Kammermusik im KlassenzimmerWeltklasse-Cellist Jan Vogler besucht Schule in Hoyerswerda
Egal ob Schlager, Rap oder Klassik: Musik kann eine gute Brücke sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Das findet auch Jan Vogler – Weltklasse-Cellist und künstlerischer Leiter des Moritzburgfestivals. Am Freitag war er deshalb im Lessing-Gymnasium in Hoyerswerda zu Gast, um mit den Jugendlichen über Musik ins Gespräch zu kommen – und natürlich auch Cello zu spielen.
Rund einhundert Schülerinnen und Schüler lauschen den warmen Celloklängen von Jan Vogler in der Aula des Lessing-Gymnasiums Hoyerswerda. "Das ist Musik vom berühmtesten Sachsen aller Zeiten", erzählt er und setzt an. Johann Sebastian Bachs Präludium erklingt, die Schülerinnen und Schüler hören gebannt zu.
Die Melodie kennen die Schülerinnen und Schüler zwar nicht unbedingt aus dem klassischen Konzertsaal, aber sie haben sie schon oft als Untermalung von unzähligen Youtube- und kurzen Instagram-Videos gehört. Jan Vogler hat sogar eine Zahl parat, die er den Jugendlichen nennen kann: Mehr als 240.000 Instagram-Videos nutzen Bachs Präludium. So schlägt alte Musik eine Brücke in die Gegenwart.
Über die Musik ins Gespräch kommen
Eine Stunde lang kommt Jan Vogler mit den Jugendlichen ins Gespräch. Nicht nur über Musik, sondern auch darüber, dass sich die Jugendlichen zum Beispiel oft nicht ernst genommen fühlen – das kann der Musiker, selbst Vater zweier Kinder, nachvollziehen: "Gleichzeitig bürdet man ihnen diese ganzen Zukunftsaufgaben auf, das ist nicht fair und auch nicht logisch. Ein Mädchen hat gesagt: 'Wir werden die ganze Zeit runtergemacht und dann sollen wir die Welt retten.' Das finde ich richtig, das fand ich sehr gut." Das sei auch ein wichtiger Punkt, sagt Vogler. "Wenn wir wollen, dass die Jugend uns den Weg aufzeigt, müssen wir sie extrem ernst nehmen."
Wenn wir wollen, dass die Jugend uns den Weg aufzeigt, müssen wir sie extrem ernst nehmen.
Jan Vogler | Cellist
Vogler sprach aber auch andere Themen an, die ihm am Herzen liegen – wie etwa eine gerechtere Gesellschaft aussehen könnte, wie Musik Menschen verbinden kann oder was Heimat für die Jugendlichen bedeutet. Bei den Jugendlichen kam das gut an.
Vogler: Sichtlich beeindruckt
Jan Vogler, der in New York und Dresden wohnt, war von den Schülerinnen und Schülern am Ende sichtlich beeindruckt. "Ich fand diese Diskussionsfreudigkeit schon sehr bemerkenswert, das Niveau der Diskussion und die Diskussionskultur. Ich finde immer, ich will mit der Musik meine Leute nicht überrennen. Die Diskussion und die Kinder zu hören, ist ja fast wichtiger."
Am Abend hatten dann noch 20 Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit ihren morgendlichen Gast beim Abschlusskonzert des Kammermusikfests auf der Bühne der Baruther Kirche zu erleben.
MDR (ltt)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 18. September 2023 | 16:30 Uhr