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Automobilbranche800 Jobs weg: Aus von Automotive Lighting überrascht

11. Mai 2023, 15:58 Uhr

Dass ihr Standort verkleinert werden soll, war den Mitarbeitern von Marelli Automotive Lighting in Brotterode klar. Doch nun heißt es, das Werk wird ganz geschlossen. Die Stimmung im größten Unternehmen des Kreises Schmalkalden-Meiningen ist gedrückt.

von Marlene Drexler, MDR THÜRINGEN

Nach der Nachricht über das voraussichtliche Aus für den Automobilzulieferer Marelli Automotive Lighting in Brotterode im kommenden Frühjahr ist die Stimmung in der Belegschaft gedrückt. Wie Betriebsratsvorsitzende Yvonne Krug MDR THÜRINGEN sagte, sind viele Mitarbeiter wütend und geschockt. Viele hätten noch gehofft und gedacht, dass der Standort verkleinert, aber nicht geschlossen wird.

"Nicht mit offenen Karten": Werk in Brotterode schließt ganz

So war es laut der IG Metall zuletzt von dem Konzern kommuniziert worden. "Der Arbeitgeber hat leider nicht mit offenen Karten gespielt", so die Betriebsratsvorsitzende. Seit Beginn der Woche ist klar: Der Standort in Brotterode soll Ende März 2024 dicht gemacht werden. Insgesamt arbeiten in dem Werk in Brotterode rund 800 Menschen. Damit ist Marelli der größte Arbeitgeber im Landkreis Schmalkalden-Meiningen.

Automotive Lighting hat in Brotterode bisher hauptsächlich Scheinwerfer für Mercedes und Porsche hergstellt. Diese Aufträge laufen aber aus. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Stadtrat erlaubt große Photovoltaik-Anlage

Auch für Brotterodes Bürgermeister Kay Goßmann (CDU) kam die Nachricht über die komplette Schließung des Werks überraschend. Erst vor wenigen Tagen habe der Stadtrat grünes Licht für den Bau einer großen PV-Anlage gegeben, die dem Unternehmen günstigeren Strom liefern sollte. Wichtig sei jetzt, so Großmann, dass den Familien geholfen und ihnen eine neue Perspektive gegeben werde.

Dunkle Zeiten für die Mitarbeiter des Automobilzulieferers Automotive Lightin in Brotterode: 2024 im Frühjahr wird das Werk geschlossen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Aufträge laufen aus

Der Konzern begründete die geplante Schließung des Werks damit, dass der Standort nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Die Herausforderungen, denen die Automobilzulieferindustrie seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie gegenüber stehe, hätten sich durch die Ereignisse des vergangenen Jahres noch verschärft. Sie seien globaler, struktureller und langfristiger Natur, so ein Konzernsprecher. Es sei nicht gelungen unter diesen Umständen neue Aufträge an Land zu ziehen.

Bisher sah es so aus, als wolle Marelli weiter in das Werk in Brotterode investieren. Erst kürzlich hat der Stadtrat eine PV-Anlage genehmigt. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Automobilverband: Überraschendes Ende

Für das Branchennetzwerk Automotive Thüringen ist die Werkschließung Folge eines Umbruchs in der Autobranche. Wachstumsmärkte hätten sich längst aus der EU heraus nach Asien und Mittelamerika verlagert. Hinzu kämen die gestiegenen Lohn- und Energiekosten in Deutschland. Gleichzeitig gebe es in der Autobranche in Thüringen rund 6.000 unbesetzte Stellen. Dennoch sei man über den speziellen Fall Brotterode auch überrascht. Noch im Jahr 2017 sei der Standort als besonders innovativ ausgezeichnet worden, so der Geschäftsführer von Automotive Thüringen, Rico Chmelik.

Rico Chmelik von Automotive spricht von einem überraschenden Aus in Brotterode. Bildrechte: automotive thüringen e.V./Norman Hera

Neue Jobs gesucht

Bei Automotive Lighting in Brotterode arbeiten nach Angaben des Betriebsrats neben Fachleuten, überwiegend angelernte Mitarbeiter. Aufgrund der Unsicherheit in den vergangenen Wochen hätten sich auch schon einige umorientiert, so Betriebsratsvorsitzende Yvonne Krug. Dass massiv Stellen abgebaut werden sollen, hat der Konzern erstmalig im Januar bekannt gegeben. Gewerkschaft und der Betriebsrat wollen jetzt über das weitere Vorgehen beraten.

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MDR (ifl)

Dieses Thema im Programm:MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit | 10. Mai 2023 | 18:20 Uhr

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