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Bei Bonobo-Weibchen, die mit anderen Weibchen Sex hatten, ist der mehr Glückshormon-Spiegel höher Bildrechte: IMAGO / Nature Picture Library

Menschenaffen im KongoBonobo-Sex unter Weibchen – gut fürs soziale Miteinander

13. September 2019, 17:06 Uhr

Bonobo-Schimpansen lösen nicht nur Konflikte mit Sex. Eine Nummer zwischendurch fördert offenbar das soziale Miteinander besonders unter den Weibchen. Leipziger Forscher haben jetzt eine Vermutung, warum das so ist.

Ménage à trois: Ob das Männchen bei diesem Dreier eigentlich nur stört? Bildrechte: imago/Nature Picture Library

Schon wieder die Bonobos! Bei der Schimpansenart scheint Sex nun auch wirklich ein Universalwerkzeug zu sein. Unlängst bekannt wurde, dass unsere nächsten Verwandten Konflikte gern mit Geschlechtsverkehr lösen. Die Forschenden vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Antropologie haben jetzt beim Liebesspiel der Affen – pardon! – noch einmal genauer hingeschaut. Zusammen mit Kollegen vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Mecklenburg-Vorpommern und der Harvard-Universität konnten sie in der Demokratischen Republik Kongo herausfinden, warum sich Sex positiv auf das soziale Miteinander auswirkt – und zwar gleichgeschlechtlicher Sex unter Affenweibchen.

Abbau sozialer Spannungen durch Sex

Bildrechte: Martin Surbeck, Kokolopori Bonobo Research Project

Bonobos – oder "Hippieaffen", wie sie die Max-Planck-Gesellschaft auch nennt – sind für ihr friedfertiges Miteinander, die Gleichberechtigung beider Geschlechter und eben ihr flexibles Sexualverhalten bekannt. Insgesamt betrachtet haben die Schimpansen sogar mehr gleichgeschlechtlichen Sex als zur Fortpflanzung geeigneten heterosexuellen Geschlechtsverkehr. Während dieses Verhalten bei Männchen eher selten auftritt, scheint es bei den weiblichen Menschenaffen die Regel zu sein. Das Sexualverhalten der Bonobos ist ein Verhalten, das beim Abbau sozialer Spannungen und Aggressionen und beim Schaffen sozialer Bindung helfen könnte. Bisher ungeklärt war, warum es vor allem unter den Weibchen beobachtet werden konnte.

Die Forscher haben dazu Tiere nahe der Forschungsstation LuiKotale beobachtet – auch ihr Verhalten in der Gruppe außerhalb sexueller Aktivitäten – und Urinproben gesammelt. Heraus kam, dass Tiere, die häufiger Sex hatten, sich häufiger bei Konflikten unterstützen. Diese Kooperation fand vor allem unter Weibchen statt. Vielleicht können Bonoboweibchen gerade deshalb einen hohen Stellenwert in ihrer Gesellschaft erreichen: "Es kann sein, dass die größere Motivation für die Zusammenarbeit zwischen Weibchen der Schlüssel zum Verständnis dafür ist, wie Weibchen hohe Dominanzränge in der Bonobo-Gemeinschaft erreichen", so Martin Surbeck vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie und der Harvard University.

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Diese Annahme bekräftigen auch die Urinproben, in denen die Konzentration des Hormons Oxytocin gemessen wurde. Dieses kooperationsfördernde Hormon wird freigesetzt, wenn eine freundliche soziale Interaktion erfolgt ist, so auch nach dem Sex. Die Forschenden haben festgestellt: Wenn Weibchen miteinander Sex hatten, ist der Oxytocin-Spiegel im Urin angestiegen. Allerdings nicht, wenn sich eine Bonobofrau mit einem Männchen gepaart hat.

Auch Menschen profitieren von gleichgeschlechtlicher Unterstützung

Liza Moscovice vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie: "Obwohl es wichtig ist, menschliche Homosexualität nicht mit gleichgeschlechtlichem Sexualverhalten bei Tieren gleichzusetzen, zeigt unsere Studie, dass sowohl beim Menschen als auch bei einem engen Verwandten die Entwicklung des gleichgeschlechtlichen Sexualverhaltens neue Wege zur Förderung eines hohen Maßes an Kooperation eröffnet hat." Dafür gebe es auch historische und interkulturelle Beweise. Durch Allianzen zwischen Mitgliedern des gleichen Geschlechts, würden sich viele Vorteile ergeben , so die Forscher. Dazu zählen soziale Unterstützung und gemeinsame Nutzung von Ressourcen.

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Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | ETC | 06. August 2019 | 10:30 Uhr