Nachrichten & Themen
Mediathek & TV
Audio & Radio
SachsenSachsen-AnhaltThüringenDeutschlandWeltLeben

Maria LichtmessLicht aus: Erzgebirge feiert das Ende der Weihnachtszeit

03. Februar 2024, 12:13 Uhr

Am Freitag endete sie wirklich: die Weihnachtszeit im Erzgebirge. Immer mehr Menschen lassen ihre Weihnachtsbeleuchtung bis an "Maria Lichtmess" brennen. Für viele Erzgebirger ist 40 Tage nach der Heiligen Nacht ein Feiertag. Eine der ersten Gemeinden, die diesen Tag im Erzgebirge feiern, ist Zwönitz. Seit dem Jahr 2000 wird hier das Ende der Weihnachtszeit gemeinsam begangen – mit einem Nachweihnachtsmarkt und dem gemeinsamen Ausschalten der Weihnachtslichter.

Der Duft von Krapfen, Glühwein und Roster steigt den Besuchern gleich beim Betreten des gemütlichen Marktes in die Nase. Der Weihnachtsbaum leuchtet. In allen Fenstern rund um den Markt strahlen die Lichterbögen. Die Erzgebirger nennen das "haamelich". Dieses besondere und gemütliche Ambiente haben aber nicht nur die Einheimischen genossen. Die Auskehr der Weihnachtszeit lockt auch immer mehr Schaulustige aus anderen Regionen an.

Vierzig Tage nach Heiligabend wurde am Freitag im erzgebirgischen Zwönitz das Ende der Weihnachtszeit gefeiert. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Aus Leipzig, Zwickau, Thüringen, sogar aus der Nähe des bayrischen Schliersees waren deshalb Besucher gekommen. Eine Wandergruppe aus Leipzig zum Beispiel verbrachte einen rundum schönen Tag in Zwönitz: "Ja, es ist ein bisschen ungewöhnlich, aber es ist schön. Wir haben das verbunden mit einer Wanderung zum Reiter ohne Kopf und das hat uns gut gefallen und jetzt sind wir hier und essen Bratwurst und gucken uns den Ort an."

Die Nachtwächter von Zwönitz waren neben dem großen Konzert am Freitag ein Höhepunkt. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

"Hört ihr Leut' und lasst euch sagen ..."

Die drei Nachtwächter von Zwönitz waren am Freitag neben dem großen Konzert in der Zwönitzer Kirche ein Höhepunkt. Die drei Uniformierten sind einfach eine Schau. Viele Besucher zückten sofort ihre Handys und lichteten die drei ab, als sie sich in ihren Nachtwächterroben zeigten – mit ihren blauen, schweren Mänteln, mit Mütze, Barde und den Laternen mit der leuchtenden Kerze.

Werner Störzl ist einer der ersten Nachtwächter der Stadt. Zu Lichtmess 2002 wurde er vereidigt und lässt es sich an diesem besonderen Tag natürlich nicht nehmen, Besucher durch seine Stadt zu führen: "Ein Rundgang mit Bürgern aus Nah und Fern. Da haben wir bestimmte, markante Punkte und dort an den Stellen erzählen wir was zur Stadtgeschichte, zu den Nachtwächtern, zur Nachtwächterzunft, zur europäischen Nachtwächterzunft, kommen an der Kirche vorbei und enden wieder auf dem Markt." Denn dort wurde auf dem gemütlichen Nachweihnachtsmarkt rund um den Weihnachtsbaum noch einmal besinnlich gefeiert.

Mit einem Bühnenprogramm, allerlei Naschwerk und einem Ritual. Das gemeinsame Ausknipsen der Lichter. "Licht aus" schallte es über den Marktplatz. Alle Lichter, bis auf den Weihnachtsbaum, waren diesem Ruf sofort gefolgt. Ein Raunen ging durch die Menge. Doch der Christbaum musste sich beugen. Auch hier erloschen nach wenigen Minuten die Lichter. Diese Dunkelheit hüllte die Menge ein.

