Jüdisches LebenNeue Synagoge in Magdeburg als Begegnungsstätte für alle
Im November 2023 soll die neue Synagoge in Magdeburg fertiggestellt sein. Sie soll für ein friedliches Miteinander stehen – interreligiös, gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus. Am Mittwoch ist der Grundstein gelegt worden.
- Mit Blick auf den Zuwachs der Stadt freut sich der Magdeburger Stadtrat auf die neue religiöse Begegnungsstätte.
- Sachsen-Anhalts Landesrabbiner erklärt, dass die neue Synagoge in der Stadtmitte jüdisches Leben in Magdeburg sichtbar machen soll.
- Aufgrund vergangener Terroranschläge in anderen Städten wie Halle 2019 werden vor Ort hohe Sicherheitsmaßnahmen herrschen.
Die Bodenplatte für die neue Synagoge in Magdeburgs Zentrum ist schon da. Zwei Hände voll Bauarbeiter nehmen gerade die Verschalung vom Beton.
Seit über 20 Jahren setzt sich ein Förderverein für die Synagoge in Magdeburg ein. Mit im Vorstand ist Helmut Seibert. Dass es so lange dauern würde, bis die Synagoge endlich kommt, hatte Seibert nicht vermutet. Aber nun ist der Synagogenbau quasi auf der Zielgeraden und Seibert ist vor allem dankbar und froh: "Es wird ein Haus gebaut für die Begegnung aller Menschen und es wäre schön – und das ist auch meine Hoffnung, die ich damit verbinde – dass davon Gebrauch gemacht wird. Dass es ein Zeichen ist gegen Rassismus, gegen Fremdenfeindlichkeit und vor allen Dingen ein Zeichen für interreligiöse Begegnungen."
3,4 Millionen Euro soll die Synagoge mit allem Drum und Dran kosten. 2,8 Millionen trägt das Land, 400.000 Euro hat der Verein gesammelt. Das Grundstück hat die Stadt beigesteuert.
Stadtrat: Wichtiges Signal für religiöse Menschen
Der Vorsitzende des Magdeburger Stadtrates Alexander Pott, Mitglied in der Fraktion Grüne Future, misst der neuen Synagoge eine große Bedeutung zu: "Wir sind ein eher säkulares Umfeld hier. Aber es kommen auch immer mehr Menschen in diese Stadt und auch die Intel-Ansiedlung und große Industrieansiedlungen, da werden auch wieder mehr Menschen kommen, viel mehr Menschen mit einem religiösen Hintergrund."
Deshalb finde er es gut und wichtig, dass alle Religionen hier im öffentlichen Raum vertreten sind. Neben einer Moschee nun auch eine Synagoge in Magdeburg zu haben, halte er für ein wichtiges Signal für den Stellenwert von Religion bei vielen Menschen.
Synagoge soll alle zusammenbringen
Die Fassade der Synagoge sollen die Worte "Mein Haus wird ein Haus des Gebets für alle Völker genannt" schmücken. In diesem Sinne soll es ein Haus für alle Magdeburgerinnen und Magdeburger sein. Das hatte Sachsen-Anhalts Landesrabbiner Daniel Fabian schon bei der Grundsteinlegung vor einigen Monaten erklärt.
Auf Nachfrage von MDR AKTUELL teilte er außerdem schriftlich mit: "Zunächst mal wird diese Synagoge jede Woche für Gebete genutzt werden. Das ist auch der Hauptsinn einer Synagoge. Gleichzeitig befindet sich die Synagoge gut sichtbar in der Stadtmitte, und zeigt somit: Jüdisches Leben gehört zu Magdeburg und zu Sachsen-Anhalt."
Hohe Sicherheitsvorkehrungen aufgrund rechtsradikaler Anschläge
In diesem Sinne soll die Synagoge auch für Besucherinnen und Besucher offen sein, sagt Herbert Seibert vom Förderverein für die Synagoge: "Es wird in der neuen Synagoge einen Pförtner geben, der Ansprechpartner für alle interessierten Menschen sein wird, um den Weg in die Synagoge offen zu halten. Die Ereignisse im Herbst 2019 haben dafür gesorgt, dass erhebliche Sicherheitsmaßnahmen im alltäglichen Leben, aber auch für das Bauvorhaben selbst vorgegeben sind. Das sollten alle wissen. Man kann nicht ohne weiteres mit Rucksack oder Koffer in die Synagoge gehen, sondern man meldet sich beim Pförtner und dann wird es möglich sein, in die Synagoge zu kommen."
Im November kommenden Jahres soll die Synagoge dann für Gläubige und Besucherinnen und Besucher bereit sein.
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 14. September 2022 | 06:00 Uhr
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