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Die Uhr aus der Werkstatt von Stefan Kudoke aus Weifa spielt im Film "Last Looks" eine wichtige Rolle. Bildrechte: Kudoke GmbH

HandwerkLuxusuhr aus der Oberlausitz hat filmreifen Auftritt in Hollywood

von Viola Simank, MDR

Stand: 26. März 2023, 10:00 Uhr

Uhrmacherkunst gibt es nicht nur in Glashütte. Auch in der Oberlausitz entstehen Luxusuhren. In Weifa bei Bautzen entwirft und baut Uhrmachermeister Stefan Kudoke in seiner Werkstatt kleine Uhrenkunstwerke. Einige sind so ungewöhnlich, dass Hollywood auf sie aufmerksam geworden ist. Ein Exemplar bekam sogar im Film "Last Looks" eine wichtige Rolle. Wie kam es dazu?

Hollywoodglamour sucht man im beschaulichen Weifa bei Bautzen vergeblich. In dem 700-Seelen-Dorf gibt es stattdessen urige Umgebindehäuser, gepflegte Gärten, viel Wald – und seit einigen Jahren die kleine Uhrenmanufaktur von Stefan und Ev Kudoke. "Für Hollywood-Verhältnisse leben wir wirklich am Ende der Welt", meint Ev Kudoke über ihren Heimatort mit einem Augenzwinkern. Deshalb nahmen sie und ihr Mann die ersten Anfragen aus der Traumfabrik erst einmal nicht ernst.

Anfrage aus Hollywood landet im Spamorder

Eines Tages sei eine Mail aus den USA gekommen, erzählt Uhrmachermeister Stefan Kudoke. Darin hieß es, man wolle einen Film machen und bräuchte dafür eine Kudoke-Uhr. Er verschob die Mail gleich in den Spamordner und baute weiter seine Uhren.

Es sind sogenannte Skelettuhren, bei denen man in das mechanische Uhrwerk schauen kann. Daraus entstehen kleine Kunstwerke, auch ein Modell mit Totenkopf und Knochen. Die Idee dazu kam vom Begriff der Skelettuhr, erzählt Stefan Kudokes Frau Ev.  "Da haben wir uns gedacht: Warum nicht einfach diesen Begriff wörtlich nehmen und ihn als Uhr mit Knochen und Schädel umsetzen?" Das Modell sei angekommen, denn ihre Kunden wollten etwas Besonderes und Individuelles. Dafür seien sie auch bereit, viele tausend Euro auf den Tisch zu legen.

Uhrmachermeister Stefan Kudoke war anfangs skeptisch als er die erste Mail der Produktionsfirma bekam. Bildrechte: Kudoke GmbH

Wenn man eine öffentliche Mailadresse hat, bekommt man ja viel Spam. Da kam dann auch die Mail einer Produktionsfirma, dass sie einen Film machen und eine Uhr von uns brauchen. Die haben wir erstmal in den Spamordner geschoben.

Stefan Kudoke | Uhrmachermeister

Geheimhaltungserklärung im Vorfeld

Die Uhr mit Totenkopf und Knochen hatten auch die Filmemacher aus Hollywood im Blick. Stefan Kudoke erhielt also weitere Mails immer mit der gleichen Bitte um eine Kudoke-Uhr für einen Film. Irgendwann haben sie dann doch geantwortet und nachgefragt, was es damit auf sich habe, erzählt seine Frau Ev.

Nachdem sie eine Geheimhaltungserklärung unterschrieben haben, bekamen sie tatsächlich die Ausschnitte des Drehbuchs, bei denen es um genau ihre Uhr ging. Es war die Krimikomödie "Last Looks" mit Mel Gibson und Charlie Hunnam. "So nahm es dann seinen Lauf, dass wir gesagt haben: Ok, wir schicken eine Uhr hin." Im schlimmsten Fall wäre die Uhr weg gewesen, sagt Ev Kudoke. Aber es habe sich herausgestellt, dass es die Filmemacher ernst gemeint hätten.

Luxus in kleiner Stückzahl

Für seine Krimikomödie hatte der Drehbuchautor nach etwas Unverwechselbarem gesucht, das es nur in kleinen Stückzahlen gibt. So war er im Internet auf die Uhren aus der Werkstatt Stefan Kudokes in Weifa gestoßen. Neben den Kunstuhren bauen der Uhrmachermeister und sein kleines Team auch klassische schlichte Zeitmesser. Bei allen komme es auf absolute Perfektion an, sagt Kudoke, der für seine Arbeit bereits ausgezeichnet wurde.

Er erhielt 2019 den Uhren-Oscar der Branche, den Grand Prix d’Horlogerie de Genève. "Wir machen im Luxusbereich Dinge, die kein Mensch braucht", erklärt Stefan Kudoke. Es gehe vielmehr um Emotionen und Schönheit. "Die Kunden legen Wert darauf, dass in der Uhr nicht ein Standardindustriewerk tickt, sondern dass aus diesen Metallteilen etwas Schönes entsteht."

Wir machen im Luxusbereich Dinge, die kein Mensch braucht. Es geht vielmehr um Emotionen und Schönheit.

Stefan Kudoke | Uhrmachermeister

Bildergalerie Einblicke in die Uhrenmanufaktur Kudoke

In der Werkstatt von Stefan Kudoke in Weifa entstehen Luxusuhren in Handarbeit. Bildrechte: Kudoke GmbH
Dabei geht es um absolute Perfektion, sagt Stefan Kudoke. Bildrechte: Kudoke GmbH
Ein mechanisches Uhrwerk besteht aus rund 100 Teilen, die gesägt, graviert und poliert werden. Bildrechte: Kudoke GmbH
Unter dem Mikroskop kann Stefan Kudoke Dinge auf den einzelnen Teilen sehen, die mit der einfachen Augenlupe nicht zu erkennen sind. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Das kleine Team um Stefan Kudoke baut pro Jahr 150 bis 180 Uhren. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Für die Arbeit brauchen die Uhrmacher eine ruhige Hand und viel Konzentration. Bildrechte: MDR/Viola Simank
Die originale Uhr aus dem Film wurde samt Drehbuch versteigert. Der Erlös fließt in ein Wiederaufforstungsprojekt in der Oberlausitz. Bildrechte: Kudoke GmbH

Uhr half bei der Aufklärung eines Mordfalls

150 bis 180 Uhren entstehen pro Jahr in Stefan Kudokes Werkstatt, seine Kunden kommen aus aller Welt. Die Kunstuhren sind dabei echte Sammlerstücke, so wie das Modell "Real Skeleton" mit Totenkopf, das nach Hollywood ging. Es hatte schließlich in "Last Looks" seinen großen Auftritt, erzählt Ev Kudoke: "Die Uhr war ein wichtiges Indiz zur Aufklärung eines Mordfalls. Über sie konnte der Mörder dann tatsächlich überführt werden." Denn er hatte etwas am Handgelenk, dass unverwechselbar war.

Die Uhr war ein wichtiges Indiz zur Aufklärung eines Mordfalls. Über sie konnte der Mörder dann tatsächlich überführt werden.

Ev Kudoke

Erlös der Uhr kommt Oberlausitzer Wald zugute

Anfang des Jahres kam die Krimikomödie mit Mel Gibson und Charlie Hunnam in die Kinos. Damit von ihrem Hollywood-Abenteuer auch die Weifaer etwas haben, ließen Kudokes die originale Uhr aus dem Film versteigern. Nach Abzug der Steuern bleiben nun 10.000 Euro, die in ein Wiederaufforstungsprojekt in der Region fließen werden.

  

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 23. März 2023 | 16:30 Uhr