Trafo-Ideenkongress in ChemnitzFehlende Struktur: Womit Kultur abseits von Großstädten zu kämpfen hat
Was bewegt Kultur in ländlichen Räumen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ab heute der Trafo-Ideenkongress in Chemnitz. An ihm nimmt auch die Regisseurin Miriam Tscholl teil, die das Projekt "X-Dörfer" am Staatsschauspiel Dresden leitet. Aus ihrer Sicht wird die Kulturarbeit auf dem Land vor allem durch eine fehlende Infrastruktur erschwert.
- Die Regisseurin Miriam Tscholl beklagt eine fehlende Infrastruktur bei der Kulturarbeit im ländlichen Raum.
- Sie stellt beim Trafo-Ideenkongress in Chemnitz Methoden ihres Projekts "X-Dörfer" vor
- Bei dem Kongress werden rund 600 Gäste erwartet, darunter Staatsministerin Barbara Klepsch
Kulturarbeit im ländlichen Raum wird oft durch eine fehlende Infrastruktur erschwert, beklagt die Regisseurin Miriam Tscholl bei MDR KULTUR anlässlich des heute beginnenden Trafo-Ideenkongresses in Chemnitz. Der befasst sich bis Freitag mit Kultur, Alltag und Politik in ländlichen Räumen. Tscholl erklärte, die Infrastruktur sei auf dem Land oft sehr dünn. Das bedeute, dass die komplette Struktur ehrenamtlich gestemmt. Wenn man eine gewisse Qualität haben wolle, müsse man viel Aufwand betreiben und organisieren.
Kulturhäuser auf dem Land überfordert
Es gäbe auf dem Land zwar Kulturhäuser, diese seien aber oft überfordert. "Da sitzt dann eine Person, zum Beispiel eine Verwaltungsangestelle, die auch nicht alles machen kann", so Tscholl. Es sei nicht einfach, Anträge für Projekte zu schreiben, Räume zu organisieren oder Veranstalter zu sein. Um diese Herausforderungen zu meistern, brauche es mehr Strukturen und Menschen, die "sich zusammen tun". Diese Erfahrung habe sie als künstlerische Leiterin des Projekts "X-Dörfer" des Staatsschauspiels Dresden gemacht.
Da ist manchmal so eine Art Dornröschenschlaf.
Regisseurin Miram Tscholl über Kulturarbeit auf dem Land
"X-Dörfer" hilft Menschen außerhalb der sächsischen Großstädte bei der Umsetzung von Kulturprojekten. Laut Miriam Tscholl ist das seit 2021 in 13 Orten gelungen. In Nossen, Freiberg, Bischofswerda, Bernsdorf und Waldheim sind mit Hilfe von Regieteams Bürgerbühnen entstanden oder befinden sich im Aufbau. In Freital und Nebelschütz wurden Kulturcafés eingerichtet, in Pirna ein Schreibfestival initiiert.
Ideen für Kultur abseits von Großstädten
Bei ihrer Arbeit im ländlichen Raum spürt Tscholl nach eigener Aussage bei den Menschen eine Lust auf künstlerische Qualität und darauf, diese mit Profis von außen umzusetzen. Die Herausforderung sei es, die Menschen vor Ort aus einer Art "Dornröschenschlaf" zu wecken. "X-Dörfer" helfe deswegen bei Aufrufen und Werbung für partizipative Projekte und bei Einladungen. Außerdem brauche es Unterstützung bei der Organisation. "Und natürlich Geld", sagt Tscholl.
Staatsministerin Klepsch bei Kongress in Chemnitz
Die künstlerische Leiterin wird die Methoden des Projekts "X-Dörfer" beim dreitägigen Trafo-Ideenkongress im Chemnitzer Wirkbau vorstellen. Bei dem Kongress, der bereits zum zweiten Mal stattfindet, handelt sich um eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes. Erwartet werden rund 600 Gäste, darunter Barbara Klepsch, die sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus.
Quelle: MDR KULTUR (Annett Mautner)
redaktionelle Bearbeitung: vp, bh
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Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Morgen | 27. September 2023 | 08:40 Uhr