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Schwerer TransportElektro-Schiff im Berzdorfer See zu Wasser gelassen

02. August 2023, 17:05 Uhr

Seit März dürfen Motorboote und Passagierschiffe den Berzdorfer See in der Oberlausitz befahren. Ein Fahrgastschiff wurde schon Ende Mai zu Wasser gelassen, ein zweites folgt nun. Das Besondere daran: Der Antrieb ist elektrisch. Am Mittwoch wurde das Schiff zu Wasser gelassen, es soll noch im August seinen Fahrbetrieb aufnehmen.

33 Meter lang, 6,10 Meter breit und 80 Tonnen schwer ist das neue Schiff für den Berzdorfer See in der Oberlausitz. Am frühen Mittwochmorgen hat das Schiff per Lkw sein Ziel, den Hafen in Hagenwerder, erreicht und wurde am Vormittag mit zwei Kränen zu Wasser gelassen. Die letzte Etappe des Schwerlasttransportes war am Vorabend gegen 22 Uhr in Bad Muskau gestartet. Eine 650 PS starke Zugmaschine und ein zwölfachsiger Tieflader waren nötig, um das Schiff sicher über die Straßen zu transportieren.

Kompliziert wurde es für das Transport-Team in der Ortslage Reichenbach in der Oberlausitz, da die Straßen für das 40 Meter lange und fast sieben Meter breite Gespann gerade so ausreichten.

Zweites Leben für Schiff aus dem Jahr 1969

Das Schiff wurde 1969 gebaut und fuhr bis 2022 auf dem Hennesee im Sauerland (Nordrhein-Westfalen) als Ausflugsschiff, sagte Eigentümer Stefan Menzel MDR SACHSEN. Die Lux-Werft in Mondorf bei Bonn, wo das Schiff auch gebaut wurde, habe es wieder flott gemacht.

Das Besondere: Statt den Dieselmotor zu erneuern, wurde es komplett elektrifiziert. Menzel habe sich bewusst dafür entschieden. "Ein Dieselschiff auf dem Berzdorfer See wäre nicht mehr zeitgemäß gewesen." Der Vorteil des Elektroantriebes liege auf der Hand: Der Motor verursache auf dem naturbelassenen See keine Schwingungen wie ein Dieselmotor. Und hat auch keinen Dieselgeruch.

Lange Reise mit Hindernissen

Am Montag war das Schiff in Vahldorf bei Magdeburg aus dem Mittellandkanal auf einen Lkw-Anhänger verladen worden. In der Nacht zum Dienstag ging es vorbei an Berlin. Geplantes Ziel war Roggosen bei Cottbus.

Dort sollte der Schwertransporter am Dienstag tagsüber pausieren, denn er darf nur von 22 bis 6 Uhr fahren. Tatsächlich lief der Transport so gut, dass das Schiff zügiger als gedacht nach Sachsen kam. "Wir haben es bis Bad Muskau geschafft und machen dort Pause bis zum Abend," sagte Stefan Menzel.

Doch in Bad Muskau blieb der Schwerlasttransporter nach Angaben der Polizei am Morgen stecken. Wegen des großen Schiffs auf dem Lkw sei es nicht gelungen, den Transport von der Straße zu rangieren. Eigentlich sollte er auf einem Parkplatz in der Nähe halten. An der Stelle der Kreisstraße 8478 ging dann gar nichts mehr und die Polizei musste den Bereich komplett sperren. Bis Dienstagabend 22 Uhr rollte dort kein Straßenverkehr.

Mit einem Fahrgastschiff an Bord war das Gespann auf dem Weg von Brandenburg zum Berzdorfer See und sollte auf dem Parkplatz Eiland bzw. dem Parkplatz einer Tankstelle Halt machen. Aufgrund der Aus- und Abmaße des Schwerlastzuges gelang es jedoch nicht, den Transport von der Straße zu rangieren.

Polizeidirektion Görlitz

Weg über Dresden war versperrt

Ursprünglich sollte das Schiff über Dresden und Bautzen den Weg in die Lausitz finden. Aber wegen der Baustellen auf der A4, auch im Königshainer Tunnel, fiel diese Option weg.

Schiff ab Mitte August fahrbereit

Wenn alles nach Plan läuft, können die ersten Passagiere ab dem 19. August auf dem Schiff über den Berzdorfer See fahren und auf einem der 200 Sitzplätze Platz nehmen. Doch vorher müssen die Handwerker noch mal ran: Der Innenausbau und das Glasdach müssen noch fertiggestellt werden.

Auch zwei erfahrene Kapitäne habe man schon in der Region gefunden, sagte Menzel. Einer von ihnen habe früher große Containerschiffe gefahren. Außerdem habe er eine Elektro-Ladestation für das Schiff am Liegeplatz im Hafen installieren lassen. Erste Testfahrten soll es schon Ende nächster Woche auf dem See geben.

Der Berzdorfer See ist ein beliebtes Ausflugsziel. Erst seit März ist die Schifffahrt auf dem See erlaubt. (Archivbild) Bildrechte: Katrin Tominski

Lange Diskussion über Motorboote auf Berzdorfer See

Über die Schiffbarkeit des Berzdorfer Sees wird seit Langem gestritten in der Region. Viele wollten keine Motorboote und Passagierschiffe auf dem See oder forderten Beschränkungen. Der Bergbausanierer LMBV und der Anglerverband legten gegen die Schiffbarkeitserklärung der Landesdirektion Sachsen im vergangenen Jahr Widerspruch ein. Doch die LMBV zog diesen schließlich zurück, so dass die Genehmigung im März dieses Jahres doch noch erteilt werden konnte, wenn auch mit Einschränkungen. Die Landesdirektion rechnet nun mit einem Schub für den Tourismus, sagte Präsidentin Regina Kraushaar im März.

Mit der "MS Oberlausitz" gibt es bereits seit Ende Mai ein Passagierschiff eines anderen Anbieters auf dem See. An dem Schiff müssen ebenfalls noch einige Arbeiten vorgenommen werden, bevor Passagiere mitfahren dürfen.

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MDR (jwi/kbe/lam)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. August 2023 | 19:00 Uhr