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Landwirtschaft in Sachsen-AnhaltZahl der Betriebe sinkt, Fläche pro Betrieb nimmt zu, Gewinne steigen

17. Mai 2024, 12:23 Uhr

Im Osten von Deutschland gibt es besonders viele Großbetriebe. Ihre Zahl wächst, während kleine Höfe verschwinden. Gleichzeitig haben die Landwirte in Sachsen-Anhalt in den vergangenen Jahren erfolgreich gewirtschaftet. Ein wichtiger Teil ihres Umsatzes sind die EU-Subventionen.

Sachsen-Anhalt ist als Flächenland landwirtschaftlich geprägt. Mehr als die Hälfte der Landesfläche wird beispielsweise für den Anbau von Futter oder als Weide genutzt. Vor allem große Betriebe bewirtschaften die heimischen Äcker und Wiesen. In den ostdeutschen Ländern nutzt ein Betrieb im Schnitt 199 Hektar Fläche. In den westdeutschen Bundesländern sind es im Mittel nur 53 Hektar. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes für 2023 hervor.

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Früher LPG, heute Großbetriebe im Osten

Sachsen-Anhalt hat zusammen mit Mecklenburg-Vorpommern im Schnitt die größte Fläche pro Betrieb. 277 Hektar werden hier von einem Betrieb bewirtschaftet. Die Struktur ist historisch entstanden. In der DDR wurden die Flächen kleiner Bauernhöfe zwangskollektiviert. Die Bauern mussten sich zu großen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammenschließen.

Aus vielen LPGs sind nach 1990 Großbetriebe hervorgegangen und haben diese Struktur erhalten. In Baden-Württemberg und Bayern sind Höfe dagegen häufiger kleinbäuerlich.

Seit 2010 nimmt die bewirtschaftete Fläche je Betrieb in Deutschland zu. Denn während die Zahl der Betriebe sinkt, bleibt die landwirtschaftlich genutzte Fläche in etwa gleich. In 2023 sind rund 255.000 Betriebe in der Landwirtschaft tätig. Im Jahr 2010 waren es noch 299.000 Betriebe. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Beschäftigten. In Sachsen-Anhalt ging ihre Zahl in zehn Jahren um 13 Prozent zurück.

Viele Menschen in Sachsen-Anhalt bewirtschaften Ackerland

In Sachsen-Anhalt sind im Bundesvergleich besonders viele Landwirte im Ackerbau tätig. In Regionen wie die Magdeburger Börde gibt es einige der fruchtbarsten Böden Deutschlands. Getreide und Raps werden hier besonders erfolgreich angebaut. Mehr als die Hälfte der Fläche der Haupterwerbsbetriebe verdient ihr Geld auf dem Ackerland.

Demgegenüber gibt es im bundesweiten Vergleich wenige sogenannte Veredlungsbetriebe. So werden Betriebe genannt, die ihren Umsatz hauptsächlich mit Geflügel oder Schweinen erwirtschaften. Ebenso gibt es weniger Futterbaubetriebe, die beispielsweise Milchkühe halten.

Teureres Getreide seit Krieg in der Ukraine

Die Ackerbaubetriebe in Sachsen-Anhalt konnten in den vergangenen Jahren ihre Gewinne steigern. Vor allem Getreide kann seit den Angriff auf die Ukraine teurer verkauft werden. Die zusätzlichen Gewinne gleichen die gestiegenen Energiekosten aus.

Zudem waren die Erträge gut, wie das Landwirtschaftsministerium in seinem Lagebericht schreibt. Damit schneiden die Betriebe in Sachsen-Anhalt im letzten erfassten Wirtschaftsjahr 2021/2022 besonders gut ab.

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Viele Betriebe haben so lukrativer gewirtschaftet. In anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg müssen die Landwirte dagegen mit weniger Einkommen auskommen, wie eine SWR-Recherche zeigt. Dort bauen mehr Betriebe auf kleinen Flächen Obst und Wein an – und bekommen auch weniger Direktzahlungen von der EU.

Betriebe sind auf Subventionen angewiesen

Subventionen und andere staatliche Unterstützungen sind wichtig für Landwirte. Im Haupterwerb stammt durchschnittlich fast die Hälfte des landwirtschaftlichen Einkommens aus Subventionen. Im Nebenerwerb wird in der Regel der größte Teil des Einkommens durch Subventionen erzielt, wie die Auswertung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft für das Wirtschaftsjahr 2020/2021 zeigt.

Die Förderung durch die EU gliedert sich in zwei Säulen:

  1. Europäischer Garantiefonds für die Landwirtschaft (kurz: EGFL)
  2. Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (kurz: ELER)

Die erste Säule sind die sogenannten Direktzahlungen. Die Betriebe erhalten Gelder vor allem in Abhängigkeit von der bewirtschafteten Fläche. Davon profitiert die Landwirtschaft in Sachsen-Anhalt besonders. Durch die großen landwirtschaftlichen Flächen sind die Zahlungen pro Betrieb im Durchschnitt höher als in Bundesländern mit mehr Kleinbetrieben. Die Direktzahlungen stellen in allen Jahren den größten Förderposten.

In der zweiten Säule sind sehr unterschiedliche Maßnahmen zusammengefasst. Gefördert werden vor allem Umweltmaßnahmen in der Landwirtschaft und artgerechte Tierhaltung. Aber auch Deichbau, Feuerwehren oder Dorfvereine werden aus diesem Fördertopf unterstützt.

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Die EU-Staaten können einen Teil der Mittel zwischen den Säulen umschichten. Ein Teil der Mittel für diese Fördertöpfe müssen die Länder auch selbst aufbringen.

Die Direktzahlungen sind auch an Umweltauflagen gebunden. Die Landwirte müssen zum Beispiel Blühstreifen stehen lassen oder Monokulturen vermeiden. Auf diese Weise sollen Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz in Einklang gebracht werden.

Kritik an hohem Aufwand für EU-Förderung

Viele Landwirte beklagen den hohen Aufwand, die Vorgaben für die Förderung einzuhalten. Erst vor wenigen Tagen sind die EU-Staaten den Bauern entgegengekommen und haben einige Umweltauflagen abgeschafft: So müssen Landwirte zum Beispiel nicht mehr vier Prozent der Flächen für den Artenschutz brach liegen lassen. Wer das trotzdem macht, soll belohnt werden.

In der "Fakt ist!"-Wahlarena haben sich Kandidierende der sechs großen Parteien den Fragen von Landwirten sowie von Verbraucherinnen und Verbrauchern zum Thema Agrarpolitik gestellt. Werden auch künftig vor allem große, konventionelle Betriebe profitieren? Oder kann auch die kleinteilige, vielfältige, nachhaltige Landwirtschaft überleben? Das und mehr bei "Fakt ist!" vom 15.05.2024.

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MDR (Leonhard Eckwert)

Dieses Thema im Programm:Fakt ist! | 15. Mai 2024 | 20:45 Uhr

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