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LandwirtschaftBauern beklagen Schäden durch Feldmäuse

25. Oktober 2022, 15:58 Uhr

Geht es nach dem Bauernverband, ist die Feldmaus die "größte Bedrohung der Landwirtschaft". Auf einem Hoftag in Oschersleben haben sich Landwirte über die Möglichkeiten der Bekämpfung ausgetauscht. Aktuell gebe es zu wenig Giftstoffe. Ein Wissenschaftler ist anderer Ansicht und schlägt chemiefreie Methoden vor.

Sachsen-Anhalts Landwirte befürchten eine erneute Zunahme der Mäusepopulation. Laut dem Bauernverband Sachsen-Anhalt hat sich die Feldmaus in den vergangenen Jahren zu "einer der größten Bedrohungen der Landwirtschaft entwickelt". 2020 seien im Land mehr als 100.000 Hektar Acker- und Grünland durch Feldmäuse stark geschädigt worden, teilte der Verband am Dienstag auf einem Hoftag in Oscherleben (Landkreis Börde) mit.

Bis zu 20 Prozent der Landwirtschaftsflächen betroffen

In Jahren mit einer Massenvermehrung sind in Sachsen-Anhalt zwischen zehn und 20 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen betroffen, erklärte ein Sprecher des Bauernverbandes MDR SACHSEN-ANHALT. Die letzte Massenvermehrung gab es laut Bauernverband 2020/2021. Davor im Jahr 2012 und 2015/2016.

Bei einer Massenvermehrung würden auf den betroffenen Flächen erheblich Schäden bis hin zu Totalausfällen auftreten. Für die landwirtschaftlichen Betriebe entstünden dadurch enorme Schäden, da die hohen Investitionen (u.a. Saatgut und Arbeitszeit) nicht wieder erwirtschaftet werden können. "Wie akut die Schäden sind, hängt neben der landwirtschaftlichen Nutzung auch von der Witterung ab", sagte der Sprecher.

Bauernverband: Bekämpfung schwierig

Wie stark die Feldmaus-Population ansteigen wird, hänge nun davon ab, welche Witterung der Winter bringe, sagte der Vizepräsident des Bauernverbands Sachsen-Anhalt, Sven Borchert. Die Bekämpfung von Feldmäusen sei wegen strengerer Umwelt- und Artenschutzauflagen schwierig geworden. Gift dürfe nur nach strengen Vorgaben ausgelegt werden, um andere Tiere wie Hamster oder Vögel zu schützen. "Wenn wir unsere Bestände nicht schützen dürfen, wird es wieder zu Totalausfällen kommen", betonte Borchert.

Zu wenig Wirkstoffe zur Verfügung

Auch der Industrieverband Agrar kritisierte bei einem Hoftag, dass den Landwirten immer weniger Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stünden. "Es gibt mit Zinkphosphid in Europa aktuell nur noch einen genehmigten Wirkstoff zur Kontrolle der Feldmaus - vor zehn Jahren waren es noch acht", sagte Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer. Bei einer gezielten, unterirdischen Anwendung von Feldmausködern gebe es keine Auswirkungen auf Nicht-Zielorganismen, ergänzte der Sprecher des Bauernverbandes.

Zinkphosphid gefährlich für Feldhamster

Auch wenn Zinkphosphid für Fressfeinde der Feldmaus nicht gefährlich ist, ist das Gift für den vom Aussterben bedrohten Feldhamster beispielsweise schon ein Problem, erklärt Biologe Jens Jacob in einem Beitrag des Naturschutzbundes Deutschland e.V.. Deshalb sei der Gifteinsatz gesetzlich auch eingeschränkt. Der Wissenschaftler vom Julius-Kühn-Institut mit Sitz in Quedlinburg leitet die Bund-Länder-Arbeitsgruppe Feldmausmanagement. Das Gremium soll nachhaltige Methoden zur Mäusebekämpfung entwickeln.

Andere Arten der Feldmausbekämpfung

Weil andere Stoffe vielen anderen Arten auch schaden, spricht sich Jacob für eine möglichst chemiefreie Bekämpfung aus. Er schlägt beispielsweise vor, Mäusenester mit dem Grubber, einem Gerät zum pfluglosen Auflockern des Bodens, zu zerstören. Zudem ließen sich mit Sitzkrücken – das sind auf Masten angebrachte Querstangen – Greifvögel zur Mäusejagd auf die Felder locken.

Eine andere Lösung könnte Jacob zufolge sein, die Massenvermehrung der Feldmäuse generell zu verhindern. Jacobs Arbeitsgruppe experimentiere aktuell mit verschiedenen Methoden.

MDR (Anette Schneider-Solis, Moritz Arand), dpa

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. Oktober 2022 | 14:00 Uhr

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