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Papier ist teuer. Und die Preise waren viel zu lange viel zu niedrig, sagt der Mitteldeutsche Verlag aus Halle. Das könnte sich nun rächen. (Symbolbild) Bildrechte: IMAGO / agefotostock

Verlage und Buchhandlungen in NotSo leiden Verlage und Buchhandlungen unter hohen Druckkosten und Papiermangel

28. Januar 2023, 10:14 Uhr

Der durch die Corona-Pandemie entstande Papiermangel sorgt für Einbußen bei Verlagen und Buchhandlungen. Dazu kommen die stark gestiegenen Preise für Papier durch die Energiekrise. Bücher können nicht gedruckt werden und werden bis zu 70 Prozent teurer. Es droht ein Verlags- und Buchhandlungssterben.

Roman Pliske ist Geschäftsführer des Mitteldeutschen Verlages mit Sitz in Halle. Mit seinen zehn Mitarbeitern arbeitet er zurzeit nur an vier Tagen in der Woche – bei nur 80 Prozent des Gehaltes. Kurzarbeit hatte das Arbeitsamt nicht genehmigt, weil alle von den gestiegenen Energiekosten betroffen sind.

Energiekrise und hohe Druckkosten: Der Buchmarkt wankt

Grund für die Krise: Der Buchmarkt wankt. Da gibt es zum einen den Papiermangel. Viele Firmen stellten während der Corona-Pandemie ihre Produktion auf Pappe um. Zum anderen steigt der Papierpreis stark wegen der derzeitigen Energiekrise. Die Druckkosten sind hoch. Die Logistik ist teuer. Vor allem hochwertiges Papier für Bildbände, Fotobücher oder Kunstdrucke wird entweder gerade nicht geliefert – oder ist nicht mehr bezahlbar.

Allein der Preis für ein Hardcover habe sich in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt und da sei noch nicht eine bedruckte Seite dabei, erklärt Verleger Pliske. Die gestiegenen Energiepreise ließen sich am Papier gut festmachen. Der Mangel lasse die Preise steigen, nun komme der Druckprozess dazu, aufgeschlagen werden muss auch die gesamte Logistik.

Die kleinen Verlage werden zuerst sterben. Und das sehr leise.

Roman Pliske | Mitteldeutscher Verlag

Ein Betrieb wie der Mitteldeutsche Verlag wird diese Krise überstehen. Da ist sich Roman Pliske sicher. Derzeit verlegt er vor allem Sachbücher und kann beispielsweise mit Büchern wie "Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt", was von der Landesregierung gesponsert wird, über Wasser halten. Doch vor allem kleinere Verlage stehen vor einem großen Wandel. Pliske sagt: "Wir haben die Buchpreise viel zu lang niedrig gehalten."

Wir haben die Buchpreise viel zu lang niedrig gehalten.

Roman Pliske | Mitteldeutscher Verlag

Verlagsleiter Roman Pliske erklärt es am Eisverkäufer: Während die Kugel Eis in den vergangenen Jahren jedes Jahr um ein paar Cent teurer wurde, habe die Buchbranche versucht, die Preise kleinzuhalten. Ein Fehler, den große Verlagshäuser wie beispielsweise Reclam nicht gemacht haben. Nun können die Verlage die Buchpreise auch nur langsam steigen lassen. Eine knappe Kalkulation und eine damit verbundene Krise ist programmiert.

Buchhandlungen ebenfalls von Krise betroffen

Auch die Buchhandlungen stecken in einer tiefen Krise. Buchhändler Raimund Müller aus Halle sagt:

Unser Umsatz ist im vergangenen Jahr um 30 Prozent gesunken.

Raimund Müller | Buchhändler aus Halle

Firmen, die sonst das Weihnachtsgeschäft mit Bücherkäufen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter belebten, verschenkten zuletzt lieber Energiegutscheine. Zudem habe er Unmengen an Bücherbestellzetteln rumliegen, erzählt Müller. Viele Bücher werden derzeit nicht nachgedruckt. Wie sich das Geschäft entwickelt, könne niemand sagen.

Auf die Frage, ob er weitermache, sagt Müller: "Es ist ein Trotz-Alledem. Schwer wird es auf jeden Fall."

Ob wir weitermachen? Es ist ein Trotz-Alledem. Schwer wird es auf jeden Fall. Zumal die Martin-Luther-Universität alle Buchankäufe vor einigen Monaten gestoppt hat und nun auf digitale Literatur setzt.

Raimund Müller | Buchhändler aus Halle

Mehr zum Thema: Die Energiekrise und ihre Folgen

MDR (Anne Sailer)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 27. Januar 2023 | 06:30 Uhr

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