Hirsebrei zu Lichtmess soll für ein gut gefülltes Geldsäckel sorgen. Dazu werden traditionell in Zwönitz Bratwurst und Sauerkraut serviert. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Hirse soll Geldsegen bringen

Versüßt aber wird das Ende der Weihnachtszeit in Zwönitz immer mit einem ganz besonderen Mahl, das die verschiedenen Gaststuben der Stadt ihren Gästen servieren. Nach 18 Uhr wechselten viele Besucher vom Marktplatz in die Gaststuben. Denn dort wurde überall das gleiche Traditionsessen Hirsebrei mit Riesenbratwurst und Sauerkraut gereicht. Als Nachtisch gab es die süße Variante – Hirsebrei mit Kirschen. Der Hirse wird übrigens nachgesagt, dass jedes Korn für einen Taler im neuen Jahr steht.

Topfgucken durften wir bei Nico Deutsch, Robby Kindermann und Nicole Pflug im Hotel Ross gleich am Markt. Die Küche duftete nach allerlei Leckerem. Dem Traditionsessen, aber auch anderen deftigen Gerichten. Die drei empfingen zum ersten Mal Gäste zu Maria Lichtmess. Denn das junge Team hat das erste Haus am Platz in Zwönitz nämlich erst Anfang Dezember übernommen – aus seinem Dornröschenschlaf geweckt.

Lichtmess als Tradition

Schon im Jahr 2000 wurde in Zwönitz das erste gemeinsame Weihnachtsende mit einem kleinen Fest gefeiert. Ausgangspunkt war damals die Förderung der Wirtschaft in der eigenen Stadt. Vor allem die Gastwirte und Hoteliers sollten mit einem zusätzlichen Fest unterstützt werden. Denn zwischen Weihnachten und Ostern war ein langer, gästearmer Zeitraum. Die Lichtmessfeier lässt Jahr für Jahr viele Touristen in die Stadt strömen, nicht nur auf den Nachweihnachtsmarkt. Sie kommen in die Brauerei, gehen einkaufen, genießen die Gastfreundschaft der unterschiedlichen Gaststuben, sie gehen wandern, Skifahren und sie kommen wieder.

Der Plan der Stadt von damals ist aufgegangen. Auch am Freiag war das Zentrum schon am frühen Nachmittag gut gefüllt. Als es dunkel wurde und man die wunderschönen Weihnachtslichter noch ein letztes Mal bewundern konnte, platzte die Innenstadt fast aus allen Nähten. Die Zwönitzer Lichtmess ist ein Besuchermagnet geworden, auch andere Orte zogen nach. So lädt zum Beispiel auch Olbernhau immer zu einer Lichtmessfeier ein und in Annaberg-Buchholz gehen die dort ansässigen Nachtwächter auf Lichtmesstour.

 

Mit einem Bühnenprogramm, allerlei Naschwerk und dem Ritual, gemeinsam die Weihnachtslichter auszuknipsen, wurde in Zwönitz am Freitag offiziell die Weihnachtszeit ausgekehrt. Bildrechte: MDR/Konstantin Henß

Eine Kerze, die Gewitter vertreibt

Die katholische Kirche feiert Maria Lichtmess als die "Darstellung des Herrn". Es ist eines der ältesten christlichen Feste, das sonst vielerorts meist aus dem Alltag verschwunden ist. Traditionell damit verbunden waren Lichterprozessionen und Kerzenweihen. In der katholischen Kirche in Zwönitz werden auch heute noch an Maria Lichtmess die Kerzen fürs gesamte Kirchenjahr geweiht – zum Beispiel für Gottesdienste, Trauungen, Taufen.

Die Stadt Zwönitz hat diese Tradition auch aufgegriffen und verkauft Jahr für Jahr in der Stadtinformation zu Maria Lichtmess die sogenannte Gewitterkerze. Eine weiße, schlichte Kerze mit der Aufschrift "Gewitterkerze". Wird die im eigenen Heim angezündet, soll sie alles Böse vertreiben, böse Worte abwenden, auch aufziehende Gewitter in den Familien und unter Eheleuten ablenken, aber natürlich das Haus auch vor dem tatsächlichen Blitzeinschlag schützen. Die Gewitterkerze soll den Zwönitzern und ihren Gästen Schutz bieten, ein gutes neues Jahr schenken.

Auf ein Neues

Die gemütliche Weihnachtsbeleuchtung ist der dunklen Nacht gewichen. Doch gleich zwei Dinge ist den Erzgebirgern klar: erstens naht der Frühling und zweitens dürfen die Weihnachtslichter, Bergmänner, Engel und Räuchermännchen in zehn Monaten schon wieder geweckt werden. Schließlich ist nach Weihnachten immer auch vor Weihnachten.

Mehr zum Thema

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 02. Februar 2024 | 19:00 Uhr