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Fußball | 3. LigaDer Absturz des FSV Zwickau: "Das Sinnbild der Saison"36. Spieltag

14. Mai 2023, 14:50 Uhr

Der FSV Zwickau im Tal der Tränen: Nach sieben Jahren in der 3. Liga müssen die Westsachsen den Gang in die Regionalliga antreten. Der Absturz hatte sich schon lange angebahnt, die Gründe sind vielschichtig.

Es ist traurige Gewissheit geworden. Die Zwickauer sind kommende Saison nur noch viertklassig. (Archiv) Bildrechte: IMAGO/Jan Huebner

Drei Spieltage vor Schluss ist es unumstößlich, der FSV Zwickau ist auf Abschiedstour in der 3. Liga. Nach sieben Jahren Zugehörigkeit zur dritthöchsten Spielklasse müssen die Westsachsen den bitteren Gang in die Viertklassigkeit antreten. Sicherlich werden die Zwickauer eine Bereicherung für die ohnehin schon mit Traditionsvereinen prall gefüllte Regionalliga Nordost sein, doch das tröstet sie nur wenig.

"Schluss. Aus. Vorbei"

Der Hoffnungsfunke auf den Ligaverbleib glimmte eh nur schwach, nach dem 0:1 gegen Dynamo Dresden war der Abstieg zur Gewissheit geworden. Der FSV twitterte: "Schluss. Aus. Vorbei. Es zerreißt uns all unsere rot-weißen Herzen. Es fühlt sich einfach richtig beschissen an!"

Torwart Brinkies: "Das wird jetzt brauchen, um das alles zu verarbeiten"

Innenverteidiger Davy Frick, der neben Trainer Ronny Thielemann als einziger einen Vertrag für die kommende Saison besitzt, und Torwart Johannes Brinkies hatten Tränen in den Augen. Der Zwickauer Kultkeeper und Kapitän war "unfassbar traurig" und analysierte: "Sicher sind wir nicht heute abgestiegen, sondern das war ein Prozess über die ganze Saison hinweg. Der Sommer war in Zwickau unruhig. Das heißt aber nicht, dass du absteigen musst. Es muss Vieles passen bei einem kleinen Verein. Das wird jetzt brauchen, um das alles zu verarbeiten."

Wohin die Reise von Brinkies geht, ist noch ungewiss. Ein kleines Hintertürchen pro FSV ließ der 29-Jährige aber offen. "Ich will mich jetzt zu meiner Zukunft nicht äußern. Wir werden sehen, was die Zeit mit sich bringt, aber ausgeschlossen ist nichts.“

Abwehrspieler Löhmannsröben: "Es tut weh"

Auch Jan Löhmannsröben war völlig geknickt. "Es tut weh. Wenn du in Gesichter von Spielern guckst, die lange hier sind und mit dem Verein verwurzelt sind, die weinen. Es fühlt sich für jeden wie persönliches Versagen an", meinte der Abwehrmann, der im Sommer vom Halleschen FC zu den "Schwänen" gewechselt war. Der Verein sei sehr familiär und herzlich. Deshalb hoffe er, dass es für alle irgendwie weitergeht und der Schaden durch den Abstieg nicht zu groß wird.

Verteidiger Butzen: "Der Kader war nicht gut genug"

Verteidiger Nils Butzen schaute auf die Saison zurück und bemerkte: "Wenn du drei Spieltage vor Schluss abgestiegen bist, war der Kader nicht gut genug." Es sei aber zu einfach, es allein auf die Qualität zu schieben. Die gesamte Spielzeit sei geprägt gewesen von viel Unruhe im Verein. "Wenn ich mal so durchgehe, in welchen Bereichen wir drittligareif waren, und da rede ich nicht nur vom Sportlichen, fallen mir nicht viele Bereiche ein", sagte der 30-Jährige.

Keine Besserung nach Entlassung von Enochs und Wachsmuth

Eine in jedem Fall kontrovers diskutierte Entscheidung war die Entlassung von Trainer Joe Enochs (jetzt Coach beim abstiegsbedrohten Zweitligisten Jahn Regensburg). Anfang Februar 2023 musste er nach dem 1:1 gegen den damaligen Tabellenletzten SV Meppen zusammen mit Sportdirektor Toni Wachsmuth seinen Hut nehmen.

Der US-Amerikaner hatte die Westsachsen in der Saison 2018/19 übernommen und die "Schwäne" trotz schwieriger Verhältnisse stets zum Klassenerhalt geführt. Finanziell waren die Zwickauer nie auf Rosen gebettet. Der Etat gehörte immer zu einem Geringsten der Liga, in der aktuellen Spielzeit betrug er knapp drei Millionen Euro. Auch deshalb nehme der Abstieg eine "Riesendimension" ein, so Thielemann, "gerade wenn man über die Jahre mit relativ schmalem Geldbeutel die Liga halten kann. Dementsprechend ist das dann vielleicht die logische Schlussfolgerung."

Keine Impulse durch Thielemann

Nach dem Weggang von Enochs war Zwickau mit 20 Zählern einen Punkt vom rettenden Ufer entfernt. Danach ging es bergab. Interimstrainer Robin Lenk verlor zunächst zwei Partien, bevor Thielemann das Zepter übernahm. Impulse konnte der 49-Jährige aber auch nicht setzen. Unter seiner Regie holten die FSV-Kicker in 13 Spielen gerademal elf Punkte, zu wenig für den Klassenerhalt. Gefühlt fehlten beim Team der Kampfgeist und die Leidenschaft.

Zu wenig Qualität, "um konkurrenzfähig zu sein"

"Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass wir über die gesamte Saison nicht die Leistung gebracht haben, um die Klasse zu halten", stellte Thielemann nach der Niederlage gegen Dresden fest. "Die Qualität hat in allen Bereichen nicht gereicht, um konkurrenzfähig zu sein." Immerhin zeigte sein Team im Gegensatz zum mut- und ideenlosen Auftritt im Sachsenpokal ein anderes Gesicht. "Die Jungs haben alles reingeworfen. Wir haben nach 20 Minuten drei richtig gute Chancen. Wenn wir da ein Tor machen, wird die Brust größer. Das haben wir nicht und das ist dann das Sinnbild der Saison."

jmd

Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | MDR | 14. Mai 2023 | 19:30 Uhr

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