ErdbebenWarum bebt in der Türkei so oft die Erde?
Schwere Erdbeben sind in der Türkei keine Seltenheit. Grund ist die Plattentektonik der Erde. Die anatolische Platte wird von zwei größeren in die Zange genommen. An den Berührungspunkten bebt es besonders oft.
Unsere Erde besteht an ihrer Oberfläche aus mehr als 50 Platten. Wir in Deutschland leben auf der Eurasischen Platte, einer sehr großen und stabilen. Eine kleinere Nachbarplatte davon ist die anatolische Platte, auf der der Großteil der türkischen Landfläche liegt. Diese anatolische Platte hat aber noch weitere Nachbarn, unter anderem im Südosten die arabische Platte. An der Schnittstelle dieser beiden Platten kam es am 6. Februar 2023 zwei schwere Erdbeben binnen neun Stunden.
Das Hauptproblem für die anatolische Platte ist, dass sich die arabische Platte bewegt und zwar ungefähr in nördliche Richtung. Dadurch wird die anatolische Platte an die große eurasische Platte herangeschoben und reibt sich in westlicher Richtung an ihr entlang, und das mit einer Geschwindigkeit von etwa zwei Zentimetern pro Jahr, was in der Plattentektonik sehr viel ist.
Verwerfungen
Gebiete bei den Berührungslinien der Platten, die Verwerfungen genannt werden, sind nun besonders erdbebenanfällig. Die ostanatolische Verwerfung, wo sich die arabische auf die anatolische Platte schiebt. Und die nordanatolische Verwerfung, wo die anatolische Platte an der eurasischen entlanggeschoben wird. Man weiß also, dass die Erde dort sehr häufig bebt. Aber man kann nicht genau vorhersagen, wann.
Der britische Geowissenschaftler Professor David Rothery erklärt das gegenüber dem Science Media Center (SMC) so: "Aufgrund der Reibung entlang der Verwerfungslinien ist die Bewegung nicht gleichmäßig. Stattdessen bauen sich die Spannungen lokal über Jahre oder Jahrzehnte auf, bis die angesammelten Spannungen stark genug sind, um den Widerstand zu überwinden, und die Gesteinsmassen in einem plötzlichen Ruck aneinander vorbeischießen."
Großes Beben in Istanbul erwartet
Während an der ostanatolischen Verwerfung kein bestimmtes Muster zu erkennen ist, wann und wo die Erde bebt, lässt sich an der nordanatolischen Verwerfung ein Trend ausmachen: Seit Ende der 1930er-Jahre gab es dort mehrere schwere und tödliche Beben mit einer Stärke von mindestens 7. Auffällig dabei war, dass sie von Mal zu Mal immer weiter westlich geschahen. Deshalb befürchten Erdbebenforscherinnen und -forscher, dass sich dieser Trend schon bald fortsetzt und die Millionenmetropole Istanbul als nächstes an der Reihe ist. Aber auch da gilt: Man kann nicht vorhersagen, wann es passiert.
(rr)
Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | 06. Februar 2023 | 06:00 Uhr