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Der Schwerpunkt der bundesweiten Razzia gegen Neonazis war Eisenach. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Wichmann TV

Nach bundesweiten RazzienGegen diese Neonazi-Gruppierungen wird jetzt ermittelt

08. April 2022, 05:00 Uhr

"Combat 18", "Knockout 51", "Atomwaffen Division Deutschland" – unter anderem gegen diese rechtsextremen Neonazi-Gruppen hat das Bundeskriminalamt in dieser Woche Razzien durchgeführt. Gegen insgesamt 50 Rechtsextreme wird nun ermittelt. Ihnen wird unter anderem versuchte Bildung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Doch was sind das überhaupt für Gruppierungen?

Ende Januar in Eisenach: In einer Gaststätte treffen sich mehrere militante Neonazis aus der Kampfsportszene. Auf einem Gruppenfoto, das eine Recherche-Plattform veröffentlicht hat, posieren neun Rechtsextremisten. Man sieht sie in Kämpferposen mit Hitlergruß vor einer Hakenkreuzfahne. Mehrere der Teilnehmer sollen die Gruppierung "Knockout 51" gegründet haben, erklärt Felix Steiner von der für demokratische Kultur eintretenden mobilen Beratung Thüringen: "'Knockout 51' ist eine Neonazi-Kampfsport-Gruppierung, die in der Eisenacher Szene vor circa drei Jahren entstanden ist. Trainings finden in der Immobilie der NPD in Eisenach statt, die man zu einem richtigen Trainingsraum umgebaut hat."

Was über "Knockout 51" bekannt ist

"Knockout 51" – der Name steht für k.o., die Zahl 51 für die Buchstaben E und A im Alphabet, also für das Kfz-Kennzeichen Eisenach. Die Angehörigen von "Knockout 51" nehmen an Neonazi-Kampfsport-Wettkämpfen teil, auch am größten derartigen Event in Europa, dem "Kampf der Nibelungen".

Bei dem Neonazi-Treffen in Eisenach sollen auch Mitglieder von "Knockout 51" dabei gewesen sein. Bildrechte: Twitter

Nun wird gegen 14 Beschuldigte ermittelt. Sie sollen eine kriminelle Vereinigung gegründet und versucht haben, sich in Eisenach mit Patrouillen als Ordnungshüter zu etablieren. Dabei sollen sie auch Menschen angegriffen haben.

Als Anführer von Knockout 51 gilt Leon R., der offenbar gut vernetzt ist, unter anderem zur sogenannten "Atomwaffen Division". Eine rechtsterroristische Gruppe, die 2015 in den USA gegründet wurde, wie Felix Steiner von der mobilen Beratung Thüringen erklärt: "Und hier sieht man auch die personellen Überschneidungen der verschiedenen Gruppen, gegen die jetzt der Generalbundesanwalt ermittelt. Wir haben mit Leon R. sowohl einen der Rädelsführer von 'Knockout 51', als auch jemand, der in diesen internationalen Netzwerken aktiv war."

Vernetzungen zu "Atomwaffen Divison" und "Combat 18"

Die "Atomwaffen Division" gilt als eine der gefährlichsten Neonazi-Gruppen weltweit. Sie propagiert Hass auf Schwarze, Juden, Minderheiten und ruft zum Rassenkrieg auf, zu einem weißen Jihad. Fünf Morde werden der Gruppe zugeschrieben. Der Generalbundesanwalt ermittelt nach den Razzien in dieser Woche gegen zehn Personen.

Gute Kontakte pflegt Leon R. auch zu einem Greifswalder Neonazi namens Stanley R., der Ende Januar ebenfalls beim Neonazi-Treffen in Eisenach dabei gewesen sein soll. Stanley R. gilt als einer der Köpfe des Neonazi-Netzwerks "Combat 18". Combat heißt Schlacht, 18 steht für Hitlers Initialen A und H. Das Bundesinnenministerium hat "Combat 18" vor reichlich zwei Jahren verboten. Es teilte damals zur Begründung mit: "Zwecke und Tätigkeiten von 'Combat 18 Deutschland' richteten sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung. 'Combat 18 Deutschland' ist eine neonazistische, rassistische und fremdenfeindliche Vereinigung, die in ihrer Zweckrichtung eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus aufweist."

"Combat 18" wurde in den 1990er-Jahren in Großbritannien gegründet. Die Gruppe sieht sich als "bewaffneter Arm" der neonazistischen Bewegung "Blood & Honour", besonders aktiv ist sie auch in Sachsen. Kontakte hatte die Gruppe auch zur rechtsextremistischen Terrorgruppe NSU und zu Beate Zschäpe aufgebaut. Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen 20 Beschuldigte.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 08. April 2022 | 06:12 Uhr