Kann die Menschheit den Ausstoß von Klimagasen wie CO2 nicht stoppen oder wenigstens deutlich verlangsamen, dann lautet die Antwort höchstwahrscheinlich Ja. Was das konkret für das Wetter bedeutet, kann man am Sommer 2018 gut studieren: Im mitteldeutschen Flachland lagen die Temperaturen im Dürrejahr etwa 3,3 Grad Celsius über dem Durchschnitt der Klimareferenzperiode 1961 bis 1990. Zugleich fiel deutlich weniger Regen: In feuchten Berglagen waren die Niederschläge etwa 30 Prozent geringer, im trockenen Flachland sogar um rund 60 Prozent. Es war eines der trockensten und heißesten Jahre der Wetteraufzeichnung.
Treffen die derzeitigen Klimaprojektionen zu, wird der Rekord aber nicht lange halten. Schon zwischen 2045 und 2075 könnten die Sommertemperaturen im Durchschnitt um 3,1 Grad Celsius über dem Niveau der Referenzperiode liegen, die Niederschläge etwa zehn Prozent darunter. In den letzten 30 Jahren des laufenden Jarhunderts droht dann sogar eine Erwärmung um im Schnitt vier Grad Celsius mehr, das entspricht nochmal einen Grad mehr als im Sommer 2018. Zudem könnte etwa 25 Prozent weniger Regen fallen.
Der Winter 2017/2018 war im mitteldeutschen Flachland durchschnittlich etwa ein Grad Celsius zu warm. Nach langen frostfreien Phasen im Dezember und Januar fielen die Temperaturen erst im Februar für längere Zeit unter den Gefrierpunkt. In Nordsachsen lag die Saison damit 1,6 Grad über dem Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990. Auch in den Bergen war es im Schnitt zwischen 0,5 und 1,5 Grad weniger kalt, auch wenn hier der Frost deutlich länger anhielt.
Klimatologen gehen davon aus, dass es mittelfristig durchaus noch knackig-kalte Winter auch im Flachland geben wird. Sie beobachten gegenwärtig den Trend, das Wetterlagen lange Zeit anhalten und auch die Extremwerte zunehmen. Stellt sich im Winter also Frost ein, kann es sein, dass er lange bleibt.
Langfristig zeigen die Klimamodelle dann aber ein langsames Verschwinden kalter Winter. Bis 2085 könnten sich die kalten Jahreszeiten um 4 bis 5 Grad Celsius erwärmen. In den Hochlagen von Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge wird es dann immer lang anhaltenden Frost geben. Im Flachlang hingegen könnte Schnee zu einem sehr seltenen Gast werden, wenn die Durchschnittstemperaturen zwischen Dezember und Februar bei vier bis fünf Grad liegen.
Für den Wintersport sind neben Frosttagen auch die Menge der Niederschläge entscheidend. Regnet es im Winter zu wenig, nutzt auch eine Phase längerer Kälte wie im Februar 2018 wenig. Den Pistenbetreibern fehlt dann schlicht Wasser, um mit ihren Schneekanonen Kunstschnee zu produzieren. Deshalb könnten die Bedingungen im Harz langfristig die besten bleiben, denn am Brocken schneit und regnet es mehr, als am Fichtel- oder am Großen Beerberg.
Klimatologen beobachten, dass Wetterlagen durch die Erderwärmung immer länger anhalten, also "persistenter" werden. Grund dafür ist das schmelzende Eis am Nordpol. Es reflektierte früher viel Sonnenlicht in den Weltraum. Nun verschluckt stattdessen dunkles Meerwasser die Energie und wird dadurch wärmer. Die Folge ist, dass sich die Wassertemperaturen von Nordpolarmeer und Atlantischem Ozean am Äquator annähern. Weniger Temperaturdifferenz bedeutet weniger Energie für die starken Winde in den oberen Atmosphärenschichten. Die Abschwächung der sogenannten Jetstreams wiederum bewirkt, dass sogenannte Blockadewetterlagen entstehen.
Im August 2002 blockierte ein Hoch über Skandinavien den üblichen Weg von Tiefdruckgebieten vom Atlantik über Frankreich nach Deutschland. Stattdessen zog das Tief "Ilse" über das Mittelmeer und lud sich dort mit Feuchtigkeit auf. Dann wurde es auf der sogenannten Fünf-B-Flugbahn über Norditalien und die Alpen nach Mitteleuropa gedrückt, wo es sich in tagelangen, starken Regenfällen entlud.
Im Sommer 2018 stand das blockierende Hoch in seinem Zentrum über Dänemark und Deutschland. Bei dieser sogenannten "Omegawetterlage" rissen die Westwinde nahezu ab, monatelange Trockenheit folgte.
Land- und Forstwirten droht durch die Veränderung des Wetters großer Schaden, vor allem durch den Trend zu immer länger anhaltenden Wetterlagen. Sowohl Regen als auch Trockenheit wechseln sich oft nicht mehr innerhalb von wenigen Tagen ab. Stattdessen verharren bestimmte Phänomene oft wochenlang. So kann es sein, dass in einem Jahr eine Dürre die Ernte vernichtet und im nächsten Jahr anhaltende Feuchtigkeit die Erträge zunichte macht.
Doch auch die Bevölkerung, besonders alte Menschen und Kranke, leiden unter immer heißer werdenden Sommern. Der Jahrhundertsommer von 2003, der in Südwesteuropa mit Temperaturen von weit über 40 Grad Celsius einher ging, hat viele gesundheitlich angeschlagene Menschen das Leben gekostet. Die Schätzungen belaufen sich auf bis zu 70.000 Todesopfer durch die Hitzewelle.
Die Klimaprojektionen gehen davon aus, dass es insgesamt deutlich wärmer wird. Sommer wie 2003 oder 2018 könnten dann die Regel sein, aber auch Flutereignisse wie 2002 und 2013 zunehmen. Durch die zunehmende Dauer von Wetterlagen, nimmt ihre Zerstörungskraft erheblich zu. Auch wenn Mitteldeutschland vom Klimawandel nicht so unmittelbar bedroht wird, wie beispielsweise die Nordseeküste, könnten Wirtschaft und Bevölkerung durch die zunehmenden Extremwetterlagen deutliche Schäden erleiden.