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WachstumsschmerzenViel Zuzug in Leipzig Eutritzsch: Verkehrslage auf dem Prüfstand

28. November 2022, 09:00 Uhr

Zugeparkte Gehwege und volle Straßen können vor allem für die jüngsten Verkehrsteilnehmer lebensgefährlich sein. Im Quartier rund um den Arthur-Brettschneider-Park in Leipzig Eutritzsch befinden sich ein Kindergarten, eine Schule, die Schwimmhalle Nord und die Parkbühne Geyserhaus. Das sorgt für viel Autoverkehr auf den schmalen Straßen, die ebenfalls von Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Der Verein Geyser Haus will vermitteln und hat einen Workshop ins Leben gerufen.

  • Die Verkehrssituation im Viertel rund um den Arthur-Brettschneider-Park bereitet Vielen Sorge.
  • Der Geyser Haus e.V. rief daher einen runden Tisch ins Leben.
  • Vor allem soll der Schulweg sicherer gestaltet werden.
  • Anwohnerinnen und Anwohner fürchten um Wegfall von Parkmöglichkeiten im Quartier.
  • Insgesamt wurden 26 Maßnahmen zusammengestellt und den Stadtplanern vorgelegt.

Der Arthur-Brettschneider-Park im Norden von Leipzig ist ein beliebter Treffpunkt. Hier flanieren Hundebesitzer neben spielenden Kindern, Sportbegeisterte joggen durch den Park zur Schwimmhalle und Schülerinnen und Schüler schlendern von der Grundschule nach Hause. Eine attraktive Wohngegend. In den vergangenen Jahren sind viele Menschen in die sanierten Wohnungen rund um den Park gezogen, beobachtet Florian Schetelig vom Verein Geyser Haus.

Wir haben gemerkt, wie sich das Viertel verändert und damit auch die Nutzung des Parks. Es gibt einen großen Zuzug und der Park ist zum zentralen Treffpunkt geworden.

Florian Schetelig | Geyser Haus e.V.

Grundsätzliche Verkehrsprobleme im Viertel

Der Geyser-Haus-Verein veranstaltet in der Sommersaison Konzerte auf der Parkbühne. Das geht nur in Absprache mit den Anwohnerinnen und Anwohnern, schließlich will man den Dialog nicht über das Ordnungsamt führen. Im Austausch stellte sich heraus, dass es grundsätzliche Verkehrsprobleme im Viertel gibt, sagt Schetelig. Dabei ginge es nicht nur um die Anreise zu den Veranstaltungen. Hier bietet der Veranstalter etwa ein Komibiticket für den ÖPNV zur Konzertkarte an. Das Problem sei vielfältiger.

Workshop-Reihe mit verschiedenen Akteuren

Deshalb holte der Verein neben den Anwohnerinnen und Anwohnern auch den Bürgerverein Gohlis und das Stadtlabor, ein Leipziger Planungsbüro, an einen Tisch. Bei einem ersten Workshop im Juli wurden zunächst Ideen zur Verbesserung der Verkehrssituation gesammelt, die dann verfeinert und mit der Stadtverwaltung abgeglichen wurden. Vergangene Woche wurde schließlich besprochen, wie diese Maßnahmen umgesetzt werden könnten. Die Beteiligung war groß und der Austausch konstruktiv, freut sich Schetelig.

Es gab viele, die gesagt haben: Ich bin Autofahrer, ich bin aber auch Radfahrer und gerne mal zu Fuß im Park unterwegs und ich sehe die Probleme für alle Verkehrsteilnehmer, nicht nur für die Autofahrer.

Florian Schetelig | Geyser Haus e.V.

