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Bis 2028 soll das Zukunftszentrum Deutsche Einheit in Halle in der Nähe des Bahnhofs gebaut werden. Bildrechte: IMAGO/Steffen Schellhorn

Ostbiografien neu erzähltGroße Erwartungen an das Zukunftszentrum in Halle

24. Februar 2023, 18:42 Uhr

In Halle soll das Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und Europäische Transformation dafür sorgen, dass DDR-Geschichte und -Biografien neu geschrieben werden. Dabei soll sich die Stadt nicht nur weltoffen und europafreundlich zeigen, sondern Anreize für die Besucherinnen und Besucher des Zukunftszentrums schaffen, auch die Vielfalt von Halle zu erkunden.

Die Erwartungen an das geplante Zukunftszentrum für Deutsche Einheit und europäische Transformation in Halle sind hoch. Vor allem Menschen aus Kultur, Wissenschaft und Politik sehen in dem Zukunftszentrum eine Chance für die Saalestadt.

Hier hat auch die Kunststiftung Sachsen-Anhalt ihren Sitz. Die Leiterin Manon Bursian verspricht sich vom Zukunftszentrum nichts Geringeres als einen Gewinn für die Kunst. "Ich erwarte von diesem Zentrum eine Neubewertung und auch Neuentdeckung der DDR-Kunstgeschichte und ihre Wirkung bis in die Gegenwart", sagte Bursian.

Ich erwarte von diesem Zentrum eine Neubewertung und auch Neuentdeckung der DDR-Kunstgeschichte und ihre Wirkung bis in die Gegenwart.

Manon Bursian, Leiterin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt

Zukunftszentrum als Ort, um Ostbiografien neu zu erzählen

Damit meint die Kunstwissenschaftlerin, dass vor allem DDR-Biografien mit einem Zukunftszentrum neu geschrieben werden könnten. Ihr Eindruck sei immer gewesen, dass der "Westen" erzähle, wie der "Osten" zu bewerten sei. Nun gebe es die Möglichkeit, Ostbiografien neu zu erzählen und auch neu zu bewerten. Dass das gehe, zeige ja die jüngste Vergangenheit.

Schon heute zeigten Filme wie "Lieber Thomas" über Thomas Brasch oder "In einem anderen Land" über die DDR-Zeitschrift Sibylle ebenso wie junge Menschen, die schon nicht mehr in der DDR groß geworden sind, dass DDR-Geschichte neu und anders geschrieben werden könne. Doch was hat das mit dem Zukunftszentrum zu tun? Mit dieser Einrichtung kommen Leute in eine Stadt Halle, die exemplarisch für den Osten Deutschlands steht – Leute, für die DDR-Geschichte nicht bewertet wird. Das müsse man nutzen, sagte Bursian.

Zukunftszentrum schafft Chancen für Vielfalt und Integration in Halle

Dass Halle als weltoffene Stadt wahrgenommen wird, das wünscht sich der Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt, Waseem Aleed. 2015 kam der Syrer in die Stadt, von der er sagt, sie sei die ideale Heimat für das Zukunftszentrum, weil Halle vielen Menschen zur neuen Heimat geworden sei und ihnen eine Zukunft biete. "Halle wird gerade als die Stadt mit dem günstigen ICE-Anschluss wahrgenommen. Das ist Quatsch", meint Aleed. Denn Halle sei so viel mehr.

Halle wird gerade als die Stadt mit dem günstigen ICE-Anschluss wahrgenommen. Das ist Quatsch.

Waseem Aleed, Vorsitzender des Ausländerbeirates Halle

Auch das Zukunftszentrum solle ein Gebäude sein, in das die Menschen nicht nur hineingehen, sondern von dem aus sie die Stadt kennenlernen. Um die Weltoffenheit der Saalestadt zu demonstrieren, setzt sich Waseem Aleed in seiner Funktion dafür ein, dass Neuankömmlingen die Möglichkeit geboten wird, in der Stadt zu leben und nicht zusammen ganze Stadtviertel bewohnen. Das nennt er Integration und hofft, dass das Zukunftszentrum mehr Farbe in die Stadt bringt. Immerhin sollen mit dem Zukunftszentrum jährlich rund eine Million Besucher mehr in die Stadt kommen. Schon alleine das verspreche Vielfalt.

Wissenschaft und Zukunftszentrum können in Halle voneinander profitieren

Für Ulf-Marten Schmieder, den Geschäftsführer des Technologieparks am Weinberg Campus, ist Internationalität schon lange kein Fremdwort mehr. Halle, so erzählt er, werde zumindest in der Wissenschaft als ein hochmoderner Standort wahrgenommen, an dem neben etablierter Forschung auch Start-Ups zu Hause sind.

Ich erwarte von der Stadtgesellschaft, das Zukunftszentrum wahrzunehmen.

Ulf-Marten Schmieder, Geschäftsführer des Technologieparks am Weinberg Campus

Gleichzeitig würden die zukünftigen Besucher idealerweise ein oder zwei Tage nach Halle kommen, um die Stadt mit dem historischen Zentrum, dem Händelhaus, allen Museen, aber auch mit dem Wissenschaftscampus wahrzunehmen. Schmieder und seine Kolleginnen und Kollegen wollen dafür sorgen, sich möglichst vielen Besucherinnen und Besuchern zu öffnen, um Halle als Wissenschaftsstandort zu präsentieren. "Ich erwarte von der Stadtgesellschaft, das Zukunftszentrum wahrzunehmen", sagte Schmieder.

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MDR (Anne Sailer)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Februar 2023 | 16:30 Uhr

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