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Bei einer Theateraufführung in Stendal, hier eine Szene aus dem Stück, wurden drei Schauspieler im Gesicht verätzt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Theater der AltmarkVerätzungen im Gesicht: Zwei Schauspieler aus Krankenhaus entlassen

06. Februar 2024, 08:53 Uhr

Nach einem Vorfall am Theater der Altmark in Stendal muss der Spielplan umgebaut werden. Ende Januar waren drei Schauspieler mit Verätzungen im Gesicht ins Krankenhaus gekommen. Sie hatten sich bei einer Premieren-Vorstellung mit Asche ähnlicher Substanz eingerieben. Zwei der Verletzten konnten inzwischen entlassen werden. Laut Intendantin laufen die Ermittlungen durch die Polizei.

Nach einem Vorfall bei einer Theater-Vorführung am Theater der Altmark in Stendal vor gut einer Woche sind zwei der drei verletzten Schauspieler nicht mehr im Krankenhaus. Das hat das Polizeirevier Stendal am Montag mitgeteilt. Demnach bleibt der Grad der Verletzungen aber unklar.

Spielplan am Theater der Altmark muss umgebaut werden

Die Schauspieler hatten während einer Premiere Verätzungen im Gesicht erlitten. Sie waren noch am selben Abend in das Stendaler Krankenhaus eingeliefert und später in eine spezialisierte Klinik in Halle verlegt worden.

Da sie zur Besetzung von 80 Prozent der derzeit laufenden Inszenierungen gehören, muss das Theater den Spielplan umstellen. Wie Intendantin Dorotty Szalma MDR SACHSEN-ANHALT sagte, ist für den Umbau des Spielplans durch die geplante Winterpause ausreichend Zeit.

Was war passiert?Während der Aufführung von "Das große Heft" hatten sich drei Schauspieler mit einer ascheähnlichen Substanz das Gesicht eingerieben – und dadurch Verletzungen erlitten. Es handelte sich um eine Mischung aus Heilerde, Asche und Wasser. Die Premiere wurde nach der Pause abgebrochen.

Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung

Laut Polizei war schon am Tag vor der Premiere mit einer Asche-Mischung geprobt worden. Dabei sei es zu keinen Verletzungen gekommen. Während der Vorführung hätten die drei Darsteller dann auf der Haut verspürt zu brennen. Auch an den Händen, die ebenfalls mit dem Gemisch in Kontakt kamen, sollen keine Verletzungen erkennbar gewesen sein. "Eine mögliche chemische Reaktion mit dem verwendeten Make-up ist nicht ausgeschlossen", so die Polizei.

Die Asche sowie das Make-up seien sichergestellt worden. Eine Strafanzeige wurde gestellt. Es bestehe der Verdacht der fahrlässigen Körperverletzung. Der Fachbereich Toxikologie des Landeskriminalamts untersucht die entnommenen Proben und Spuren. Nach Angaben der Polizei Stendal kann dies mehrere Monate dauern.

Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben vorerst gegen "Unbekannt". Es werde demnach untersucht "inwieweit eine Person womöglich unter Außerachtlassung der gebotenen Sorgfalt gehandelt haben könnte."

Die Inszenierung des Stücks "Das große Heft" am Theater Stendal liegt bei Brecht-Enkelin Johanna Schall. Bildrechte: Nilz Böhme

Intendantin aus Stendal sieht keinen kriminellen Hintergrund

MDR-KULTUR-Theaterkritiker Wolfgang Schilling hatte bei der Aufführung miterlebt, wie die Premiere von "Das große Heft" nach der Pause wegen des Vorfalls abgebrochen werden musste. Details waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht genannt worden. Wenig später informierte das Theater bei Social Media über den Abbruch.

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Die Intendantin des Theaters, Dorotty Szalma, sagte im Gespräch mit MDR KULTUR, einen kriminellen Hintergrund vermute sie bei dem Vorfall nicht. Sie könne sich nicht vorstellen, dass auch nur ein Mitarbeiter des Theaters der Altmark in der Lage sei, so etwas zu tun.

Sie habe sogar einen möglichen Erklärungs-Ansatz und hebt hervor, man werde alles Erdenkliche tun, um bei der Aufklärung des Falls zu helfen.

Zum aktuellen Stand der polizeilichen Ermittlungen möchte sich Szalma nicht äußern und betont: "Ich kann zu dem Stand einfach keinen Kommentar geben und nichts sagen. Das hat nichts mit Intransparenz zu tun, sondern es ist eine laufende Ermittlung. Und diese sollten wir nicht stören."

Das Haus will die Premiere nachholen, wenn die verletzten Kollegen wieder vollständig genesen sind, teilte das Theater mit. Die ursprünglichen Premierenkarten behalten ihre Gültigkeit.

Inszenierung von Brecht-Enkelin

Als Regisseurin für "Das große Heft" hat das Theater der Altmark Johanna Schall gewinnen können, eine Enkelin von Bertolt Brecht. Das Stück beschreibt den gleichnamigen Roman der ungarischen Autorin Ágota Kristóf als eine der eindringlichsten und zugleich verstörendsten Auseinandersetzungen mit der Frage, was es heißt, ein Mensch zu sein in Zeiten des totalen Krieges. Das Stück sollte im Rahmen der Aktionswoche "Denken ohne Geländer" gezeigt werden.

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dpa, MDR (Lucas Riemer, Susann Meier, Luise Kotulla) | Erstmals veröffentlicht am 28.01.2024

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 30. Januar 2024 | 08:30 Uhr

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