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01.03.2020 | 22:10 UhrJung gewinnt Oberbürgermeisterwahl in Leipzig

01. März 2020, 22:10 Uhr

Nachdem die Oberbürgermeisterwahl in Leipzig Anfang Februar keinen Sieger hervorgebracht hat, waren am Sonntag 470.800 stimmberechtigte Bürger erneut zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Auszählung war ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Burkhard Jung (SPD) und Sebastian Gemkow (CDU). Am Ende siegte Jung knapp vor Gemkow. Das Rathaus in Leipzig bleibt weiter in SPD-Hand.

Aus der zweiten und entscheidenden Runde der Oberbürgermeisterwahl in Leipzig ist Burkhard Jung von der SPD als Sieger hervorgegangen. Der Amtsinhaber wurde knapp mit 49,1 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Sein Herausforderer Sebastian Gemkow von der CDU erhielt nach Auszählung aller abgegebenen Stimmen 47,6 Prozent. Die dritte Kandidatin, Ute Elisabeth Gabelmann, kam auf 3,3 Prozent und landete auf Platz drei. Sie wurde von den Piraten, der Humanistenpartei, der Partei Demokratie in Bewegung und der ÖDP unterstützt. 

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Im Leipziger Stadtteil Lindenau hat Burkhard Jung die meisten Stimmen mit 75,7 Prozent bekommen. Das beste Ergebnis für Sebastian Gemkow (CDU) wurde in Plaußig-Portitz registriert - dort bekam er ebenfalls 75,7 Prozent der Wählerstimmen.

Jung: "Stein vom Herzen gefallen"

Zahlreiche Anhänger hatten Burkhard Jung im Neuen Rathaus mit Begeisterung als Sieger der Wahl begrüßt. Jungs Sieg fiel mit nur rund 3.300 Stimmen Vorsprung äußerst knapp aus. Umfragen hatten schon vorab ein enges Rennen mit Gemkow vorhergesagt. Burkhard Jung sagte vor seinen Anhängern im Rathaus, ihm falle ein Stein vom Herzen. "Wir haben gezeigt, die SPD, wir können gewinnen." Er bedankte sich bei allen Wahlkämpfern, "die bei Wind und Wetter auf den Straßen an den Ecken und Plätzen für uns auf der Straße waren und gekämpft haben". Bei vielen Ortsterminen in den vergangenen zwei Wochen hätten die Wahlkämpfer mit Tausenden Menschen gesprochen.

Den ehemaligen OB-Kandidatinnen Franziska Riekewald (Linke) und Katharina Krefft (Grüne) zollte er am Abend Respekt dafür, dass sie nicht erneut angetreten waren und er so einige Stimmen mehr erhalten hatte als im ersten Wahlgang. Gleichzeitig kündigte er an, sich nicht auszuruhen.

Wir wollen kämpfen für eine sozial gerechte Stadt, wir wollen kämpfen für einen öffentlichen Nahverkehr mit einem 365-Euro-Ticket. Wir werden für Sozialwohnungen eintreten. Wir werden weitere 40 Schulen bauen und wir werden uns für den Klimaschutz einsetzen.

Burkhard Jung | Oberbürgermeister der Stadt Leipzig

Angesichts des knappen Wahlergebnisses und der ebenfalls hohen Zustimmungswerte für CDU-Politiker Gemkow sprach Jung von einer "gespaltenen Stadt". Er wolle "auf alle zugehen", auch auf jene, die ihn nicht gewählt hätten. "Ich möchte der Oberbürgermeister aller Leipzigerinnen und Leipziger sein."

Glückwünsche erhielt Jung auch von Wirtschaftsminister und Sachsens SPD-Chef Martin Dulig. "Es ist natürlich auch ein Auftrag, so ein Wahlergebnis, Menschen, eine Stadt zusammenzuführen und die Herausforderungen anzunehmen. Diese Stadt ist eine der lebendigsten, pulsierendsten und muss gestaltet werden", sagte er vor dem SPD-Wahlkampfteam. Auch er bedankte sich ausdrücklich bei den Linken und Grünen für deren aktive Unterstützung.

