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Achtung, Meisen!Vögel statt Post: Der Brutbriefkasten von Wuischke

12. Mai 2023, 12:30 Uhr

In Wuischke bei Bautzen hat Familie Rafelt seit drei Jahren regelmäßig ungewöhnliche Untermieter. Die haben sich im wahrsten Sinne des Wortes bei ihnen eingenistet. Die Piepmätze sind eine kleine Attraktion im Dorf.

Das Schild lässt nicht nur Postboten stutzen: "Brütende Vögel. Keine Post einwerfen - bitte Kiste benutzen", warnt mit knallroten Buchstaben ein Zettel an einem Briefkasten. Dieser Brief- oder eher Brutkasten steht bei Familie Rafelt in Wuischke bei Bautzen. Dort wird im Frühling mit Vorliebe genistet und das wiederkehrend seit drei Jahren.

Warnung an den Briefträger

Beim ersten Mal überlegte Carsten Rafelt kurz, ob Kinder ihm einen Streich gespielt hätten: "Ich wollte Post holen und habe unten drin nur ein bisschen Moos und ein paar Grashalme gesehen." Das fegte er heraus. Doch als er wenig später erneut nachschaute, lag alles wieder drin.

"Da war mir klar, dass es kein Schabernack war, sondern, dass es irgendwelche Vögel sind." Zum Glück kam die Post an jenem Tag sehr spät und so blieb Zeit für Sicherheitsmaßnahmen: Ein Warnschild für den Briefträger wurde angebracht und eine Klappbox für die Sendungen daneben gestellt.

Vogelbabys sind geschlüpft

Das klappe ganz gut und es rutsche keine Zeitung versehentlich ins Nest, erzählt der 60-Jährige. Bei den gefiederten Untermietern handelt es sich immer um Meisen. Diesen Frühling hatte Carsten Rafelt zehn kleine Eier gezählt. Vor ein paar Tagen sind die Vogelbabys geschlüpft und verlangen piepsend nach Futter.

Für die Kinder im Dorf ist der Brutbriefkasten inzwischen eine kleine Attraktion, erzählt seine Frau Bettina Rafelt: "Sie fragen dann immer und wollen auch gern reingucken." Geöffnet wird der Briefkasten aber nicht. Schließlich soll die kleine Meisenfamilie nicht gestört werden. Dafür zeigen die Rafelts Handyfotos, die beim vorsichtigen Fotografieren durch den Briefschlitz entstanden sind.

Ornithologe: Meisen sind verrückte Brüter

Gerade Meisen suchten sich die verrücktesten Orte zum Brüten aus, sagt Markus Ritz, Vereinschef der Sächsischen Ornithologen. So habe es schon Tiere gegeben, die im Hohlraum einer Parkplatzschranke gebrütet haben und sich nicht stören ließen, wenn sie auf und zu ging. "Auch Briefkästen werden gern genommen, denn sie sind wie Höhlen."

Im Normalfall tut es aber auch ein üblicher Nistkasten. Die Rafelts haben drei davon in ihrem Garten. Es freut sie, dass sie gut besucht sind. Carsten Rafelt genießt es, die Vögel zu beobachten und ist begeistert von der Artenvielfalt. Wenn sich Vögel ungewöhnliche Ort zum Nestbau suchen, sollte man es einfach dulden, findet er.

Vergangenes Jahr gefiel es den Meisen im Wuischker Briefkasten so gut, dass sogar noch ein zweites Mal gebrütet wurde. Hier heißt es nun immer: "Bis Ende des Sommers ist der Briefkasten für die Post gesperrt und für die Vögel offen", so Carsten Rafelt.

MDR (ama/vis)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 10. Mai 2023 | 14:30 Uhr