Sylvia Itzen ist eine von mehreren Frauen, die beim Internationalen Kettensägenschnitzertreffen auf dem Beckenberg dabei sind. Bildrechte: MDR/Viola Simank

Holzkunst Treffen auf dem Beckenberg: Kettensägenschnitzkunst wird weiblicher

09. Mai 2024, 18:17 Uhr

Kettensägen sind laut, schwer und ein echtes Männerding. So könnte man denken, aber so ist es schon länger nicht mehr. Denn in der Kettensägenschnitzer-Szene gibt es immer mehr Frauen, die das Holzschnitzen mit der Kettensäge für sich entdeckt haben. Auf dem Internationalen Treffen der Kettensägenschnitzer bei Eibau waren gleich mehrere angereist. Sägen Frauen anders?

von MDR SACHSEN

Am Himmelfahrtstag dröhnen die Kettensägen auf dem Beckenberg bei Eibau weit ins Tal hinein. Die Lautstärke hält die Besucherinnen und Besucher aber nicht davon ab, zu hunderten auf den Berg zu pilgern und sich die Holzkünstler bei der Arbeit anzuschauen: Beim Internationalen Kettensägenschnitzer-Treffen schaffen mehr als 40 Männer und Frauen bis Sonntag aus groben Holzstämmen kleine und große Kunstwerke.

Künstlerin: Frauen sägen detailreicher

Unter den Teilnehmern sind immer mehr Frauen, so wie Sylvia Itzen. Die Hamburgerin arbeitet seit rund 20 Jahren als Holzkünstlerin. Früher habe sie Kunstwerke aus Stein geschaffen und gemalt, erzählt sie. Dass man mit der Kettensäge aus Holz auch schöne Dinge machen kann, habe sie durch Zufall beim Brennholzmachen entdeckt. Seitdem ist sie dabei geblieben und hat ihre Kunst weiterentwickelt.

Auf die Frage, ob sich die gesägten Skulpturen von Männer und Frauen unterscheiden, antwortet Sylvia Itzen sofort mit einem Ja. Frauen würden mehr auf Details achten, auch filigranere Sachen machen. Das gebe es natürlich bei den Männern auch, aber viele stünden doch auf gröbere Skulpturen.

Wir haben natürlich auch Männer dabei, die Filigranes und Abstraktes machen, aber die meisten ihrer Motive sind Adler, Eule Bär. Die Mädels achten auf Details, machen gerne auch andere Sachen, gern mit einem Augenzwinkern dahinter. Die Frauen sind da wirklich auf dem Vormarsch.

Sylvia Itzen | Holzkünstlerin

Entspannen mit Kettensäge

Sylvia Itzen zum Beispiel arbeitet gerade an einem Astronauten, ihre Nachbarin Inga Müller an einem Fuchsrelief. "Das wird später auch noch farbig", erklärt die gelernte Buchhalterin. Sie ist aus Franken auf den Beckenberg gereist. Wie für die meisten hier ist das Schnitzen mit der Kettensäge für sie ein Hobby, bei dem sie entspannen kann. Irgendwann habe sie mal einen Kettensägeschnitzkurs mitgemacht. "An diesem Tag habe ich nicht einmal nachdenken müssen. Der Kopf war ausgeschaltet und nur noch beim Kunstwerk. Am Abend bin ich dann heimgekommen und gesagt: Das isses." Seitdem sei sie dabei geblieben.

Holzkünstler aus aller Welt schätzen den Beckenberg

Beim Treffen auf dem Beckenberg ist Inga Müller das zweite Mal dabei. Ihr und den anderen Kettensägenkünstlern gefällt die familiäre und entspannte Atmosphäre. Die zieht inzwischen Teilnehmer aus aller Welt an. 16 Nationen seien in diesem Jahr auf dem Beckenberg zu Gast, erzählt stolz Organisator Mario Hennig. Sie kommen aus Indonesien, der Mongolei, Brasilien, den USA oder Polen. Auch er beobachtet, dass in den vergangenen Jahren mehr und mehr Frauen dabei sind. "Die Frauen sind da gut unterwegs". Vor drei Jahren sei hier auf dem Beckenberg sogar erstmals eine Frau Deutsche Speedcarving-Meisterin geworden.

Internationales Kettensägenschnitzer-Treffen9. bis 12. Mai 2024 | Beckenberg Eibau

- täglich ab 10 Uhr
- Donnerstag bis Sonnabend: 13 Uhr Speedcarving mit anschließender Versteigerung
- buntes Markttreiben mit Händlern und Handwerkern der Region
- die Deutsche Meisterschaft für Speedcarving findet im Herbst in Lauchhammer statt, auf dem Beckenberg kann man sich dafür qualifizieren

MDR (vis)