Die Linken übergaben noch am Abend dem neuen und alten Stadtoberhaupt eine Liste mit 19 Forderungen. Darin geht es um soziale Forderungen, Geld für Straßenbau, Kultur und Kindereinrichtungen. Franziska Riekewald (Foto Mitte) hatte im ersten Wahlgang den dritten Platz erreicht, aber auf eine Kandidatur im zweiten Wahlgang verzichtet.

Der 61-jährige Jung ist seit 2006 im Amt und steht nun vor seiner dritten Amtszeit in Sachsens größter Stadt. Seit drei Jahrzehnten ist der Chefsessel im Leipziger Rathaus von der SPD besetzt.

Gemkow von Ergebnis enttäuscht

Sebastian Gemkow zeigte sich enttäuscht vom Wahlausgang. Er habe auf einen Sieg gehofft und dass er die Stadt mitgestalten könne. "So geht es auch vielen, die mich unterstützt haben." Trotzdem sei er dankbar, dass er am demokratischen Prozess teilhaben durfte.

Ich gratuliere dem Gewinner Burkhard Jung und hoffe, dass er jetzt das richtige Händchen hat, die Stadt wieder ein Stück weit zusammenzubringen, nachdem sie die letzten Wochen ja etwas auseinandergedriftet ist, und die Probleme unserer Stadt anzupacken.

Sebastian Gemkow | CDU-Oberbürgermeisterkandidat

Warum es trotz der guten Aussichten aus dem ersten Wahlgang nicht geklappt habe, sei so kurz nach Bekanntwerden der Ergebnisse schwer zu sagen, erkärte Gemkow im Gespräch mit MDR SACHSEN. Es habe zwischenzeitlich Ereignisse gegeben, die den Wahlkampf beeinflusst haben. "Thüringen zum Beispiel, Hanau vielleicht auch." Sebastian Gemkow wird als Wissenschaftsminister weitermachen. Trotzdem wäre es ihm eine Herzensangelegenheit gewesen, für Leipzig etwas zu tun, sagte Gemkow.

Gabelmann: "Das ist bitter"

Als dritte Kandidatin war Stadtpolitikerin Ute Elisabeth Gabelmann (Piraten) ins OB-Rennen gegangen. Nach ihrem Wahlergebnis von 3,3 Prozent sagte sie MDR SACHSEN zum Sieg von Burkhard Jung: "Die geballte Kraft von vier Parteien hat gerade so genügt, um gegen einen sehr blassen CDU-Kandidaten mit ein paar Prozentpunkten zu bestehen. Das ist schon sehr bitter. Da fühlt sich meine Prozentzahl mehr an wie ein Sieg, als das Ergebnis von Herrn Jung."

Wir werden sehen, was wir die nächsten sieben Jahre davon haben.

Ute Elisabeth Gabelmann | OB-Kandidatin

Überraschend hohe Wahlbeteiligung

Erstaunlich bei diesem zweiten Wahlgang war, dass die Wahlbeteiligung bis zum Nachmittag höher lag als beim ersten Wahlgang vor vier Wochen. Am Ende gaben 48,4 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger ihre Stimmen ab. Damit lag die Wahlbeteiligung insgesamt nur 0,7 Prozentpunkte unter der des ersten Wahlganges (49,1 Prozent). Die Briefwahl wurde im zweiten Wahlgang stärker genutzt als im ersten. Nach Behördenangaben wurden insgesamt 72.346 Briefwahlscheine ausgegeben. Das sind fast 12.000 mehr als für die erste Abstimmung am 2. Februar. 64.786 Briefwahlstimmen wurden bis zum Sonnabend zurückgeschickt, wie das Wahlamt mitteilte.

Der Politikwissenschaftler der Universität Leipzig, Hendrik Träger sagte am Nachmittag zur höheren Wahlbeteiligung beim zweiten Wahlgang im Vergleich zur Wahl 2013: "Wir leben in einer wesentlich politisierteren Gesellschaft" und in "politischeren Zeiten". Die hohe Wahlbeteiligung habe auch damit zu tun, dass der erste Wahlgang mit einem engen Kopf-an Kopf-Rennen ausgegangen sei, dass es keinen klaren Favoriten gegeben habe. "Das ist in einer gewissen Weise mobilisierend gewesen."

Quelle: MDR/bb

Dieses Thema im Programm bei MDR SACHSENMDR SACHSENSPIEGEL | 01.03.2020 | 19:00 Uhr

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