Grünes GewölbeSchmuckschwindel: Mutmaßlicher Hochstapler gesteht Betrug vor Gericht
Der Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden hat weltweit Aufsehen verursacht. Am Tag, als die Urteile gegen die Haupttäter eines Berliner Clans fielen, stand auch ein Mann vor Gericht, der nach dem Schmuckdiebstahl von der damals verschwundenen Beute profitieren wollte. Der Schausteller aus den Niederlanden soll sich vor den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) als Schmuckexperte ausgegeben haben. Zum Auftakt gab er den Betrug zu, zeigte aber keine Reue.
- Ein 55 Jahre alter Angeklagter hat gestanden, den Rückkauf gestohlener Juwelen aus dem Grünen Gewölbe vorgetäuscht zu haben.
- Der vermeintliche Kunstexperte hat vor den Richtern keine Reue gezeigt und gegen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgeteilt.
- Einen "Deal" wie im Hauptverfahren gegen Schmuckdiebe hat das Gericht für den Niederländer abgelehnt.
Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) sind beim Versuch, die 2019 gestohlenen Schmuckstücke aus dem Historischen Grünen Gewölbe zurückzugewinnen, auf einen Schausteller aus den Niederlanden hereingefallen. Der Mann steht seit Dienstag, 16. Mai, vor dem Landgericht Dresden. Der Vorwurf: gezielter Betrug durch Vorspielung falscher Tatsachen.
Angeklagter begründet Betrug mit privaten Schulden
Der 55 Jahre alte Angeklagte hat gleich zum Prozessauftakt gestanden, dass er den Rückkauf von gestohlenen Juwelen aus dem Grünen Gewölbe vorgetäuscht und das Geld dafür aus staatlichen Töpfen für sich behalten hat. Sein Vorgehen begründete er nach Informationen von MDR SACHSEN mit persönlichen Schulden in Höhe von einer Viertel Million Euro.
Suche nach dem verlorenen Schatz: So lief der Betrug
Ende Dezember 2021 soll sich Niederländer bei einem Rechtsanwalt mit Kontakt zur SKD als belgischer Diamantenhändler und Vermittler ausgegeben haben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Demnach traf er sich in einem Hotel in Antwerpen mit Vertretern der SKD, darunter der Generaldirektorin Marion Ackermann, einem Wissenschaftler der SKD und einem bekannten Kunstdetektiv. Dabei soll er den Anwesenden vorgegaukelt haben, den berühmten gestohlenen Bruststern des polnischen Ordens des Weißen Adlers von zwei Tschetschenen kaufen zu können. Er behauptete, er und sein Chef hätten das Schmuckstück untersucht und es sei echt.
Der Angeklagte habe in einem 45-minütigen Gespräch die Runde durch "kompetentes Auftreten" und "Kunstsachverstand" überzeugt, sagte Staatsanwalt Christian Weber am Dienstag. Im Vertrauen darauf hätten die SKD-Vertreter dem Kunstdetektiv 40.000 Euro gegeben, der es an den vermeintlichen Vermittler übergab. Der floh mit dem Geld.
Niederländer ohne Reue vor Gericht
Laut Landgericht Dresden sitzt der Mann seit November 2022 in Untersuchungshaft. Er war in den Niederlanden bereits einschlägig vorbestraft und saß dort seit März 2022 wegen eines anderen Delikts im Gefängnis. Prozessbeobachter berichteten, der Angeklagte habe zum Prozessauftakt keine Reue gezeigt. Es sei einfach gewesen, die SKD zu betrügen, sagte der Niederländer den Richtern.
Gericht lehnt Deal mit mutmaßlichem Betrüger ab
Während der Prozess gegen den mutmaßlichen Hochstapler am Dienstag begann, endete am gleichen Tag das Gerichtsverfahren gegen sechs Angeklagte am Landgericht. Den Männern wurde vorgeworfen, beim Einbruch in das Schatzkammermuseum Grünes Gewölbe im Jahr 2019 insgesamt 21 Schmuckstücke im Wert von mehr als 116 Millionen Euro gestohlen zu haben. Bei den Urteilen hatten sie von einem Deal mit der Staatsanwaltschaft profitiert, nachdem sie Teile der Beute zurückgaben.
Einen ähnlichen Deal auch mit dem beschuldigten Hochstapler aus den Niederlanden hat das Gericht nach MDR-Informationen abgelehnt. Der Prozess geht am 23. Mai mit Zeugenvernehmungen weiter.
MDR (pri/wim/kk)/dpa/AFP
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Dresden | 16. Mai 2023 | 05:30 Uhr