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Da sich die Sicherheitslage im Erdbebengebiet verschlechtert, setzen einige Hilfsorganisationen ihren Einsatz aus. Bildrechte: IMAGO/Jöran Steinsiek

TumulteHelferteams unterbrechen Einsatz im Erdbebengebiet

12. Februar 2023, 14:59 Uhr

Fünf Tage dauern die Rettungs- und Bergungsarbeiten nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet an. Weil sich die Sicherheitslage verschlechtert, unterbrachen deutsche und österreichische Helferteams ihre Einsätze. Es gibt Berichte über tumultartige Szenen wegen der schlechten Versorgungslage. Die Zahl der Todesopfer stieg auf insgesamt mehr als 28.000. In der Türkei gab es wegen Baupfusch und Plünderungen Dutzende Festnahmen.

Das Technische Hilfswerk und die Hilfsorganisation I.S.A.R Germany unterbrechen wegen Sicherheitsbedenken ihre Rettungsarbeiten im Erdbebengebiet in der Türkei. Die beiden Organisationen teilten mit, in den vergangenen Stunden habe sich die Sicherheitslage in der Region Hatay im Süden des Landes geändert.

"Es ist festzustellen, dass die Trauer langsam der Wut weicht", erklärte I.S.A.R-Einsatzleiter Steven Bayer. Tamara Schwarz, Sprecherin der THW-Zentrale in Bonn, sprach von "tumultartigen Szenen". Der Schutz der Ehrenamtlichen stehe jetzt im Vordergrund. Die Teams blieben aber weiter vor Ort. Die beiden Organisationen nennen die knappe Versorgung mit Lebensmitteln und die schwierige Wasserversorgung im Erdbebengebiet als mutmaßliche Gründe für die angespannte Lage.

Auch Einsatzgruppen aus Österreich pausieren

Zuvor hatten bereits österreichische Helfer mitgeteilt, die Arbeit wegen zunehmender Aggressionen zwischen türkischen Gruppierungen vorerst einzustellen. "Es gibt zunehmend Aggressionen zwischen Gruppierungen in der Türkei. Es sollen Schüsse gefallen sein", sagte Oberstleutnant Pierre Kugelweis vom österreichischen Bundesheer der Nachrichtenagentur APA. Am Samstagnachmittag nahmen die Helfer aus Österreich die Arbeit unter Militärschutz wieder auf.

Nach türkischen Angaben sind inzwischen mehr 8.500 ausländische Helfer 68 Ländern im Land. Aus 15 weiteren Staaten würden noch zusätzliche Rettungsteams erwartet.

Zahl der Toten steigt auf über 28.000

Die Zahl der Toten nach den Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist auf mehr als 28.000 gestiegen. Wie der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan in einem am Samstag im Fernsehen übertragenen Auftritt in der Provinz Diyarbakir sagte, starben allein in der Türkei 24.617 Menschen. Aus Syrien wurden zuletzt 3.574 Tote gemeldet. Knapp 80.300 Verletzte wurden bislang registriert. In der Türkei gibt es häufiger Erdbeben, da dort mehrere Erdplatten aufeinandertreffen.

Baupfusch und Plünderungen: Dutzende Festnahmen in der Türkei

Rettungskräfte aus Deutschland von I.S.A.R. Germany und THW ruhen sich mit ihren Spürhunden nach einem Einsatz aus. Bildrechte: IMAGO/Jöran Steinsiek

Im Süden der Türkei wurden mindestens 14 Menschen wegen mutmaßlicher Fahrlässigkeit festgenommen. In der Stadt Diyarbakir gibt es nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu 33 Haftbefehle gegen Personen, die für etwaige Baumängel verantwortlich sein sollen, die zum Einsturz der Gebäude führten. Außerdem wurden nach Angaben der türkischen Behörden mindestens 48 Menschen wegen mutmaßlicher Plünderungen inhaftiert.

Erdbebenopfer können unbürokratisch zu deutschen Verwandten

Erdbebenopfer aus der Türkei und Syrien können bei Verwandten und Angehörigen in Deutschland unterkommen und unbürokratisch mit Visa einreisen. Darauf einigten sich am Samstag das Bundesinnenministerium und das Auswärtige Amt, wie die "Bild am Sonntag" meldete.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte der Zeitung, es würden reguläre Visa mit drei Monaten Gültigkeit erteilt. Es gehe darum, dass die Menschen in Deutschland "Obdach finden und medizinisch behandelt werden können". Die Bundesregierung hatte am Freitag schnelle Lösungen für die Einreise von Erdbeben-Betroffenen zugesagt.

dpa,AFP(kar,ans)

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL RADIO | 11. Februar 2023 | 11:30 Uhr