Archäologie5.000 Jahre altes Rindergespann auf Intel-Gelände in Magdeburg entdeckt
Auf dem künftigen Gelände des US-Chipherstellers Intel in Magdeburg ist ein jahrtausende altes Rindergespann entdeckt worden. Bis Ende April sollen die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen sein.
Susanne Friederich blickt auf Knochen und Gebeine. Sie stammen von zwei Rindern und einem etwa 40 Jahren alten Mann. "Ich kann mir gut vorstellen, dass das der Kutscher war", sagt die Archäologin vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle.
Seit über einem Jahr überwacht sie als Projektleiterin die Ausgrabungen auf dem Eulenberg in Magdeburg, auf dem der US-Chiphersteller Intel zwei Halbleiterfariken bauen will.
Das Wertvollste für die Götter
Der neueste Fund ihres Teams ist das 5.000 Jahre alte Rindergespann, das zu ihren Füßen liegt. Derartige Rinderbestattungen aus der gleichen Zeit seien aus Jütland in Dänemark bekannt.
"Unsere Vorfahren haben hier eine Szene aus ihrem Leben nachgestellt, ein Rindergespann mit dem Kutscher dahinter", sagt Susanne Friederich. "Sie haben das Wertvollste den Göttern gegeben: Rinder, Garant des Lebens."
Noch weiß die Archäologin nicht, ob es sich um "Ochs oder Kuh" handelt. "Aber das werden die weiteren Untersuchungen ergeben", sagt sie und geht auf ein weiteres Grab zu. Es ist keine sieben Meter entfernt. Auch darin liegen zwei Rinder in der lehmigen Erde.
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie: Funde aus der Kugelamphorenkultur
Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie legen gerade die Knochen frei. Ein weiteres menschliches Skelett haben sie bisher nicht gefunden.
Aber sie sind sich sicher, dass die beiden "Doppelrinderlegungen" aus der Kugelamphorenkultur stammen. Sie existierte etwa von 3.450 bis 2.600 vor Christus. Benannt wurde sie nach den damals typischen Tongefäßen mit kugelförmigem Körper.
Die Archäologin Susanne Friederich und ihr Team haben auf dem künftigen Intelgelände noch eine weitere Entdeckung gemacht: Zwei 6.000 Jahre alte Begräbnisstätten. Sie gehören zur Baalberger Kultur, die nach einem archäologischen Erstfund in Baalberge bei Bernburg im Salzlandkreis benannt wurde.
Ausgrabungen auf dem Intel-Gelände
"Die beiden im Durchmesser ungefähr 50 Meter großen Anlagen liegen ungefähr 200 Meter auseinander", sagt Xandra Dalidowski, die Grabungsleiterin vor Ort.
"Auf den Anlagen standen Totenhäuser aus Holz für Verstorbene." Sie seien mit Erdreich zu schon von Ferne her sichtbaren Hügeln aufgeschüttet worden.
Zwischen den beiden Begräbnisstätten wurde 1.000 Jahre später ein Prozessionsweg angelegt. Er zeichnet sich schwarz im ansonsten eher braunen Lehmboden ab. Der Weg führte die Archäologen direkt zu dem 5.000 Jahre alten "Rindergespann mit Kutscher".
Archäologen beenden Grabungen im April
Im April will das Landesamt für Denkmalschutz und Archäologie die Ausgrabungen abschließen. Einige Monate später sollen die Vorbereitungsarbeiten für den Bau der Intel-Fabriken Fahrt aufnehmen. 1,8 Millionen Tonnen fruchtbarer Bördeboden soll abgetragen werden. Das wären gut 80.000 Lkw-Ladungen Erdreich. Auch die beiden Baustraßen zum Intelgelände sollen dann errichtet werden.
Mehr zum Thema Intel in Magdeburg
dpa, MDR (Stephan Schulz)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 08. März 2024 | 19:00 Uhr
Kommentare
{{text}}