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Der Demo-Zug führte vom Neumarkt durch die Altstadt, zur Staatskanzlei und zurück. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Brandmauer-ProtestTausende Menschen bei Demos gegen Rechts am Sonntag in Sachsen

25. Februar 2024, 19:50 Uhr

Nach Angaben des Bündnisses "Zusammen gegen Rechts" sind deutschlandweit seit Mitte Januar mehr als drei Millionen Menschen auf die Straße gegangen. Auch an diesem Sonntag folgten Tausende den Aufrufen von Initiativen, Parteien und Verbänden - auch in Sachsen.

  • Bis zum Sonntagabend demonstrieren allein in Dresden nach Veranstalterangaben mehrere Tausend Menschen.
  • In Bautzen waren mehr als tausend Menschen im Protestzug mit der "Banda Comunale" unterwegs.
  • In Zwickau hat die Initiative "Zwickau zeigt Herz" mehrere Hundert Teilnehmer angelockt.

Am Sonntag haben erneut Tausende Menschen in mehreren sächsischen Städten gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie demonstriert. In Dresden und Bautzen hat das Aktionsbündnis "Wir sind die Brandmauer Dresden" zum Protest aufgerufen. In Zwickau hat auf dem Domhof eine Demonstration im Rahmen des "Zusammen gegen Rechts"-Aktionswochenendes stattgefunden.

Neumarkt in Dresden prall gefüllt

Die "Brandmauer"-Organisatoren sprachen von 20.000 Teilnehmenden auf dem Neumarkt. Die Polizei nannte zunächst keine Teilnehmerzahl. "Gerade weil die Resonanz bundesweit bei den Demos etwas zurückgeht, sind wir damit sehr zufrieden", sagte eine "Brandmauer"-Sprecherin am Sonntagnachmittag. Das Bündnis werde nach eigenen Angaben mittlerweile von knapp 250 Organisationen unterstützt.

Seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche seien laut "Zusammen gegen Rechts" deutschlandweit mehr als drei Millionen Menschen auf die Straße gegangen. In Dresden ist es bereits die dritte Großdemo binnen weniger Wochen gewesen.

Bildergalerie Tausende Menschen bei Demos in Dresden, Bautzen und Zwickau

In Dresden hat das Aktionsbündnis "Wir sind die Brandmauer" zum Protest aufgerufen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Patrizia (links) ist auf Besuch bei ihrer Freundin Emilia in Dresden. Den Beiden war es wichtig, gegen Rechts auf die Straße zu gehen. "Mich macht die Entwicklung in Deutschland traurig", sagt Patrizia. Die 20-Jährige sehe in Sachen Rechtsextremismus Parallelen zur NS-Zeit: "Man möchte nicht, dass Deutschland total nach rechts abrückt. Es ist wichtig, für andere Menschen einzustehen." Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Mehrere Tausend Menschen waren am Sonntagnachmittag auf dem Neumarkt zusammengekommen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Der Demo-Zug erstreckte sich zeitweise von der Carolabrücke bis zur Albertbrücke in Dresden. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Auch in Bautzen hat eine "Brandmauer"-Demo stattgefunden. Bildrechte: MDR/Thomas Kramer
Den Protestzug nach der Kundgebung hat die Dresdner Band "Banda Comunale" begleitet. Bildrechte: MDR/Thomas Kramer
Der Protestzug war durch Bautzen unterwegs. Laut Polizei haben sich mehr als tausend Menschen beteiligt. Bildrechte: MDR/Thomas Kramer
Dem Aufruf der Initiative "Zwickau zeigt Herz" folgten nach Polizeiangaben vor Ort etwa 650 Teilnehmer. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Wie diese Frau in Zwickau hatten viele Menschen Plakate dabei, die unter anderem die AfD kritisieren. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Klimaaktivistin Neubauer zu Gast

Am Sonntagnachmittag hatte unter anderem die Klimaaktivistin von "Fridays For Future", Luisa Neubauer, gesprochen. Sie sagte in ihrer Rede vor Tausenden Anwesenden: "Wir müssen uns nicht für die Resignation, sondern für den Mut entscheiden." Rechtsextreme hofften auf die Gleichgültigkeit der Leute. "Doch die bekommen sie nicht", sagte sie weiter.

Nach der Auftaktkundgebung auf dem Neumarkt hatte sich am späteren Nachmittag ein Demo-Zug durch die Altstadt über den Schlossplatz und die Augustusbrücke bis zur Staatskanzlei und zurück zur Frauenkirche in Bewegung gesetzt.

Luisa Neubauer spricht bei der Demonstration unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer" gegen die AfD und den Rechtsruck auf dem Neumarkt in Dresden. Bildrechte: IMAGO / Future Image

Kleinere rechte Störungen

Nach Angaben des Veranstalters habe der Organisator der Dresdner Querdenken-Demonstrationen, Marcus Fuchs, zu Beginn der Demonstration versucht, diese mit etwa zehn Anhängern zu stören. Die Polizei habe den Gegenprotest jedoch relativ schnell aufgelöst. Wie ein MDR-Reporter mitteilte, hatte sich auf den Brühlschen Terrassen ein kleiner rechter Gegenprotest eingefunden, der von einigen Teilnehmenden der "Brandmauer"-Demo mit Parolen wie "Nazis raus" konfrontiert wurde. Wie auf Bildern zu sehen ist, trennte die Polizei die Lager.