Schulweg sicherer gestalten

Die Lösungen waren vielfältig. "Die Leiterin der Kita in der Kleiststraße wollte beispielsweise die Eltern nochmal ausdrücklich auf die Tempo-30-Zone hinweisen", erklärt Schetelig. "Mit dem Elternrat der Oeser-Schule wurde beschlossen, die Verkehrsinsel vor der Schule mit Betonblöcken besser zu sichern, weil regelmäßig Eltern dort halten, wo eigentlich Kinder die Straße kreuzen sollen." Eine mobile Geschwindigkeitsanzeige soll Autofahrer zusätzlich sensibilisieren.

Eine weitere Idee ist, das morgendliche Chaos in der Geibelstraße vor der Adam-Friedrich-Oeser-Schule mit Hilfe einer Hol- und Bringzone zu entschärfen. Aber das würde auch wieder auf Kosten der Parkmöglichkeiten im Quartier gehen.

Daneben wurden die Haltestellen an der Gottschall- und Baaderstraße unter die Lupe genommen, wo viele Schülerinnen und Schüler aus- und einsteigen. "Da haben auch die Autofahrer angemerkt, für Ortsfremde sei es gar nicht erkennbar, dass da eine Haltestelle ist." Das soll sich in Zukunft ändern, sagt Schetelig.

Zustand der Straßen mangelhaft

Die Anwohner bemängelten außerdem den Zustand der Straßen und Gehwege um den Park. Viele Einmündungen entlang der Coppistraße seien zudem zu breit. Hier soll der Gehweg vergrößert werden, um Unfälle zu vermeiden.

Angst um Parkmöglichkeiten im Quartier

Im Vorfeld der Workshops fürchteten einige Anwohnerinnen und Anwohner, dass eine Restrukturierung des Quartiers auf Kosten der ohnehin angespannten Parksituation gehen würde und reichten eine Petition ein. "Am Morgen und am Abend des Workshops gab es eine Demo, da waren etwa 15 Leute vor Ort", erklärt Schetelig. "Die haben wir dann reingebeten und es wurde sachlich miteinander gesprochen. Dabei zeigte sich, dass man eigentlich die gleichen Interessen hat." Das Wichtigste, um die Probleme des Viertels anzugehen, sei der Dialog, hält Schetelig fest.

Eine Schließung der Gottschallstraße war nie das Ziel.

Florian Schetelig | Geyser Haus e.V.

So stellte sich auch heraus, dass es nie das Ziel der Initiatoren war, die Gottschallstraße für den Autoverkehr zu sperren. Hier befinden sich rund 25 Stellplätze. Die Straße teilt den Park in zwei Hälften. "Es hat sich schon im zweiten Workshop abgezeichnet, dass es einige Anwohner gibt, die dagegen sind, die Gottschallstraße zu schließen", sagt Schetelig. "Gleichzeitig konnten sich aber alle darauf einigen, dass die Situation, wie sie jetzt ist, eigentlich unbefriedigend ist."

Um die Querung sicherer zu gestalten, sollen beispielsweise die Parkein- und ausgänge markiert werden, damit zukünftig dort keine Autos mehr parken. "Rechts und links Fahrradbügel hin und man hat gleich eine ganz andere Eingangssituation."

Positive Signale der Stadtplaner

Insgesamt wurden 26 Maßnahmen entwickelt und den Verkehrsplanern der Stadt und den Stadträten und Stadträtinnen aller Fraktionen vorgelegt. Das Signal sei positiv gewesen, sagt Schetelig. "Man kann kleinere Vorhaben auch selbst in die Hand nehmen, indem man einen Antrag stellt beim Stadtbezirksbeirat. Eine Anwohnerin hat das zum Beispiel für mehr Fahrradbügel gleich umgesetzt." Hier soll es bald neue Stellflächen geben. Größere Vorhaben brauchen allerdings Zeit, betont Schetelig.

Bürgerschaftliches Engagement ist wichtig, um mit kurz- und längerfristigen Maßnahmen die Lebensqualität im Viertel verbessern, stellt Schetelig fest. Am Ende profitieren alle davon.

MDR (ltt)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten aus dem Regionalstudio Leipzig | 23. November 2022 | 15:30 Uhr