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Dienstags direkt | 29.08.2023Schwimmen, Streiten, Lesen - Welche Kompetenzen brauchen Kinder?

27. August 2023, 20:08 Uhr

Kinder, die nicht mehr Schwimmen lernen. Handschriften, die kaum zu entziffern sind. Bücher die ungelesen im Regal stehen und Streits, die nicht mehr ausgefochten werden. Vor allem in der älteren Generation wächst die Sorge, dass wir es nicht mehr schaffen, unserem Nachwuchs das richtige Rüstzeug mit auf den Lebensweg zu geben. Welche Kompetenzen brauchen Kinder heute? Wo und von wem werden sie vermittelt? Darüber haben wir bei Dienstags direkt gesprochen.

Seepferdchen und Hundepaddler

Noch ist die Badesaison nicht zu Ende doch die Zahlen sind alarmierend. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zählte bereits Ende Juli 192 tödliche Badeunfälle in Deutschland. Eine Forsa-Umfrage - in Auftrag gegeben von der DLRG - zeigt: Etwa jedes fünfte Kind im Grundschulalter kann nicht schwimmen. Damit hat sich ihre Zahl innerhalb von nur fünf Jahren verdoppelt. Ein Grund dafür ist, dass während der Corona-Pandemie die Schwimmhallen geschlossen waren und der Unterricht ausfiel. Nicht alle Eltern sehen sich in der Lage, dies zu kompensieren. In der Umfrage schätzt sich nur jeder zweite Erwachsene selbst als guten Schwimmer ein.

Bücherwürmer und Buchstabensalat

Nicht nur um die Schwimmfähigkeit von Schulkindern steht es nicht zum Besten. Auch die Lesekompetenz ist im internationalen Vergleich nur Mittelmaß. Die im Mai dieses Jahres veröffentlichte "Internationale Grundschul-Leseuntersuchung" beruht auf Zahlen von 2021 und zeigt, wie es um die Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern der Klasse 4 im internationalen Vergleich bestellt ist.

"Nicht so gut", sagt Sabine Uehlein von der Stiftung Lesen. Jedes vierte Kind verlasse die Grundschule, ohne ausreichend lesen zu können. Es sei aber nicht sinnvoll, Bücher gegen andere Medien wie Videos oder Games auszuspielen. Jede Form des Geschichten-Erzählens könne helfen, Kinder fürs Lesen zu begeistern.

Krümelkacker und Generalisierer

Menschen sind nicht gleich - zum Glück! Aber alle Menschen werden durch bestimmte Programme gesteuert, sagt der Mentaltrainer Ulrich Oldehaver. Er hat mit Co-Autor Youri Keifens im Buch "Der Persönlichkeits-Code" die zehn Programme aufgeführt, die uns steuern. Fast alle werden in der Kindheit angelegt, sagt Oldehaver im Interview. Zum Beispiel ob man detailverliebt ist oder dazu neigt, Dinge zu verallgemeinern. Die Programme zu erkennen, helfe nicht nur mit uns selbst im Reinen zu sein, auch die Toleranz gegenüber der Andersartigkeit anderer Menschen steige, sagt Oldehaver. Selbst in der Kindererziehung helfe das. Es wäre doch ideal, wenn die Kinder machten, was die Eltern wollen und sich gut dabei fühlen.

Spiel-Lern-Orte und Verwahr-Einrichtungen

Kleine Kinder brauchen Orte, an denen sie geschützt sind und sich spielerisch die Welt erschließen. Deshalb müssen in den ersten Lebensjahren die besten Bedingungen dafür vorhanden sein. Die Realität sieht oft anders aus, sagt KiTa-Pädagogin und Buchautorin Anke Elisabeth Ballmann. Zwar gebe es in Deutschland bereits seit zehn Jahren einen Rechtsanspruch auf einen KiTa-Platz, immer mehr Einrichtungen stießen aber angesichts des Personalmangels an Grenzen. Wenn es nur noch gelinge, Kinder zu beaufsichtigen, um sie den Eltern satt und sauber zurückzugeben, sei von frühkindlicher Bildung keine Rede mehr, sagt Ballmann. Deshalb hat sie ihr neues Buch auch "Satt und Sauber reicht nicht!" genannt. Kinder hätten ein angeborenes Interesse daran, die Welt zu entdecken und selbstbestimmt zu agieren. Dabei müsse man sie besser unterstützen.

Scheinwerfer-Sucher und Lampen-Fieberer

Sich oder ein Thema gut zu präsentieren, ist heute eine der wichtigsten Kompetenzen. Viele merken erst, wenn sie im Job auf der Karriereleiter stehen, dass sie darauf kaum vorbereitet sind. Das will das Programm "Jugend präsentiert - Kids" ändern. Es richtet sich an Mädchen und Jungen im Grundschulalter. Was erzählt mein Körper, während ich spreche? Was verrät meine Stimme? Wie gestalte ich Poster? Ein Team von Expertinnen und Experten schult dazu Lehrkräfte, die dann Kurse in ihren Schulen anbieten. Es gibt Schulungsmaterial und einen Wettbewerb.

Die Idee existiert seit gut einem Jahrzehnt. Erst richtete sich das Angebot nur an Jugendliche. Je früher man Kinder dafür begeistere, Ergebnisse vor Mitschülern zu präsentieren, desto nachhaltiger sei es, sagt Dr. Carmen Lipphardt, die in dem Programm die Fortbildungen konzipiert.

Gäste der Sendung:

Bildrechte: Prochnow/ Eilenburg

  • Yvonne Eichler | Diplom-Sozialpädagogin/ Mediatorin/ Burnout-Beraterin; Arbeitskreis Schulmediation, Kommunikations- und Konfliktmanagement, Gewaltprävention, Deeskalationstraining

Von der Schülerstreitschlichtung bis zum außergerichtlichen Schlichtungsprozess... Warum soziale Kompetenzen wichtig sind.

Yvonne Eichler

Clemens Arndt Bildrechte: Clemens Arndt

  • Clemens Arndt | Pressesprecher Landesamt für Schule und Bildung

Wie können Schülerinnen und Schüler für die Zukunft fit gemacht werden? - Der Erwerb von Kompetenzen wäre eine Antwort.

Clemens Arndt

Bildrechte: Ute-Christiane Lauerwald

  • Ute-Christiane Lauerwald | Schwimmmeisterin und Schwimmlehrerin

Schwimmbäder und auch Schwimm- und Rettungsschwimmvereine müssen in erreichbarer Nähe vorhanden sein.

Ute-Christiane Lauerwald

Frank Irmler Bildrechte: Frank Irmler

  • Frank Irmler | Vorsitzender Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bezirk Leipzig e.V.

Eine Schwimmstufe zu erreichen, darf kein Privileg bedingt durch Zufall und Geld sein.

Frank Irmler

Interviewpartner:

Dr. Anke Ballmann | KiTa-Expertin

GFn Sabine Uehlein | Stiftung Lesen

Dr. Carmen Lipphardt | Jugend präsentiert

Ulrich Oldehaver | Autor

Redaktion & Moderation:

Leitung: Ines Meinhardt

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