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TourismusNach Waldbrand in Sächsischer Schweiz: Unternehmen nutzen Soforthilfen kaum

24. November 2022, 18:46 Uhr

Um vom Waldbrand in der Sächsischen Schweiz geschädigte Unternehmen zu unterstützen, hat der Freistaat im August 2022 ein Hilfsprogramm von zwei Millionen Euro festgelegt. Das Geld wurde jedoch kaum abgerufen. Nur rund 50 Prozent der Hilfsgelder sind nach Ende der Antragsfrist angefragt worden. Tourismusverbände und Betroffene kritisieren die Soforthilfe, die in ihren Augen zu engmaschig gestaltet worden sei.

"Das Feuer im Wald ist gelöscht, aber die Tourismuswirtschaft in der Region brennt noch", sagt Marco Angermann, Kleinunternehmer aus Rosenthal-Bielatal in der Nähe von Pirna. Mit seiner Firma "Elbsandsteinguides" organisiert er Touren durch die Sächsische Schweiz. Als es im Juli und August 2022 im dortigen Nationalpark brannte, brach sein komplettes Geschäft weg, sagt er.

Mehrere Wochen lang haben Kunden bereits gebuchte Touren bei ihm abgesagt. Gerade in den wichtigen Sommermonaten kam das Waldbetretungsverbot für den gesamten Kreis Sächsische Schweiz für ihn zur Unzeit. Auch jetzt noch habe er mit den Folgen des Umsatzeinbruchs zu kämpfen.

Nur 50 Prozent der Hilfsgelder abgerufen

Das sächsische Tourismus-Ministerium für hatte im August ein Soforthilfeprogramm gestartet, um betroffene Unternehmen zu unterstützen. Insgesamt standen zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Vor einer Woche endete die Bewerbungsfrist mit mäßigen Zahlen. 91 Unternehmen stellten Anträge, die 50 Prozent des Hilfsvolumens in Anspruch nehmen. Jede Firma konnte über das Unterstützungsprogramm bis zu 5.000 Euro erhalten. In besonderen Fällen waren auch bis zu 20.000 Euro möglich.  

Tourismusverband sieht hohe Hürden

Die verhältnismäßig geringe Nachfrage erklärt sich laut Tourismusverband Sächsische Schweiz aber nicht mit den fehlendem Bedarf. "Grundsätzlich sind wir für die Unternehmer der Region dankbar, dass es das Angebot der Soforthilfe gibt. Die Hürden für die Inanspruchnahme wurden allerdings sehr hoch gesetzt", sagt Geschäftsführer Tino Richter.

Durch Zugangskriterien wie hohe Umsatzausfälle von 35 Prozent und Liquiditätsengpässe wären viele Unternehmen laut dem Verband, darunter kleine Inhaber geführte Firmen, von der Unterstützung übergangen worden. "Aus unserer Sicht wäre es auch sinnvoll gewesen, die gesamte Tourismus-Region Sächsische Schweiz als grundsätzlich betroffen einzustufen", ergänzt Richter.

So kamen nur Unternehmen für eine Soforthilfe in Frage, die ihren Sitz in den Gemeinden Bad Schandau, Gohrisch, Hohnstein, Königstein, Lohmen, Neustadt, Rathen, Rathmannsdorf, Reinhardtsdorf-Schöna, Sebnitz, Stolpen, Struppen und Wehlen haben.

Touristen-Guide Marco Angermann war vornherein von der Soforthilfe ausgeschlossen. Im September ließ er seinem Ärger über die Regelung auf Facebook freien Lauf. "Dann werden Hilfen von Leuten beschlossen, die keinen Bezug zur Region haben und die Anforderung der Betroffenen nicht oder kaum berücksichtigen", schrieb er damals.

War die Berichterstattung und das Betretungsverbot übertrieben?   

Für Angermann ist klar, dass das großflächige Betretungsverbot zwischen dem 26. Juli bis 7. August 2022 aus heutiger Sicht ein Fehler gewesen sei. Weil nur rund 1,6 Prozent der Waldfläche des Naturparks vom Brand betroffen war, sei die komplette Sperrung der Sächsischen Schweiz übertrieben gewesen, meint Angermann.

"Wir prüfen dazu gerade auch, ob sich eine Klage für unseren Totalausfall für die Zeit der unverhältnismäßigen Sperrung lohnt." Die durch das Betretungsverbot große mediale Aufmerksamkeit hätte zusätzlich dazu geführt, dass Touristen die Region selbst nach der Aufhebung noch mieden, sagt er.

Die sächsische Landesregierung hat vor einigen Monaten eine unabhängige Expertenkommission einberufen, um die Geschehnisse und Abläufe rum um den Waldbrand auszuwerten. Aus den Ergebnissen sollen sich Maßnahmen zur besseren Prävention, Bekämpfung und Nachsorge von Waldbränden ableiten.      

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MDR (mad)

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