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BildungZwischenfazit zum Digitalpakt: Wie digital sind sächsische Schulen?

12. Oktober 2022, 08:13 Uhr

Seit 2019 unterstützt der Bund im Rahmen des "Digitalpakts Schule" den Ausbau der digitalen Infrastruktur von Schulen. Rund 6,5 Milliarden Euro stehen dabei den Ländern zur Verfügung. Sachsen hat seinen Millionen-Anteil bereits zu 99,5 Prozent verteilt und ist damit deutschlandweit Spitzenreiter. Lehrerverbände berichten trotz der digitalen Offensive von Problemen wie fehlendem WLAN, mangelnder personeller Unterstützung und einem dünnen Software-Angebot.

  • Dank des 2019 gestarteten "Digitalpakts Schule" stehen Sachsen mehrere Hundert Millionen Euro zur Verfügung, um Schulen digitaler zu machen.
  • Zwar sei eine Verbesserung spürbar, Lehrerverbände haben aber noch viele Verbesserungswünsche.
  • Das Kultusministerium fordert vom Bund ein "Digitalpakt 2.0", um so die bisherige angeschaffte Technik regelmäßig warten zu können.
  • Die Lernplattform LernSax hatte zu Beginn des Schuljahres Probleme, jetzt läuft sie wieder.  

Sachsen investiert kräftig in seine digitale Bildung. Wie das Sächsische Kultusministerium mitteilt, hat der Freistaat bereits 99,5 Prozent seines Anteils am "Digitalpakt Schule" des Bundes verteilt.

Über 300 Millionen Euro für neue Technik an Schulen

Kein anderes Bundesland hat die Förderung, die noch bis 2024 zur Verfügung steht, bereits so umfangreich ausgeschöpft. Sachsen hat Zugriff auf über 249 Millionen Euro aus dem Fördertopf, um Schulen beim Ausbau ihrer digitalen Infrastruktur unter die Arme zu greifen. Dazu kommen noch einmal mehrere Millionen Euro von Land und Kommunen, um den weiteren Bedarf zu decken.

Bisher hat das Ministerium nach eigenen Angaben 2.199 Förderanträge mit einer Gesamtsumme von 342 Millionen Euro bewilligt. Die hohe Verteilungsquote erkläre sich dadurch, dass in Sachsen die Förderauszahlungen als Erstattung vergeben werden. Schulträger und das Land bezahlen im Voraus, erst später findet eine Abrechnung mit dem Bund statt.

Bund investiert mehrere Milliarden Euro in digitale Infrastruktur

Der Digitalpakt wurde ursprünglich 2019 von der Bundesregierung ins Leben gerufen und sollte die allgemeine digitale Ausstattung an Schulen auf Vordermann bringen. In den darauffolgenden Jahren erhielt die Förderung weitere Vereinbarungen, um Schulen im Zuge der Corona-Pandemie mit Tablets und weiteren Geräten zu versorgen. Insgesamt beläuft sich der Etat bundesweit auf 6,5 Milliarden Euro. 

Wie erfolgt die Verteilung der Fördermittel?Das System zur Verteilung der Förderung beruht auf dem sogenannten Königsteiner Schlüssel. 1949 einigten sich Bund und Länder in Königstein am Taunus auf eine gemeinsame Strategie bei der finanziellen Förderung überregionaler Forschungseinrichtungen. Die Anteile der Länder werden bis heute nach diesem Abkommen bestimmt. Der Schlüssel setzt sich zu zwei Dritteln aus dem Steueraufkommen und zu einem Drittel aus der Bevölkerungszahl der Länder zusammen. Für die Berechnung ist die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) zuständig, die einmal jährlich den Schlüssel überprüft. Für den Digitalpakt gilt die Berechnung aus dem Jahr 2018. Demnach hat Sachsen einen Anteil von 4,99 Prozent an den Bundesmitteln.Quelle: Bundesministerium für Bildung und Forschung

Wie das Kultusministerium erläutert, legten sie bei der Vergabe der Fördermittel viel Wert auf ein niedrigschwelliges Antragsverfahren. So habe man dank pauschalisierter Festbeträge bereits Ende 2020 fast alle vorliegenden Anträge abnicken können.

Über 47.000 mobile Endgeräte, wie Tablets und Notebooks, für Schüler und Schülerinnen sowie rund 14.400 für Lehrkräfte wurden bereits bewilligt. Die Anschaffung soll laut Ministerium aber noch andauern.

Lehrerverbände sehen noch Verbesserungspotenzial 

Obwohl in den letzten Jahren und Monaten viel Geld in die digitale Infrastruktur der Schulen geflossen ist, ziehen Lehrerverbände auf Anfrage des MDR SACHSEN ein gemischtes Zwischenfazit. Dirk Baumbach, Vorsitzender des Berufsschullehrerverbandes (LVBS), merkt an, dass es einige Anlaufschwierigkeiten bei der Implementierung der neuen Technik gegeben habe.

