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Sterbliche Überreste von Individuum "CRU001", einem Jungen, der bei oder kurz vor der Geburt starb und in Alto de la Cruz bestattet wurde. Bildrechte: Gobierno de Navarra/J.L. Larrion

Wissen-NewsMPI Leipzig: Alte Genome belegen Down-Syndrom in der Bronze- und Eisenzeit

21. Februar 2024, 12:58 Uhr

Leipziger Forschende alte DNA von fast 10.000 prähistorischen und historischen Menschen analysiert. Dabei fanden sie sechs Fälle von Kindern mit Down-Syndrom, einer seltenen genetischen Erkrankung. Fünf von ihnen wurden vor mehr als 2.000 Jahren bestattet und keines der Kinder wurde älter als ein Jahr. Obwohl ihre Lebensdauer so kurz war, erhielten sie ein Begräbnis, oft mit Grabbeigaben. Sie scheinen also umsorgte und anerkannte Mitglieder ihrer Gemeinschaften gewesen zu sein.

Seit vielen Jahren sammeln und analysieren Forschende am Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) alte DNA-Daten von Menschen, die in den letzten Zehntausenden von Jahren gelebt haben. Mithilfe dieser Daten ist es ihnen gelungen, Migrations- und Vermischungsereignisse damals lebender Menschen zu rekonstruieren und sogar alte Krankheitserreger aufzudecken, die ihr Leben beeinflusst haben. Eine systematische Untersuchung weniger häufig auftretender genetischer Erkrankungen erfolgte bisher jedoch nicht. Eine dieser Erkrankungen, das Down-Syndrom, tritt heutzutage bei etwa einer von 1.000 Geburten auf.

Zu ihrer großen Überraschung identifizierten Adam Ben Rohrlach und Kollegen nun sechs Personen mit einer ungewöhnlich hohen Anzahl von DNA-Sequenzen von Chromosom 21, die nur durch eine zusätzliche Kopie dieses Chromosoms erklärbar sind. Ein Individuum von einem Kirchenfriedhof in Finnland wurde auf das 17. bis 18. Jahrhundert datiert. Die übrigen fünf Individuen waren viel älter: Sie stammen aus der Zeit von vor 5.000 bis 2.500 Jahren und wurden an bronzezeitlichen Stätten in Griechenland und Bulgarien sowie an eisenzeitlichen Stätten in Spanien entdeckt. In allen Fällen konnten die Forschenden eine Fülle zusätzlicher Informationen über die sterblichen Überreste der Individuen und die Art ihrer Bestattungen gewinnen.

Heute führen Menschen mit Down-Syndrom oft ein langes Leben, auch dank neuester Entwicklungen in der Medizin. Das war in der Vergangenheit jedoch nicht der Fall. Aus den Skelettresten gewonnene Informationen zum Alter zeigen, dass alle sechs Individuen noch Kinder waren, als sie starben – das älteste Kind wurde nur etwa ein Jahr alt. Die fünf prähistorischen Gräber befanden sich innerhalb von Siedlungen und wurden in einigen Fällen von besonderen Grabbeigaben wie bunten Perlenketten, Bronzeringen oder Muscheln begleitet. "Diese Art der Bestattung zeigt, dass die Kinder als Teil ihrer damaligen Gemeinschaften umsorgt und geschätzt wurden", so Rohrlach.

cdi/pm

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