Zweite Großdemo in Bautzen

In Bautzen hat die bisher zweite Demonstration für Demokratie und Toleranz stattgefunden. Zahlreiche Vereine, Gewerkschaften, Initiativen, Institutionen und Sozialverbände riefen zur Teilnahme auf. Die Band "Banda Comunale" begleitete den Protestzug durch die Stadt, der an mehreren Stellen für kleine Kundgebungen auf Deutsch und Sorbisch Halt machte.

In Bautzen hatte sich am Sonntagnachmittag ein Protestzug gegen Rechts vom Hauptmarkt aus in Bewegung gesetzt. Bildrechte: MDR/Thomas Kramer

Nach Angaben der Polizei waren etwa 1.400 Menschen gekommen. Zur ersten "Demo gegen Rechts" auf dem Hauptmarkt am 27. Januar waren es 1.500 Menschen gewesen. Bei der zweiten Demo an diesem Sonntag hatte die Polizei ihre Präsenz deutlich erhöht. Denn es hatte im Nachgang zur ersten Demonstration Beschwerden von Teilnehmern gegeben, die sich unsicher gefühlt hatten, erklärt der Polizeisprecher die Maßnahme. Tatsächlich gab es am Rande vereinzelt Störer, die aber von den Polizisten auf Abstand gehalten wurden.

Bildergalerie Demo mit Tanz, Musik und einem Einhorn in Bautzen

Der Musiker Richard Ebert ist mit etwa 20 Musikern von der Banda Comunale angereist und spielt dort das Tenorsaxofon.  "Die ganzen Demos, die zur Zeit passieren sind eine unterstützenswerte Sache. Die Leute sind froh, dass was passiert und haben keine Angst mehr, auf die Straße zu gehen. Wir freuen uns darüber und versuchen, gute Stimmung zu verbreiten." Die Banda Communale ist schon seit zwei Jahrzehnten bei Demos und Aktionen, vornehmlich in Dresden, aktiv. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
"Weil es wichtig ist, für die richtige Sache einzustehen. Und weil es hier in der Gegend viel zu braun ist, wollen wir gegenhalten", sagt diese junge Bautznerin, die mit ihrem Freund gekommen ist. "Ja, diesmal sind wir dabei." Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
Das Ehepaar Feiler aus Bautzen ist zum ersten Mal demonstrieren gegangen. Aber nicht zum letzten Mal, wie der Mann sagt. Er ist auch Fan der Banda Comunale, verrät seine Frau. "Aber mir geht‘s  um die Sache an sich – gegen rechts, gegen die AfD", wirft der Ehemann ein. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
Familie Kretzschmar aus Löbau war auch in Bautzen dabei. "Ich denke an die Zukunft meiner Kinder und möchte, dass sie in einem freien Deutschland großwerden", sagt die Mutter. Sie befürchtet, wenn die Rechtsorientierten an die Macht kommen, dass es dann bald vorbei ist mit einem liberalen und freiheitlichen Deutschland.  Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
Der Syrer Moh Aldyab mit Tochter Magdalena und seinem Kumpel Ralph Döcke demonstrieren ebenfalls. "Ich fühle mich hier in Bautzen wohl. Bis jetzt habe ich keine Probleme gehabt. Seit 2016 arbeite ich hier", sagt Moh Aldyab. "Ich bin froh, dass die Stadtgesellschaft aufgewacht ist und Gesicht zeigt", sagt Ralph Döcke, der sich wegen der bevorstehenden Landtagswahl Sorgen macht. Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
Sorbe Jan Rucha aus Sdier macht sich ebenfalls über ein Erstarken der AfD Gedanken. "Die AfD zeigt ja ganz offen, dass sie gegen menschliche Werte ist und gegen die Demokratie." Auch versuche die AfD gezielt gegen Sorben zu schießen. "Die AfD ist sehr gegen Minderheiten und da sind wir auch mit gemeint." Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
Robert Lorenz aka das Einhorn trägt sein Kostüm eigentlich regelmäßig an der B96, um dort gegen die Schwurbler und Reichsbürger zu protestieren. Nun ist er für ein bisschen gute Laune auch auf der Demo in Bautzen ins Fell gestiegen: "Weil diese schlechte Laune und diese Wut einiger, die sich dann auch in Hass niederschlägt, auf Dauer deprimiert. Wenn kein Widerspruch kommt, denken diese Leute dann auch, dass sie die Meinungshoheit in der Gegend haben. Da einfach mal zu sagen: ‚Nein, es gibt nicht nur Leute, die Panik schieben und zweifelhafte politische Parteien präferieren‘ – das finde ich wichtig." Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt
Pfarrer Christian Tiede sprach bei der Demonstration. "Das gemeinsame Leben von Kulturen und Sprachen in Bautzen dürfen wir uns nicht ausreden lassen." Bildrechte: MDR/Madeleine Arndt

Etwa 650 Demo-Teilnehmer in Zwickau

Nach Angaben der Polizei vor Ort haben sich am Nachmittag etwa 650 Menschen auf dem Zwickauer Domhof eingefunden. Als Rednerinnen traten unter anderem Pfarrerin Lautzas sowie der Rektor der Westsächsischen Hochschule auf. Laut MDR-Reporter ist die Demo am späten Nachmittag friedlich und ohne Vorkommnisse mit einer Menschenkette zu Ende gegangen. Organisatorin der Demonstration war die Initiative "Zwickau zeigt Herz". Zuletzt hatte diese am 28. Januar etwa 4.000 Menschen zum Protest gelockt.

Auf dem Domhof in Zwickau kamen mehrere Hundert Menschen zum Protest zusammen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

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MDR (sme/tfr/phb/ama)/dpa

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSENSPIEGEL | 25. Februar 2024 | 19:00 Uhr