. Es sei Aufgabe der Stadtverwaltung, Angebote zu schaffen, in denen sich Bürgerinnen und Bürger engagieren können: "Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, Bürger über ehrenamtliches Engagement einzubinden. Ich denke da zum Beispiel an die Bürgersolarberatung in verschiedenen Städten, wo Bürger erst geschult werden und dann selbst ehrenamtliche Beratungen zum Thema Solarenergie anbieten können", erzählt Schubert.
"Die großen Themen des Klimaschutzrates werden Beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und Transparenz sein", so Maria Schubert. "Wir wollen unser Bestes tun, damit mehr Menschen an den klimapolitischen Maßnahmen in Halle mitwirken können."
Über die AutorinSophie Tiedemann studiert seit Oktober 2021 den Master Multimedia und Autorschaft in Halle. Davor hat sie ihren Bachelor in International Studies, fokussiert auf den post-sowjetischen Raum, an der Universität Leiden absolviert. Am liebsten recherchiert sie zu sozialen Bewegungen und Aktivismus. Momentan arbeitet sie in der Online-Content-Abteilung von Ärzte ohne Grenzen.
MDR (Lukas Kammer)