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Für Demecan-Geschäftsführer Constantin von der Groeben ist das Legalisierungsgesetz ein wichtiger Schritt, damit die Cannabis-Produktion in Deutschland eine Zukunft hat. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Arbeitsplätze gesichert"Ohne die Cannabis-Legalisierung hätten wir in Tschechien produzieren müssen"

26. Februar 2024, 07:00 Uhr

Wer sich mit der Cannabis-Legalisierung beschäftigt, denkt zunächst an das Genussmittel. Dabei enthält das Gesetz auch neue Regelungen für Hersteller von medizinischem Cannabis. Die Firma Demecan aus Ebersbach bei Großenhain fiebert der Entscheidung schon lange entgegen, weil sie nur so die Produktion erweitern darf. Ohne das Gesetz wären wohl an dem Standort über kurz oder lang die Lichter ausgegangen.

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Als der Bundestag jetzt den Weg für die Teillegalisierung von Cannabis freigemacht hat, fällt auch den Verantwortlichen der Firma Demecan im sächsischen Ebersbach ein Stein vom Herzen. Demecan ist eine von drei Firmen in Deutschland, die medizinisches Cannabis herstellen darf. Während der öffentliche Fokus auf Cannabis als Genussmittel liegt, wird schnell vergessen, dass das Gesetz auch die Lage von Medizin-Cannabis-Produzenten verbessert.

 

Bundesrat muss am 22. März noch zustimmen

"Für uns ist das ein ganz wichtiger Tag, auf den wir jetzt schon über zwei Jahre hingefiebert haben", sagt Demecan-Geschäftsführer Constantin von der Groeben und fügt an: "Wenn die Legalisierung kommt, bedeutet das für uns, dass wir den Standort Ebersbach ausbauen werden." Grund für die vorsichtige Formulierung ist, dass der Bundesrat am 22. März noch zustimmen muss. Problematisch sollte das aber nicht sein. Da es sich um ein Einspruchssgesetz handelt, könnte der Bundestag einen möglichen Einspruch der Länderkammer überstimmen.

Zunächst sind die Cannabis-Stecklinge zwei bis drei Wochen im Vegetationsraum, bevor es dann in den Blüteraum geht. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Mehr als 400.000 Cannabis-Verordnungen im Jahr

Bisher baut Demecan in Ebersbach bei Großenhain 990 Kilogramm Cannabis - also rund eine Tonne an. Mehr ist nicht erlaubt. Im medizinischen Bereich wird Cannabis unter anderem eingesetzt, um Spastiken bei Multipler Sklerose oder chronische Schmerzen zu lindern. Laut Statista stieg die Zahl der Cannabis-Verordnungen im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung von 68.500 im Jahr 2017, als Cannabis für medizinische Zwecke erstmals erlaubt wurde, auf 431.600 im Jahr 2022.

Damit die Cannabis-Pflanzen nicht umknicken, wird darüber ein Netz gespannt, durch das die Pflanzen durchwachsen können. Bildrechte: MDR/Stephan Hönigschmid

Ausreichend Platz für Expansion in Ebersbach

Wenn das Gesetz in Kraft tritt, will Demecan die Produktion nach eigenen Angaben auf rund zwei Tonnen pro Jahr ausweiten. Zu den vier 200 Quadratmeter großen Blüteräumen, in denen die Pflanzen rund 69 Tage bis zur Ernte heranreifen, sollen dann weitere drei Räume hinzukommen. Der ehemalige Schlachthof, den Demecan für 18,6 Millionen Euro (davon ein Drittel EU-Fördergelder) umgebaut hat, verfügt über die entsprechenden Kapazitäten.

18,6 Millionen hat Demecan nach eigenen Angaben in Ebersbach investiert, um einen ehemaligen Schlachthof in eine High-Tech-Plantage zu verwandeln. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Sebastian Kahnert

Neben der räumlichen Expansion soll es auch eine personelle geben, sodass die derzeit 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitere Kollegen bekommen. "Wir werden nicht in allen Bereichen wachsen müssen, aber im Bereich des Anbaus und der Gärtner kommen sicherlich einige Mitarbeitende dazu", sagt Constantin von der Groeben.

Keine Mengenbegrenzung beim Import

Gleichzeitig deutet der Geschäftsführer an, dass die Lage für den Standort im Landkreis Meißen ohne das Gesetz durchaus ernst gewesen wäre. "Hätte man diese Benachteiligung fortgesetzt, hätten wir beispielsweise in Tschechien oder Polen produzieren müssen", sagt von der Groeben.

Hintergrund ist, dass es beim Import von medizinischem Cannabis nach Deutschland aktuell keine Mengenbegrenzung gibt, während in Deutschland ansässige Produzenten nur rund eine Tonne produzieren durften. "Das war wirklich eine absolute Benachteiligung, die zum Glück jetzt wegfällt", freut sich der Geschäftsführer.

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MDR (sth)

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 23. Februar 2024 | 19:00 Uhr

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