Hohe TemperaturenCool bleiben: Leipzig arrangiert sich mit der Hitze
Schattenplätze sind begehrt. Wasser ebenso. Die hohen Temperaturen machen auch die Leipziger durstig. MDR SACHSEN hat sich umgehört, wie sie mit der hitze umgehen. Und traf auf findige Touristen, praktisch veranlagte Büromenschen, Kurierfahrer und leidende Arbeiter.
- Fahrtwind nutzen: Besser Radtour als Bahnfahrt.
- Bauarbeiter im Sommer: "Haben die Arschkarte gezogen".
- Kuriere und Touristen: Begeistert über die Brunnen.
Die Schlange vor dem Trinkbrunnen in der Leipziger Petersstraße ist gewaltig. Fast 20 Menschen auf der Jagd nach Wasser? Nein, ganz so heftig ist es nicht. Von der Hamburger Schülergruppe, die sich am Brunnen bedient, braucht nicht jeder etwas. Einer hat sich eine Liter-Flasche voll gefüll: Kamil Nowaczynski erzählt MDR SACHSEN: "Wir sind extra vom Hauptbahnhof hierher gekommen." Eine Stunde Zeit haben sie noch vor der Rückfahrt ihres mehrtägigen Leipzig-Trips. Und da wollen sich einige noch das eiskalte Leipzig-Wasser gönnen.
Vom eigenen Leitungswasser inspiriert
Es dauert nicht lange, da kommt Diana Lopau vorbei. Auch sie lädt den Wasser-Akku mit einer mitgebrachten Flasche auf. Seit ihre Familie das eigene Leitungswasser hat testen lassen, und es für gut befunden wurde, nutzt sie auch diesen Brunnen: "Den kenne ich seit einem Jahr. Das ist einfach praktisch hier in der Stadt."
Die Leipziger scheinen sich mit der Hitze zu arrangieren. Schattenplätze sind begehrt. Der schattige Park zwischen Petersstraße und Thomaskirche ist voller menschen. Genauso wie die überdachten Sitzplätze vor Restaurants und Cafés oder die Sitzgelegenheiten an großen Bäumen.
Lieber Fahrtwind als volle Bahn
So einen nutzt Andriyan Andreev am Augustusplatz. Er kam aus Grünau hierher, mit dem Fahrrad: "Das ist angenehmer mit dem Fahrtwind als 30 Minuten in der vollbesetzten und stickigen Bahn." Er kennt auch den Platz an der Thomaskirche. Heute hat es ihn hierhin verschlagen. Den Trinkbrunnen an der Petersstraße mag und kennt er auch. Sucht er im Netz mal nach einem Straßenbahn-Ticket, bekommt er immer wieder eine Umfrage der Leipziger Wasserwerke eingespielt, die fragt: "Wo möchten Sie einen Trinkbrunnen haben?2 Seitdem achtet er vermehrt auf die Brunnen, erzählt der Radfahrer.
Einen gibt es auch direkt am Augustusplatz. Der sieht aber nicht aus wie ein typischer Brunnen und steht auch etwas versteckt vom Durchgangsverkehr hinter einem Burger-Restaurant. Da ist Suchen angesagt. Andriyan Andreev kannte ihn bislang nicht.
"Haben die Arschkarte gezogen"
Dafür einige Bauarbeiter, sich sich gerade um das Gewandhaus kümmern. Einer von ihnen sagt: "Leute wie wir oder auch Dachdecker haben bei dem Wetter echt die Arschkarte gezogen." Es gibt morgens und mittags jeweils eine halbe Stunde Pause. Ansonsten gelte: "Wir haben eine Kopfbedeckung und trinken Wasser wie die Weltmeister."
Kein kurzes Hemd
Ein Passant kommt am Augustusplatz überraschend wenig sommerlich daher: Der Wahl-Leipziger in langen Hosen und Hemd mit langen Ärmeln sitzt viel im Büro und erklärt: "Das ist einfach am Computer angenehmer, wenn die Arme nicht am Schreibtisch kleben."
"Die Brunnen sind 1A für mich"
Später taucht beim "Insider-Trinkwasserbrunnen" am Augustusplatz noch ein Fahrradkurier auf. Tarik sagt: "Diese Brunnen sind 1A. Ich gestalte meinen Fahrplan, wenn es geht, auch mal nach den Brunnen. Da muss ich keine Flasche mitschleppen." Auch er hat schon abgestimmt für neue Brunnen in Leipzig. Im Osten und Westen sei die Stadt ganz gut ausgestattet: "Doof ist nur, wenn mal einer ausfällt. Das steht dann nämlich nirgendwo." Verdursten muss Tarik dann aber auch nicht, auch bei den Lokalen, in denen er die Essenslieferungen abholt, können ihm etwas zu trinken geben.
Übersicht über Trinkbrunnen in Leipzig
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 19. Juni 2023 | 16:30 Uhr