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VerkündigungssendungDas Wort zum Tag bei MDR SACHSEN

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Pfarrer Holger Treutmann.

Donnerstag, 02.05.2024: Treten Sie ruhig näher

Treten Sie ruhig näher. So lang ist er doch gar nicht! Über dem Urinal für Männer auf der öffentlichen Toilette fand ich diese zwei Sätze in großen Lettern. Das ist frech. Und witzig. Und vor das ureigenste Bedürfnis drängte sich bei mir ein Lachen. Ja, es ist eklig für Reinigungskräfte, wenn unnötige Tropfen daneben gehen. Aber ist so ein Satz nicht auch sexistisch?

Also den Männern gegenüber mit der Anspielung auf Länge in der Intimsphäre im nötigsten Augenblick? Streng genommen ja. Dürfte man gegenüber Frauen Ähnliches formulieren? Denn - Augenzeuginnenberichte sagen, dass auch die Frauentoilette selten reinlicher verlassen wird als das bei Männern der Fall ist.

Aber wenn den Männern schon für die stehende Version des kleinen Geschäftes eigene Vorrichtungen gebaut werden, sollten die doch auch optimal genutzt werden. Treten Sie ruhig näher. So lang ist er doch gar nicht.

Ich wünsche mir Heiterkeit in den manchmal verbissen geführten Auseinandersetzungen um Gendergerechtigkeit. Respekt vor dem anderen Geschlecht und vor jeder sexuellen Orientierung; Respekt auch vor jeder Form des Körperbaus einer ganz eigenen Persönlichkeit.

Die Bibel sagt, alle Menschen sind Gottes Geschöpfe und als solche wunderbar geschaffen. Wir selbst sind oft die härtesten Kritiker unseres eigenen Körpers. Das sollten Fremde nicht leichtfertig verstärken oder den Körper anderer verletzen, auch mit Worten nicht.

Der Apostel Paulus spricht einmal vom Leib als dem Tempel des Heiligen Geistes. Der Körper ein Heiligtum. Gehen wir behutsam mit ihm um, bei uns selbst und im Respekt vor dem Anderen.

Für ein wenig Ironie aber sollte Raum bleiben, damit der Strahl unserer Selbstgerechtigkeit nicht gründlich über das Ziel hinausschießt.

Mittwoch, 01.05.2024: Erfüllende Arbeit

1. Mai, ein neuer Monat. Wen freut es nicht, wenn wieder frisches Geld auf dem Konto angekommen ist. In den zwölf Wochen dieses Jahres sind eine Reihe neuer Tarifabschlüsse zu Stande gekommen, wenn auch nach zum Teil sehr langen Streikphasen. Heute ist der Tag der Arbeit.

Es soll Zeit sein, die Erfolge der Arbeiterbewegung gegen Ausbeutung und Unterdrückung zu würdigen. Es geht um die Wertschätzung der Arbeit, und um ein Bewusstsein für den gerechten Ausgleich von wirtschaftlichem Erfolg der Unternehmen  einerseits, und den berechtigten Lebensinteressen der Arbeitnehmer andererseits, ohne die der Laden eben nicht läuft.

Schon die Bibel weiß zu sagen, dass man einem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbindet. Wer für Wertschöpfung sorgt, soll auch ausreichend essen.

Dass wir nicht im Schlaraffenland leben, weiß die Bibel auch. Schon die Prototypen der Menschheit Adam und Eva bekommen gesagt, dass sie im Schweiße ihres Angesichts das Leben zu bestreiten haben. Insofern ist das Ringen um wirtschaftliche Gerechtigkeit nie ein Zuckerschlecken.

In einer sich verändernden Arbeitswelt wird nicht nur um das Geld gestritten; auch um Freizeit. Dabei ist die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich kein großes Thema mehr. Die 4-Tage-Woche kommt auf den Tisch.

Eine Schattenseite hat dieses Ringen: War es zu Beginn der Arbeiterbewegung wichtig, um maximal acht Stunden Arbeit zu kämpfen, damit acht Stunden Freizeit, und acht Stunden Schlaf möglich waren, so wird im Ringen um die 4-Tage-Woche aus meiner Sicht die Kluft zwischen Arbeit und Freizeit noch tiefer. Arbeitszeit wird so immer mehr als Zeit der Unfreiheit empfunden. Sie ist keine Lebenszeit, sondern Zeit der Knechtschaft. Leben beginnt für viele gedanklich erst nach Feierabend.

Die Bibel malt ein anderes Bild von Arbeit. Im kommenden Reich Gottes fliegen einem die gebratenen Tauben auch nicht in den Mund. Es ist kein arbeitsfreier Ort; lediglich ein Land, wo die, die säen, auch ernten werden. Die, die bewirtschaften, selbst den Gewinn daraus nutzen. Er fließt nicht ab, irgendwohin.

Er wird nicht von Besatzern verprasst. Jeder hat seinen Lebensraum und spürt die eigene Selbstwirksamkeit. Das ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit: Wenn sie nicht in geknechtete Plackerei ausartet, sondern die Erfahrung schenkt, ich kann mit Kopf und Herz und Hand die Welt gestalten, mir und anderen Gutes tun. Die Erde ist freundlich und gibt mir zurück, was ich investiere. Es ist ein Stück Himmel auf Erden, wenn Arbeit erfüllende Lebenszeit sein darf.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...