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Es gibt bereits ressourcenschonende Blisterstreifen für Tabletten (vorne im Bild), sie sind aber deutlich in der Unterzahl. Bildrechte: Universitätsklinikum Heidelberg

Wissen-NewsViel Verpackung pro Tablette: Blisterstreifen verursachen unnötigen Müll

19. Februar 2024, 16:29 Uhr

Rund 3.000 Tonnen an Verpackungsmaterial könnten in Deutschland jedes Jahr vermieden werden, wenn Tabletten platzsparender in ihren Blisterstreifen angeordnet wären. Das haben Forschende der Uni Heidelberg errechnet.

Die Experten um die Nachwuchswissenschaftlerin Olivia Falconnier‑Williams und ihren Professor Walter Haefeli vermaßen und wogen die Blisterverpackungen der 50 häufigsten in Deutschland verschriebenen Tabletten und Kapseln und berechneten daraus das jährlich anfallende Gewicht gebrauchter Blisterstreifen. Auf dieser Basis schätzten sie, wie viel Verpackungsmaterial sich bei anderer Anordnung der Kammern einsparen ließe.

Anders als beispielsweise im amerikanischen Raum sind Tabletten und Kapseln in Europa jeweils einzeln in hohlen Kammern eines Blisterstreifens verschweißt. Dieser besteht aus einem Verbund verschiedener Kunststoff-Polymere oder Aluminiumfolien. "Derzeit gibt es keine wirtschaftlichen Verfahren, die Materialien wieder voneinander zu trennen, um sie recyclen zu können. Gebrauchte Blisterstreifen landen in Deutschland ausnahmslos im Restmüll", erläutert Haefeli.

Idee bei der Abiturvorbereitung gekommen

Die Vermessung ergab: Die Abstände zwischen den Kammern machen derzeit durchschnittlich rund 70 Prozent des Blistermaterials aus. Für die betrachteten 50 meistverkauften Tabletten und Kapseln schätzte das Team das für die Zwischenräume verbrauchte Material auf 3.868 Tonnen. Hochgerechnet auf alle in Deutschland pro Jahr vertriebenen Medikamente dieser Art ergeben sich mehr als 8.500 Tonnen Blistermaterial. 37 Prozent davon ließen sich jährlich einsparen, wenn man die Tabletten in zwei Reihen mit jeweils zwei Millimetern Abstand anordnen würde. 

Die Idee, sich diese bisher kaum beachtete Problematik näher anzuschauen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten, hatte die Studienautorin Falconnier‑Williams, Tochter einer Apothekerin in der Schweiz, als sie sich auf das Abitur vorbereitete: "Ich wollte mit einem alltäglichen Beispiel, den Blisterverpackungen von Medikamenten, zeigen, welch großen Unterschied kleine, unscheinbar erscheinende Anpassungen machen können, und Menschen motivieren, Dinge in ihrem Alltag kritisch zu hinterfragen und bestenfalls zu optimieren, um Stück für Stück unseren Alltag ökologischer zu gestalten."

cdi/pm

Links/Studien

Die Studie "Untapped options to reduce waste from blister packaging for tablets and capsules" wurde im Fachmagazin "European Journal of Clinical Pharmacology" veröffentlicht.

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