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LaborversuchZoo Hoyerswerda setzt Raubwanze als Mini-Vampir ein

04. Dezember 2022, 09:00 Uhr

Im Zoo Hoyerwerda hat erstmals ein tierischer Helfer die Blutentnahme unterstützt. Eine Raubwanze hat an einer Riesenschildkröte gesaugt. Das Blut wird nun untersucht. Die Methode soll schonender sein, als wenn Veterinäre die Zootiere mit Kanülen für Untersuchungen anzapfen würden.

Im Zoo Hoyerswerda ist erstmals eine Blutprobe mithilfe einer Raubwanze entnommen worden. Zur Kontrolle des Gesundheitszustandes und zur genauen Artenbestimmung sei der Galápagos-Riesenschildkröte "Bert" Blut entnommen worden, teilte die Zoo-Leitung mit. Eingesetzt würden Raubwanzen in der Zoowelt schon bei mehr als 40 Arten zum Nachweis von Krankheiten und zur Hormonanalytik, hieß es. "Ein genetischer Nachweis der Art wurde noch nicht getestet und soll nun mit Berts Blut erprobt werden."

Wanze saugt erst im zweiten Anlauf an Schildkröte

Ob für die Untersuchung die Menge von knapp vier Millilitern Blut ausreichend ist, müsse die Auswertung zeigen. Eine Vergleichsprobe sei zusätzlich vom Tierarzt bei beiden Riesenschildkröten "Bert" und "Jolante" entnommen worden, erklärte der Zoologische Leiter des Zoo Hoyerswerda, Eugène Bruins.

Die ungewöhnliche Blutentnahme klappte erst im zweiten Anlauf. Die Wanze fühlte sich demnach erst bei 27 Grad Celsius Hauttemperatur wohl genug, um sofort mit der Blutentnahme anzufangen. Der Stich des Parasiten sei feiner als der einer Kanüle und durch den betäubenden Speichel spüre der Wirt - also die Schildkröte - weder das Stechen mit dem Saugrüssel, noch die bis zu 20 Minuten dauernde Blutentnahme. Hat sich die Wanze vollgesogen, wird sie anschließend nicht getötet, sondern mit einer Hohlnadel punktiert und das Blut, für das sich die Experten interessieren, dem Hinterleib des Insekts entnommen.

Blutentnahme stressfreier als durch Menschen

Der Zoo sieht im Einsatz der Raubwanze "eine besonders stressfreie und angenehme Methode" für das zu untersuchende Tier. Die Wanzen kauft der Zoo nach eigenen Angaben bei einem Züchter, da nur junge Insekten in einem fortgeschrittenen Larvenstadium ausschließlich Blut saugen.

Nach dem Saugprozess wird der Wanze das Blut mittels einer Kanüle aus dem Körper abgezogen, die Wanze kann also nur einmal für die Forschung eingesetzt werden. Das Verfahren funktioniert nur, weil erst nach vier Tagen im Magen-Darm-Trakt der Wanze der Verdauungsprozess einsetze, hieß es. Bis dahin sei das Blut in der Wanze frei von Verunreinigungen.

Diese Raubwanzen kommen ausschließlich in Lateinamerika vor und gelten dort als Parasiten, die auf Reisende und Einheimische auch Tropenkrankheiten - etwa die Chagas-Krankheit - übertragen können.

MDR (lam)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 17. November 2022 | 19:00 Uhr