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Citizen ScienceKennen Sie die zehn Jahreszeiten?

01. Juni 2021, 14:26 Uhr

Vögel zählen oder Insekten kann ganz schön herausfordernd sein, schließlich warten die Herrschaften ja nicht still sitzend darauf, bis wir sie erkannt haben. Pflanzen beobachten im Dienste der Wissenschaft ist weit weniger stressig.

Vögel zählen, Insekten zählen: Das kann ganz schön stressen! Hatte der Käfer wirklich sechs Punkte? War das eine Blutbiene oder doch nur die gewöhnliche Apis Mellifera, die einfache Honigbiene, die gerade vom blühenden Salbei abgeschwirrt ist? Oder beim Vögelzählen. War es ein Gartenrotschwänzchen oder doch ein Hausrotschwanz, da vorn am Vogelhäuschen? Da kann man ganz schön ins Schwitzen kommen im Dienst der Bürgerwissenschaft, oder Citizen Science, wie all diese Projekte heißen, bei denen alle wissenschaftlich mitarbeiten können, denen ein Naturthema am Herzen liegt.

Von wegen, vier Jahreszeiten: Die Phänologie kennt sogar zehn

Fuchsschwanz Amarathus cruentus: Seine Blüte zeigt den Frühsommer an Bildrechte: IMAGO / Panthermedia

Wem nun Vögel- und Insektenzählen nicht liegt, für den gibt es die Phänologie, die Pflanzenbeobachtung. Etwa 1.200 Menschen sind derzeit deutschlandweit als Pflanzenbeobachter gemeldet, die je nach Region bis zu 40 sogenannte Zeiger-Arten im Blick haben. Das sind die Pflanzen, die den Beginn der phänologischen Jahreszeiten anzeigen. In der Phänologie wird nämlich zwischen zehn Jahreszeiten unterschieden.

Die zehn Jahreszeiten aus phänologischer Sicht

Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Volherbst, Spätherbst, Winter.

Zum Beispiel, wenn die Kirsche blüht, ist es Erstfrühling; die Apfelblüte steht für den Vollfrühling, der Fuchsschwanz für den Frühsommer. Als Pflanzenmelderin oder -Melder zeigt man Anfang und Ende der Blühzeit solcher Pflanzen an und schickt diese Daten dann an den Deutschen Wetterdienst. Seit 1951 Jahren gibt es diesen Citizen-Science-Zweig, der damals natürlich noch nicht so hieß.

Pflanzenmelder werden – wie geht das?

Man kann sich an verschiedenen Stellen zum Pflanzenmelder machen. Entweder direkt beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Hier geht es quasi um langfristige "Bindung", und damit die Kür der Pflanzenbeobachtung. So können für bestimmte Beobachtungsgebiete kontinuierlich Daten zur Pflanzenentwicklung gewonnen werden. Wer sich beim DWD zum Beobachten registrieren lässt, bekommt Anfang des Jahres ein "Tagebuch für phänologische Beobachtungen" zugeschickt. Darin soll man auch extreme Wetterereignisse eintragen wie Bodenfrost, Hagel, Sturm mit Windbruch oder Starkniederschläge.

"Flora Incognita"Thüringer App zum Pflanzenerkennen liefert wichtige Daten für Botaniker

mit Video

Zum Einsteigen ins Pflanzenbeobachten eignen sich einzelne Beobachtungsprojekte auf der Seite naturgucker.de. Hier gibt es Anleitungen für saisonale Beobachtungsfragen, deren Ergebnisse man online melden kann. Und wer sagt, ich würde ja gerne mitmachen, kann aber kaum zwischen Haselnuss und Birke unterscheiden: Apps wie "terra incognita" helfen schnell beim Lernen.

Wem nutzen all die Daten aus der Pflanzenbeobachtung?

Dieser Langzeitbeobachtung verdankt man einiges an Wissen über das Pflanzenwachstum. Zum Beispiel für den Raps-Anbau. Aus den gemeldeten Blühdaten lassen sich zusammen mit den Wetterdaten von Niederschlägen, Sonnenscheindauer und Bodenfeuchte ziemlich genaue Vorhersagen für den Gefährdungsgrad zum Beispiel für den Raps erstellen. Der Feind des Rapses ist die Weißstängeligkeit, Sclerotinia sclerotiorum. Das ist ein Pilz, der auch Sonnenblumen, Hülsenfrüchte, Ackerbohnen, Linsen, Kartoffeln, Kohlarten, Erdbeeren, Äpfel und Steinobst befallen kann. Die Pflanzen welken und bräunen erst an den Blättern, es bildet sich ein weißes, watteartiges Gewebe. Besonders in feucht-armen Frühsommern und bei hoher Luftfeuchtigkeit gedeiht dieser Pilz prächtig, der sich einerseits über den Boden verbreitet, sich aber auch über den Sporenflug auf Pflanzen verteilt und für gewaltige Ernteausfälle sorgen kann.

Pilzbefall kann auch bei Apfelbäumen zu Ernteausfällen führen. Bildrechte: imago images / imagebroker

(km/lfw)

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