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MDR SACHSEN-Reporterin Sina Meißgeier hat sich am Sonntag im Leipziger Auwald auf einen Bärlauch-Streifzug begeben. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

NaturDen Bärlauch-Dieben im Leipziger Auwald auf der Spur

03. März 2024, 18:03 Uhr

Der Frühling kommt und damit landet auch der Bärlauch wieder häufiger in den Küchen. Während vielen Menschen bewusst ist, dass sie nur eine kleine Menge der Pflanzenblätter sammeln dürfen, gab es erst vor wenigen Wochen wieder einen spektakulären Diebstahl. Doch der Streifendienst kam zu spät und konnte die Knollen nur entsorgen. MDR SACHSEN hat sich in den Auwald in Leipzig auf Streifzug begeben.

  • Nach zwei spektakulären Fällen von Bärlauch-Diebstahl: Ist der Klau auf dem Vormarsch?
  • Die Polizei sieht zumindest eine Tendenz bei den Fällen, in denen die mutmaßlichen Täter entdeckt wurden.
  • Wegen der Brisanz und der Medienberichterstattung wurde der Streifendienst erhöht.

Sonntagvormittag bei schönstem Wetter am Auensee in Leipzig: Die Luppe fließt in gutem Tempo dahin. In diesem Teil des Auwalds, der Möckernscher Winkel heißt, steht Bärlauch soweit das Auge reicht. Einige Spaziergänger sind unterwegs: Ein Paar hat Bärlauchblätter in einer Papiertüte gesammelt. "Ich weiß, dass man nur die äußeren Blätter und auch nur eine Menge für den Eigenbedarf mitnehmen darf", erzählt die Frau. Doch sie habe in den Medien auch mitbekommen, dass es in der Vergangenheit immer wieder zu Diebstahl von Bärlauch im großen Stil gekommen ist.

Das Ehepaar hat auf seinem Bärlauch-Streifzug eine kleine Papiertüte voll Blätter gesammelt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Bärlauch-Diebstahl auf dem Vormarsch?

Im Jahr 2023 wurde nach Angaben der Stadt Leipzig fast eine Tonne Bärlauch illegal gesammelt und durch die Behörden sichergestellt. Am spektakulärsten waren die Fälle, in denen sogar die ganzen Bärlauchpflanzen ausgebuddelt wurden. An diesem Tag und zu dieser Zeit lassen sich keine illegal Sammelnden entdecken. Wohl aber mehrere Dutzend Spaziergänger, die den Auwald als Naherholungsoase nutzen. Zwei Frauen mit Walking-Stöcken berichten, dass sie Bärlauch gerne in der heimischen Küche verwenden, beispielsweise für Pesto. "Was die Diebstähle angeht, ist es wichtig, dass sie verfolgt und aufgeklärt werden", meinen sie übereinstimmend. Eine andere Passantin, die Bärlauch in ihrem Garten angebaut hat, sagt: "Solche Diebstähle gehen gar nicht!".

Polizeisprecher Chris Graupner hat MDR SACHSEN aber im Vorfeld des Streifzuges verraten: "Bärlauchdiebstahl ist nicht das Delikt, was uns vorrangig beschäftigt. Aber in den letzten ein bis zwei Jahren gab es Fälle, die herausstachen. Das sind Einzelfälle, aber für die Natur - den Wald- und den Auenboden - ist das nicht ganz unempfindlich".

Nicht ganz unempfindlich sind auch die Strafen, die in solchen Fällen drohen. Es handelt sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit und keine Straftat, klärt Graupner weiter auf. Zu rechnen sei mit einer Geldbuße von 25 Euro bis zu 2.500 Euro, und in besonders schweren Fällen mit bis zu 10.000 Euro.

Russische Delikatesse

Doch wer begeht solche Diebstähle? Bei den beiden spektakulären Fällen haben keine Täterinnen oder Täter gefasst oder bisher ausfindig gemacht werden können. Bei anderen Fällen sieht die Polizei zumindest eine Tendenz: "Die Betroffenen, die wir festgestellt haben, stammen aus Russland und Tschetschenien. Wir hatten Leute, die in Bayern oder Brandenburg oder in Städten in Sachsen, wie Görlitz und Löbau, wohnhaft sind und hier im großen Stil Bärlauchknollen gesammelt haben", so der Polizeisprecher.

Im Auwald in Leipzig gedeiht der Bärlauch Jahr für Jahr gut. Bildrechte: MDR/Sina Meißgeier

Gerade im russischsprachigen Raum gelte die Bärlauchknolle als Delikatesse. "Sie werden verkauft oder in Gerichten mit verarbeitet", so Graupner. Diese kommerzielle Verwendung ist auch den Stadtwaldrangern ein Dorn im Auge, wie eine von ihnen im Februar im Gespräch mit dem MDR berichtete.

Die Stadtwaldranger sind für das Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig unterwegs. Auf ihren Streifendiensten achten sie nicht nur darauf, dass es dem Bärlauch gut geht, sondern schauen außerdem nach dem Baumbestand und anderen Wildpflanzen. "So hat jede Behörde ihren Vollzugsdienst, der sich um solche Sachverhalte kümmert - und das zurecht", stellt Polizeisprecher Graupner klar.

Streifendienst insgesamt erhöht

Und wie wird Bärlauch-Diebstahl verhindert? Der Stadtordnungsdienst arbeitet mit der Polizei zusammen und es finden regelmäßige Streifen sowohl von Beamten als auch von den Stadtwaldrangern statt. Aufgrund der Brisanz der beiden Einzelfälle, bei denen Bärlauch kiloweise in Mülltüten gefunden wurde, hat die Stadt nach eigenen Angaben die Streifentätigkeit erhöht. Und so ist es sicherlich kein Zufall, dass am Sonntagmittag zwei Polizeibeamte auf ihren Fahrrädern in der Gustav-Esche-Straße unterwegs in Richtung Auwald sind.

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalnachrichten aus dem Studio Leipzig | 04. März 2024 | 05:30 Uhr

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