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Rallye-Legende aus der LausitzZu Besuch bei Matthias Kahle: "Ich bin hier groß geworden, in den Wäldern und Tagebauen"

06. November 2022, 19:49 Uhr

Matthias Kahle gehört zu den erfolgreichsten Rallye-Fahrern Deutschlands. In seinem Elternhaus in Kosel blickt er zurück auf die diesjährige Lausitz-Rallye, bei der er am Samstag den dritten Platz holte. Bei einem Kaffee im Wintergarten erzählt er von seiner Vergangenheit als Baggerfahrer in dem Tagebau, in dem er am Wochenende gegen Fahrer aus ganz Europa auf der Schotterpiste antrat. Und er verrät, wie kostspielig sein Sport wirklich ist.

"Wollen Sie mal die Pokale meines Sohnes sehen?", fragt die Mutter von Matthias Kahle. Der 53-jährige mehrfache deutsche Rallye-Meister winkt ab. "Das ist doch nicht interessant", murmelt er. Doch auf Nachfrage zeigt er sie doch: Im ersten Stock seines Elternhauses in Kosel bei Niesky in seinem ehemaligen Kinderzimmer, einem schlichten Raum von kaum mehr als zehn Quadratmetern, stehen sie: Zwei Regale voll von den golden glänzenden Trophäen, die belegen, dass dieser bescheidene Mann tatsächlich einer der erfolgreichsten Rallye-Fahrer Deutschlands ist. Wie viele es sind, kann er nicht mehr sagen. "Vielleicht 100", schätzt er.

Zu Besuch im Elternhaus

Kahle hat spontan angeboten, das Interview im Haus seiner Eltern zu führen, nachdem ein Telefongespräch am Oberlausitzer Handy-Empfang gescheitert war. Geboren ist er in Görlitz, heute lebt der mehrfache deutsche Rallyemeister in Köln. Da bot die Teilnahme an der Rallye in Boxberg eine gute Gelegenheit, seine Eltern zu besuchen. Im Wintergarten berichtet er von seinen Eindrücken der diesjährigen Lausitz-Rallye, während seine Mutter Kaffee serviert. Durch das Fenster sieht man in der Ferne, hinter Feldern und Wald, den Dampf aus den Kühltürmen des Kraftwerks Boxberg.

Matthias Kahle - einer der erfolgreichsten deutschen Rallye-Fahrerist deutscher Rallyemeister der Jahre 1997, 2000, 2001, 2002, 2004, 2005 und 2010. Geboren ist der Wahl-Kölner in Görlitz, aufgewachsen in Kosel bei Niesky. Bereits sechs Mal gewann er die Lausitz-Rallye im nahegelegen Boxberg, so auch letztes Jahr. Dieses Jahr holten er und Beifahrer Christian Doerr mit ihrem Škoda Fabia Rally2 evo den dritten Platz in Boxberg.

Herr Kahle, herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz bei der 25. Lausitz-Rallye. Sind Sie zufrieden?

Es gab eine unwahrscheinlich große Beteiligung von vielen internationalen, sehr guten Fahrern. Das war die bestbesetzte Rallye in Deutschland dieses Jahr. Und Ich habe seit der Lausitz-Rallye letztes Jahr nicht mehr im Rallye-Auto gesessen. Man braucht Routine, um schnell zu sein und die fehlt mir. Dass wir trotzdem so mithalten konnten, macht mich sehr zufrieden. Mehr habe ich mir gar nicht ausgerechnet nach so einer langen Pause.

Warum fahren Sie nicht öfter?

Es kostet viel Geld. Und es ist nicht so einfach, Sponsoren zu finden.

Sie haben doch Sponsoren …

Ja, und die decken auch einen großen Teil der Kosten. Aber ich zahle trotzdem insgesamt drauf, wenn ich an einer Rallye teilnehme. Der Kilometer kostet, sage ich mal grob, wenn man alles zusammenrechnet, so 220, 240 Euro. Alleine ein Motor kostet rund 50.000 Euro, ein Liter Spezialsprit 6 Euro. Und der Verschleiß ist enorm. 

Die Lausitz-RallyeDie Lausitz Rallye fand an diesem Wochenende zum 25. Mal in Boxberg statt. Die Rallye ist wegen ihrer Schotterpiste im ehemaligen Tagebaugelände bei Fans und Fahrern in ganz Europa beliebt. 500 freiwillige Helfer machen das Sportevent möglich, dass der Rallye- Renn- & Wassersport-Club Lausitz ehrenamtlich organisiert. Ein Preisgeld gibt es nicht.

Gewonnen hat dieses Jahr Andreas Mikkelsen. Der norwegische Skoda-Werkspilot holte den ersten Sieg des neuen Fabia RS Rally2. Auf dem zweiten Platz landete Tom Kristensson mit seinem Hyundai i20 N Rally2, Matthias Kahle wurde dritter mit dem Škoda Fabia Rally2 evo.

Was ist für Sie das Besondere an der Lausitz Rallye?

Ich war bisher jedes Jahr dabei. Zum einen, weil es meine Heimat ist. Und zum Zweiten ist es ja auch die einzige wirkliche Schotter-Ralley in Deutschland. Und Schotter macht einfach viel mehr Spaß als Asphalt. Das Auto bewegt sich viel mehr, auf Asphalt fährt man ja eher gerade.

Außerdem bin ich hier groß geworden, in den Wäldern und in den Tagebauen. In Reichwalde habe ich als Lkw- und Baggerfahrer gearbeitet, ich kenne das Gebiet der Rallye-Strecke also noch von früher.

Bei der Rallye gibt es eine Sonderprüfung, die heißt Reichwalde. Und da gibt es einen Rodelberg, den habe ich mit dem Bagger selbst aufgeschüttet. Jetzt stehen da überall Bäume, damals war das Tagebaugebiet. 

Wann haben Sie dort gearbeitet?

Das müsste von 1989 bis 1996 gewesen sein.

Wie ist Ihr Fazit der diesjährigen Lausitz-Rallye?

Der Veranstalter will und muss Kosten sparen. Deshalb haben sie es auf einen Tag komprimiert. Das war schon sehr, sehr anstrengend. Denn es ging von früh um sieben bis abends um sieben, also zwölf Stunden voller Anspannung. Es war aber sehr schön. Und es waren sehr, sehr viele Zuschauer da.

Toll war auch, dass dieses Jahr besonders viele Fahrer aus anderen Ländern da waren und ein internationales Flair in die Lausitz gebracht haben.

Was es total schwierig gemacht hat, war der Regen am Freitag. Am Freitag war ja Shakedown …

… also der Testlauf, bevor die Wertung beginnt …

… und im Regen fahren ist schwierig. Der Regen hat die Strecken weich und matschig gemacht. Bei der Rallye waren auf einmal Riesenpfützen da, die man nicht erwartet hat. Aber das macht es interessant.

MDR

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Bautzen | 04. November 2022 | 16:30 Uhr

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