Software und Hardware wären nicht aufeinander abgestimmt gewesen und bei Lehrkräften hätten die rechtlichen Rahmenbedingungen der Endgeräte-Leihverträge für Irritationen gesorgt. Insgesamt sei die Ausstattung an Berufsschulen aber über den Durchschnitt anderer Schularten.

Verbesserungspotenzial sieht Baumbach insbesondere beim Breitbandausbau und fehlender WLAN-Anbindungen. "Ein iPad ohne Internet lässt sich nun mal nicht zielführend nutzen", sagt er. Zudem sei dringend mehr IT-Personal vonnöten, um Lehrkräfte zu entlasten, die aktuell bei Problemen und Wartungen einspringen müssten.

 

Langsames Ausrollen der neuen Technik

"Mancherorts entsteht der Eindruck, dass Schulträger und Kultusministerium nicht miteinander arbeiten. Es gab Fälle, in denen Lehrkräften ein digitales Endgerät ohne jegliche Software zur Verfügung gestellt wurde", sagt René Michel, Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes (SLV). Er berichtet über eine nur schleppende Umsetzung des Digitalpakts. 

Es gab Fälle, in denen Lehrkräften ein digitales Endgerät ohne jegliche Software zur Verfügung gestellt wurde

René Michel | Landesvorsitzender des Sächsischen Lehrerverbandes

"Viele Kolleginnen und Kollegen haben sich private Geräte gekauft, die teilweise deutlich leistungsstärker als die vom Schulträger georderten sind", sagt er. Michel wünscht sich zudem, dass Schulen in Zukunft mehr Verwaltungsaufgaben über Softwarelösungen bearbeiten können – beispielsweise mit digitalen Zensur- und Klassenbüchern.

Der Vorsitzende des Philologenverbandes Sachsen, Thomas Langer, ergänzt, dass insgesamt eine Verbesserung der Situation spürbar sei. Gerade die Versorgung mit Endgeräten sei in den letzten Jahren deutlich besser geworden. "Nun brauchen wir größere Netzwerk-Kapazitäten, damit auch alle ihre Geräte gleichzeitig benutzen können", sagt er.

Neben einem professionellem IT-Support sieht Langer das Kultusministerium in der Pflicht, für ein an die neue technische Welt angepasstes Bildungsangebot zu sorgen und fordert eine "Kultur der Digitalität".

Denn solange Schulbuchverlage keine Vorgaben erhalten, digitales Unterrichtsmaterial bereitzustellen, würde sich am bisherigen System nur wenig ändern. "Schließlich verkaufen sich die Schulbücher so aktuell von selbst, da das Ministerium in erster Linie Schulbücher einfordert und bewilligt", sagt Langer.

Kultusministerium will Digitalpakt 2.0

Auf Anfrage erklärt das Kultusministerium, dass der WLAN-Ausbau einer der Kerngegenstände des Digitalpakts sei. In den nächsten zwei Jahren will man hier für eine deutliche Verbesserung sorgen. Bis 2025 sollen gerade Schulen in unterversorgten Gegenden vom Breitbandausbau profitieren. Dafür will Sachsen nochmal bis zu 21,8 Millionen Euro in die Hand nehmen. 

Für die weitere Instandhaltung der jetzigen Infrastruktur sieht das Ministerium den Bund wieder in der Verantwortung. "Wir brauchen einen Digitalpakt 2.0, der sich mit den Ewigkeitskosten beschäftigt", teilt das Ministerium mit.

Für die Folgekosten der Digitalisierung wie Lizenz- und Internetgebühren, aber auch Wartung der Technik, fordert das sächsische Kultusministerium Unterstützung vom Bund. Bildrechte: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

"Allein aus der Ausstattung aller Schulen mit Endgeräten ergibt sich in Sachsen für die Jahre ab 2025 ein Mehrbedarf für Wartung, Support und Ersatzbeschaffung im Umfang von bis zu 50 Millionen Euro pro Jahr."

Erforderlich sei demnach eine dauerhafte Unterstützung von Ländern und Kommunen, um die Folgekosten der Digitalisierung stemmen zu können.

Bildungsplattform LernSax läuft wieder

Zu den bekanntesten Anwendungen der digitalen Bildungsstrategie des Freistaates gehört LernSax. Die Plattform ermöglicht virtuelle Klassenräume und einen direkten Austausch der Schüler und Schülerinnen mit ihren Lehrkräften.

An Schultagen wird LernSax von rund 120.000 Personen genutzt. Zu Beginn des Schuljahres gab es aufgrund eines Hackerangriffs Probleme beim Login. Mittlerweile, berichten die Lehrerverbände, seien die Probleme aber wieder behoben und der Dienst laufe rund.

Neben LernSax wird den Schulen in Sachsen auch ein E-Mail-Dienst, eine Dateiablage, ein Videokonferenzdienst, weitere Lernplattformen, eine Mediathek sowie ein Werkzeug zum kollaborativen Schreiben und Arbeiten an Dokumenten angeboten.

MDR (mad)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Nachrichten | 12. Oktober 2022 | 12:00 Uhr

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